Ach, was kann ein Garten nicht alles sein … Und wie vielen verschiedenen Nutzungen kann ein Garten dienen. Zum Park grenzt er sich nicht durch seine Größe ab, vielmehr durch seinen Charakter: Der Garten hat immer etwas Intimes, Privates, er bietet Schutz und Erbauung, der Garten ist verdichtete Natur, gleich ob Ertrag oder Betrachtung im Vordergrund stehen. Hier ein paar Tipps, wo es wunderbare Garten-Welten in der Metropolregion Rhein-Neckar zu finden gibt:

Kurpark Bad Dürkheim

Auf Zeitreise durch die Gestaltung von Park- und Gartenanlagen: Der Kurpark Bad Dürkheim. Foto: Melanie Hubach

Ein Gang durch diese so ungewöhnliche wie weitläufige Park- und Gartenanlage ist eine abwechslungsreiche Begegnung mit den Bedürfnissen erholungssuchender Menschen – und wie sie sich über die Jahrhunderte gewandelt haben. Von den repräsentativen Ursprüngen, verbunden mit der zerstörten Leininger Residenz im 18. Jahrhundert, über die Umgestaltung des ehemaligen Schlossparks in einen Englischen Garten 1845 bis zum etwa zeitgleich errichteten 333 Meter langen Gradierbau, finden sich hier ganz verschiedene Einflüsse bis ins 21. Jahrhundert hinein: architektonische, gärtnerische, sport- und bewegungsbetonte, naturbelassene, beschauliche, kinderfreundliche und natürlich gesundheitsfördernde Bereiche und Gestaltungen. Der immer weiter gewachsene Park folgt dabei dem renaturierten Bachlauf der Isenach. Eine wundervolle grüne Zeitreise in Bad Dürkheim.

Schlossplatz 1, 67098 Bad Dürkheim. Der Kurpark ist frei zugänglich. www.bad-duerkheim.de

Adenauerpark Speyer

Gotische Kapelle umgeben von einer Blütenpracht: Der Adenauerpark in Speyer. Foto: Klaus Landry

Eine verwunschene Idylle inmitten der Stadt. Mit seinen alten Bäumen und seltenen Gehölzen überwindet der kleine, intime Park die ihn geradezu umzingelnde kirchliche und weltliche Symbollast und ist vor allem eines: Ort der Stille, Ort der Sammlung, Ort des Lauschens. Im Osten ist der Garten begrenzt durch die mächtige Friedens- und Begräbniskirche sowie die Grabstätte des Domkapitels, im Westen dem Bahnhof benachbart, er trägt einen großen staatsmännischen Namen und umfasst das Grab des Altbundeskanzlers Helmut Kohl und eine strenge gotische Kapelle. Erst seit den 1950er Jahren ist der ehemalige Speyerer Friedhof der Öffentlichkeit als Park zugänglich. Durch das Tor tretend, bleibt der Lärm zurück, ein Seerosenteich schimmert im Grün und der Garten umfängt die Besucher freundlich.

Hirschgraben 4, 67346 Speyer. Der Adenauerpark ist frei zugänglich. www.speyer.de

Angelbachtal: Historischer Schlosspark Eichtersheim

Der Blickfang im Schlosspark Eichtersheim: das alte Wasserschloss aus dem 16. Jahrhundert. Foto: Gemeinde Angelbachtal

Der Schlosspark Eichtersheim wurde im Stil eines englischen Landschaftsparks Mitte des 19. Jahrhunderts angelegt und ist 6,75 Hektar groß. Sein Blickfang ist das alte Wasserschloss aus dem 16. Jahrhundert. Bis heute allseitig von Wasser umgeben, dient es seit 1980 als Rathaus. Unter den alten Bäumen finden sich etliche botanische Besonderheiten, darunter etwa ein mächtiger Gingko-Baum, eine geschlitztblättrige Buche oder eine bizarre, weit ausladende Hängebuche. Im Eingangsbereich finden sich zahlreiche Großskulpturen des Bildhauers Jürgen Goertz. Das Lichterfest (an Pfingstsonntag), die Highland Games (am 2. Juli-Wochenende) sowie der Mittelaltermarkt (am 2. August-Wochenende) beleben den Park zusätzlich.

Schlossstraße 1, 74918 Angelbachtal, der Park ist außerhalb der Großveranstaltungen frei zugänglich. www.angelbachtal.de

Bensheim: Staatspark Fürstenlager

Idyllisch gelegen: das Fürstenlager in Bensheim-Auerbach. Foto: Beekmann

Wer ins Fürstenlager will, wandert zunächst eine prächtige Kastanienallee hinauf. Zu einer Ansammlung von Häusern, die zwar aussehen wie ein idyllisches Bauerndorf – aber ein durch und durch adeliges Herzensprojekt sind. Denn angelegt hatte das Fürstenlager Ludwig I., der sich als Großherzog von Hessen und bei Rhein mit seiner Frau Luise vor allem eines wünschte – Natur und ein Stück Freiheit fernab der höfischen Konventionen. So kommt man an, im Frühling belohnt mit wunderbarer Blütenpracht. Der Weg führt weiter, am Goethe Brunnen vorbei, zum Herrenhaus. Nun wendet sich der Blick zur großen Wiese, die bekrönt ist mit dem Freundschaftstempel. Gepflegt wird das Kleinod an der Bergstraße von Stefan Jagenteufl (hier unser WO-SONST-Porträt über den Parkleiter), der vieles ist: Gärtner- und Landschaftsbaumeister, aber auch Eventerfinder und -manager, Denkmalpfleger und Pflanzenarchäologe.

Das Fürstenlager ist frei zugänglich.

Ladenburgs „Grüner Ring“

Ladenburg zeichnet sich neben der sanierten historischen Altstadt vor allem durch seine vernetzten Grünanlagen und Parks aus. Der ausgeschilderte „Grüne Ring“ führt vom Benzpark über die Festwiese entlang des Neckars, vorbei am Freibad, durch die herrlichen Bachlandschaft zum einladenden Reinhold-Schulz-Waldpark. Über die Altstadt bis zum Martinstor und dem Hexenturm führt der „Grüne Ring“ schließlich zurück zum Ausgangspunkt. Wer mag, macht einen Abstecher ins Automuseum, das Winfried A. Seidel in den ehemaligen Benz’schen Fabrikhallen eingerichtet hat.  

Der Grüne Ring ist frei zugänglich. www.ladenburg.de/touristik-kultur/

Landau: Kreuzgarten

Im Kreuzgarten ranken Kletter- und Heckenrosen. Foto: Stadt Landau

Eine Oase der Stille inmitten der quirligen Landauer Innenstadt ist diese von einem Kreuzgang umfasste ca. 600 Quadratmeter große, kontemplative Anlage. Ein Wegekreuz gliedert die Rasenfläche, die von Buchshecken, Hochstammrosen und Stauden eingefasst ist. Zu den spätgotischen Spitzbögen hoch ranken sich Kletter- und Heckenrosen. Die angrenzende Heilig-Kreuz-Kirche der ehemaligen Klosteranlage der Augustiner-Eremiten wurde zwischen 1405 und 1413 erbaut (unsere WO-SONST-Geschichte zur Landauer Stadtgeschichte gibt es hier). Die 2003 erfolgte neue Gartengestaltung orientierte sich an historischen Vorbildern. Der mittig stehende ehemalige Taufstein (ca. 1700) dient heute als leise plätschernder Brunnen, viele der Rosen wurden anlässlich von Hochzeiten gespendet.

Königstraße 21, 76829 Landau. Der Kreuzgarten ist von 8 bis 18 Uhr geöffnet. www.landau.de

Lorsch: Kräutergarten zum Lorscher Arzneibuch

Auf den Spuren der Medizingeschichte – im Lorscher Kräutergarten. Foto: Gabi Dewald

Die Anfänge der Medizingeschichte des Abendlandes liegen in der Metropolregion Rhein-Neckar: Etwa 180 Arzneipflanzen nennt das Lorscher Arzneibuch, das seit 2013 zum UNESCO Weltkulturerbe gehört – sie alle sind hier, auf dem weitläufigen Klostergelände, zu finden. Der Garten liegt nach Norden geschützt durch die mächtige Zehntscheune am Spittelsberg (Spitalberg) des Kloster Lorsch. Die Beete staffeln sich den sanft den ansteigenden Dünenrücken hoch, an lauen Sommerabenden steht die Luft würzig und warm zwischen Hügel und Gemäuer. Von hier aus lohnt ein Spaziergang nach Lauresham, wo Archäologie lebendig wird – im wahrsten Sinne des Wortes.

UNESCO Welterbe Kloster Lorsch, Nibelungenstraße 31, 64653 Lorsch. Der Kräutergarten ist frei zugänglich. www.kloster-lorsch.de

Lorsch: Pfingstrosengarten – ein Lehr- und Schaugarten

Foto: Gabi Dewald

Was für eine Pracht! Nannte sie Homer „die Königin der Kräuter“, verehrt man die Paeonie heute vor allem ihrer überbordenden Schönheit wegen. Der Lehr- und Schaugarten im pittoresken evangelischen Kirchgarten von Lorsch beherbergt derzeit schon etwa 170 wundervolle Sorten und Arten und damit Wildformen und Züchtungen aus verschiedenen Erdteilen und Jahrhunderten. Einst von benediktinischen Mönchen über die Alpen nach Deutschland gebracht, spielte die Pfngstrose in der frühmittelalterlichen Medizin eine wichtige Rolle und wird bis heute in China als „kaiserliche Blume“ verehrt.

Nibelungenstraße 25, 64653 Lorsch. Der Pfingstrosengarten ist frei zugänglich.

Ludwigshafen: Ebertpark

Charakteristisch: der sternförmige Springbrunnen im Ludwigshafener Ebertpark. Foto: Beekmann

Der Ebertpark wurde 1925 anlässlich der Süddeutschen Gartenbauausstellung auf einem versumpften, kaum genutzten Altrheinarm eröffnet. Die „grüne Lunge“ wuchs von 8 auf heute ca. 23 Hektar an und wurde damit in den letzten 50 Jahren zu einem der bedeutendsten Naherholungsgebiete innerhalb der Chemiestadt. Trotz ihrer Weitläufigkeit bietet die Anlage viele individuell gestaltete, lauschige Rückzugsräume wie etwa den Kräuter- und Lesegarten. Eine Augenweide sind die Wechselflorbeete des geometrisch angelegten Eingangsbereiches – unsere WO-SONST-Geschichte über den Ebertpark findet sich hier.

Erzbergerstraße / Kreuzung Ebertstraße, 67063 Ludwigshafen. Der Ebert-Park ist frei zugänglich. www.ludwigshafen.de

Mannheim: Der Chinesische Garten im Luisenpark

Foto: Stadt Mannheim

Der Chinesische Garten im Luisenpark eröffnet Besucherinnen und Besuchern ein Reich der Verzauberung: Bei der Anlage mit dem größten, originalgetreu erbauten Chinesischen Teehaus Europas kam es dem Gartenarchitekten Li Zheng auf die Harmonie der sieben Dinge an: Erde, Himmel, Steine, Wasser, Gebäude, Wege und Pflanzen sollten in Einklang stehen. Alles ist hier im Fluss: Ruhe und Kraft, Schwere und Leichtigkeit. Die in südchinesischem Stil und mit typischen Materialien errichtete Anlage ist nach den Grundsätzen des Feng Shui, der „Lehre von Wind und Wasser“ geplant. Was es sonst noch zu entdecken gibt? Mehr über den Luisenpark in unserer WO-SONST-Geschichte „Echt – und zum Anfassen“.

Öffnungszeiten: September bis April: ab 9 Uhr bis zur Dämmerung, von Mai bis August: 9-21 Uhr, www.luisenpark.de

Schwetzingen: Schlosspark

Die Sommerresidenz beherbergt einen prächtigen Garten, den Kurfürst Carl Theodor nach Entwürfen von Nicolas de Pigage und Friedrich Ludwig Sckell in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zu einem Meisterwerk der Gartenkunst erweitern ließ. Ehrenhof und Schlossgebäude bilden das Entree zu dem Schlossgarten, der sich entlang der zentralen Barockachse auf 72 Hektar Fläche entfaltet. An das kreisrunde französische Gartenparterre schließen Rokoko-Kabinette und Partien im Stil des englischen Landschaftsgartens an, die mit zahlreichen Skulpturen und Gebäuden wie zum Beispiel einer Gartenmoschee ausgestattet sind – hier findet sich unser WO-SONST-Rundgang.

Öffnungszeiten: Ende Oktober bis Ende März: Mo-So 9-17 Uhr, Ende März bis Ende Oktober: Mo-So 9-20 Uhr, letzter Einlass: 16.30 Uhr bzw. 19.30 Uhr, Garteneintritt: 5 bzw. 7 Euro / Erm.: 2,50 bzw. 3,50 Euro, www.schloss-schwetzingen.de

Weinheim: Exotenwald

Waldweg im Exotenwald
Foto: Broady Nurish

Der Exotenwald ist ein an den Schlosspark grenzender Erholungswald mit markierten Wegen (mehr zu den „Wunderbäumen“ gibt es hier). Die Anbauflächen werden 18 Waldregionen auf der Welt zugeordnet, deren Bäume in Weinheim gedeihen können. Im 60 ha große Exotenwald sind heute Bäume all dieser 18 Regionen vertreten. Die höchsten Mammutbäume ragen 55 Meter in die Höhe und sind um die 150 Jahre alt.

Der Park ist frei zugänglich. www.weinheim.de

Weinheim: Schau- und Sichtungsgarten Hermannshof

Der Schau- und Sichtungsgarten Hermannshof Weinheim ist eine Forschungs- und Bildungseinrichtung für Staudenverwendung unter ökologischen und ästhetischen Aspekten. Über 2500 Staudenarten und -sorten sowie in Deutschland sehr seltene Gehölze prägen die Anlage mit einem klassizistischen Herrenhaus. Ein Besuch gibt Gartenfreunden und Fachleuten viele Anregungen für neuartige, ansprechende Gartengestaltung. Der Garten wird von der Firma Freudenberg und der Stadt Weinheim unterhalten – wir haben für WO SONST ein Porträt über den Gärtnermeister recherchiert.

März und Oktober: täglich 10-18 Uhr, April bis September: täglich, 10-19 Uhr, Winterhalbjahr: Mo-Fr 10-16 Uhr (außer Feiertage), 24.12. bis 6.1. geschlossen, Eintritt frei, www.sichtungsgarten-hermannshof.de

Worms: Schlosspark Herrnsheim

Blick auf Schloss Herrnsheim. Foto: Rudolf Uhrig

Der 10,5 Hektar große Landschaftspark wurde von Schlossherr Wolfgang Heribert von Dalberg in Auftrag gegeben und zwischen 1788/92 von dem bekannten Gartenarchitekten Friedrich Ludwig von Sckell und um 1811 von seinem Schüler Johann Michael Zeyher im englischen Stil gestaltet. Wesentliche Gestaltungselemente sind die ausgedehnte Teichanlage mit Brücken, Inseln, Kanälen und der Amorgrotte, die großzügigen Wiesenbereiche sowie die waldartigen Baumbestände im Norden. Durch die lebendige Wegeführung entstehen immer neue Kulissen, Durchblicke und Sichtachsen wie zur St. Anna-Kapelle, zum Teehaus, zum Schillerturm oder zur Orangerie. Neben einheimischen Parkbäumen wie Stieleiche und Blutbuche finden sich auch aus Nordamerika stammende Zürgelbäume oder ein Pagodenbaum aus China. Warum das Wormser Schloss eines ist, das noch wachgeküsst werden muss – mehr gibt’s dazu in unserer WO-SONST-Geschichte.

Herrnsheimer Hauptstraße 1, 67550 Worms. Der Park ist frei zugänglich.

Worms: Heylshofpark

Foto: Rudolf Uhrig

Anstelle des 1689 zerstörten Bischofshofes und damit in Nachbarschaft des Doms ließ der Wormser Lederindustrielle Cornelius Wilhelm von Heyl 1884 ein barockes Wohnschloss (heute: Museum Heylshof) bauen und einen Park anlegen. Mitten in der Stadt bietet er eine Oase der Ruhe. An der alten Stadtmauer findet sich mit dem Herkulesbrunnen eine romantische Grottenarchitektur aus Kalktuff. An den Luther-Reichstag von 1521 erinnert ein Gedenkort mit Bronzearbeiten und ein von Mai bis Oktober aufgebauter Bildungs- und Erlebnisparcours. Und von hier aus ist es nicht weit zum berühmten jüdischen Friedhof der Stadt – mit seiner eindrucksvollen Historie.

Stephansgasse 9, 67547 Worms. Der Park ist von 9 Uhr bis zur Dämmerung frei zugänglich.

In der großen Welt der kleinen Bäume

600, 700 Jahre. So alt sind manche Bäume, die im Bonsai-Zentrum Heidelberg stehen. Über Jahrhunderte in Form gebracht, gestaltet als lebendige Kunstwerke. Als Edis Ziegler das Grundstück 2007 erwarb, hatte er zunächst gar nicht vor, das Zentrum weiterzuführen. Doch schnell war auch er fasziniert von der uralten japanischen Gartenkunst.  

Hier geht’s zu unserer WO-SONST-Geschichte

Die Texte stammen teilweise aus der Broschüre „Gartenpforte“ – und sind auch als PDF erhältlich. Gesamtredaktion: Dr. Barbara Gilsdorf, Stadt Schwetzingen.