Es sind Orte, um in längst vergangene Zeiten zu reisen. Mauern, die auch ohne Worte Geschichten erzählen: Die Burgruine Windeck und die Wachenburg in Weinheim liegen an einem Wanderweg, der zwischen Darmstadt und Heidelberg auf 120 Kilometern zu rund 30 Befestigungen und Schlössern führt: der Burgensteig.
111 Stufen. Oder doch eine mehr? Eine weniger? Sie sind unterschiedlich hoch, erfordern Konzentration. Außerdem fällt nur wenig Licht durch die schmalen Fenster, die in dicke Mauern eingelassen sind. Doch wer den 28 Meter hohen Bergfried der Burgruine Windeck in Weinheim über die Wendeltreppen erklommen hat, der denkt ohnehin nicht mehr nach über Stufen. Der genießt den Ausblick, träumt sich in eine Zeit, in der Ritter auf stolzen Pferden durch Burghöfe reiten, in der es Falltore gibt, Minnesang und angsteinflößende Kerker.
Maria Zimmermann weht es durchs Haar an diesem eigentlich milden Dezembertag. „Wind-Eck halt.“ Sie zuckt mit den Schultern. Die 57-Jährige ist Leiterin des Amts für Touristik, Kultur und Öffentlichkeitsarbeit in Weinheim. Sie muss nicht viel dazu sagen. Man merkt schnell, was ihr das alles hier bedeutet: die Stadt, die Bergstraße, ihre Arbeit. Durch ein Fenster im Turm blickt sie nach Nordosten – hinüber zum zweiten Wahrzeichen Weinheims: der Wachenburg mit ihrem ziegelroten Dach. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts ließ der Weinheimer Seniorenconvent, ein Dachverband von Corps, also besonders alten Studentenverbindungen, sie bauen: als Treffpunkt, aber auch als Gedenkstätte für 23 im deutsch-französischen Krieg 1870/1871 gefallene Corps-Studenten. Sie ist die jüngste ihrer Art in der Region.
Windeck hingegen ist die zweitälteste Burg an der Bergstraße. Nach 1100 ließen Lorscher Klosteräbte sie errichten, um ihre Besitztümer in Weinheim zu schützen. Im Dreißigjährigen Krieg (1618 bis 1648) wurde die Burg mehrfach schwer beschädigt. 1674 dann besiegelte Marschall Vicomte de Turenne, Oberbefehlshaber der französischen Truppen, im niederländisch-französischen Krieg ihr Schicksal, ließ sie endgültig zerstören. Von da an nutzten die Weinheimer die Ruine als Steinbruch für ihre Häuser. 1900 verkaufte der badische Staat die Reste der Burg an den Grafen Sigismund von Berckheim, der das Gebäude vor dem weiteren Verfall schützte und es teilweise wieder aufbauen ließ. Seit 40 Jahren nun gehört die Burg, in der sich heute ein Gastronomiebetrieb befindet, der Stadt.
Die beiden Weinheimer Wahrzeichen liegen an einem Wanderweg, dem Burgensteig. Maria Zimmermann bewirbt ihn aus zwei Perspektiven. Denn sie arbeitet ehrenamtlich auch als Vorsitzende des Tourismus Service Bergstraße, zu dem sich die Gemeinden der Region vernetzt haben. Sie spricht für den Verein, organisiert beispielsweise gemeinsam mit Kollegen Messeauftritte und Werbemittel. Auch für den Wanderweg, der rund 120 Kilometer lang ist und von Darmstadt-Eberstadt bis nach Heidelberg führt – vorbei an rund 30 Festungen und Schlössern.