Am Anfang war eine mittelalterliche Burg, erbaut um 1460. Ab 1711 entstand ein barockes Schloss, das 1792 schwer beschädigt wurde. Aus den Ruinen wurde ein einzigartiges Ensemble im Empire-Stil wieder aufgebaut, das jetzt nach und nach von der Stadt Worms und dem Kulturmacher Volker Gallé aus der Vergessenheit geholt wird. Ein Schloss zum Wachküssen …
„Das ist ein echter Geheimtipp, dieses Schloss kennen noch nicht viele.“ Sagt Volker Gallé zur Begrüßung, breitet die Arme aus, schreitet die breite Schlosstreppe hinunter und gibt einem das Gefühl, in einer anderen Zeit gelandet zu sein. Und tatsächlich: Mit französischer Batschkapp und Rauschebart sieht der Kulturkoordinator der Stadt Worms aus, wie man sich den Hausherrn eines Chateaus gerne vorstellt.
„Mir ist es immer darum gegangen, die Identität Rheinhessens zu wahren und sie den Menschen bewusst zu machen“, erzählt der notorische Kulturmacher, während wir das Schloss betreten. Seine große Leidenschaft ist es, Kultur voranzubringen, für eine Sache zu brennen, unermüdlich und mit vollem Elan. Nach dem Studium in Mainz hat er zunächst als Musiklehrer gearbeitet, war später einige Jahre Lokalredakteur in Alzey, aktiv in der Friedensbewegung und einer der Gründer und Sprecher der Grünen in Rheinland-Pfalz. Als Liedermacher und Buchautor hat er Texte in rheinhessischer Mundart geschrieben. Die muss man nicht gleich verstehen – aber schön sind sie allemal. Zuerst gab er Auftritte mit den „Schnoogefänger“, später folgten Soloprogramme und Konzerte mit politischen Liedern. Es waren bewegte Zeiten, da wurde noch gestritten um jedes Wort, Politik war lebendig. So wie Gallé. Gut zwei Dutzend Bücher hat er herausgebracht. „Da geht es meist um die Geschichte und Kultur in Rheinhessen“. So wie in Schloss Herrnsheim.
Nach und nach hat die Stadt Worms den Schlossbezirk aus der Vergessenheit zurückgeholt und geöffnet. Manche Teile sind vermietet und beherbergen heute ein Café, ein Restaurant, eine Ölmühle und das Weingut „Chateau Schembs“, das in einer urigen Scheune auch Konzerte veranstaltet. „Wir wollen das Schloss als kulturtouristisches Highlight wiederbeleben“, so Gallé, der das Projekt immer weiter vorantreiben möchte.