Seit der Architekt Jörg Seitz einen Kanaldeckel öffnete und in der Tiefe ein historisches Tunnelsystem entdeckte, hat sich sein Leben verändert – und das der Stadt Landau.
Landau? Ist im Grunde das pfälzische Troja. Jede Epoche hat in der südpfälzischen Stadt schichtweise ihre Spuren über den Mauern der Geschichte hinterlassen. Spult man die Zeit 300 Jahre zurück, ist die Stadt sogar so was wie das Venedig der Pfalz. Denn in den Bauplänen des französischen Baumeisters Sébastien Le Prestre sieht man, dass ursprünglich 27 Schleusen den Wasserstand in den Gräben einer Wehranlage regulierten, die im 17. Jahrhundert erbaut wurde, dann fast verschwand und nun Wiederauferstehung feiert: die Festung Landau.
„Entschuldigung, können sie mir sagen, wo hier die Festung ist?“ Vor einigen Jahren stand der Architekt und Stadtplaner Jörg Seitz noch im Landauer Luitpoldpark und fragte Studenten vermeintlich nach dem Weg. Die Antworten, die er erhielt, waren immer die gleichen: Kopfschütteln und Schulterzucken. Was die Befragten damals nicht ahnten: Sie standen direkt auf dem Gelände der Festung Landau.
Die Szene liegt einige Jahre zurück. Jörg Seitz war damals noch in einem Büro in Stuttgart beschäftigt, aber am Wochenende jobbte er als Touristenführer und zeigte Besuchern die historischen Seiten seiner Heimatstadt Landau – seine Passion.
Viel hat sich getan seit der Befragung – es hat sich herumgesprochen: Unter großen Teilen der historischen Innenstadt ruht diese alte Wehranlage, begraben von Erde, überwuchert von Pflanzen. Der Erkenntnisgewinn ist auch das Verdienst von Jörg Seitz. Seit Jahren vergeht kein Tag, an dem er nicht unermüdlich das Bewusstsein seiner Mitmenschen schärft – für das historische Erbe unter Tage, unter der Stadt.
„Mein Leben hat sich verändert. Mittlerweile bin ich Familienvater und die Pendelei nach Stuttgart habe ich an den Nagel gehängt. Los ging alles mit der Gründung unseres Vereins. Offiziell heißt er „Festungsbauverein Landau – Les amis de Vauban e.V.“, wir bezeichnen uns aber ganz einfach als die größte Untergrundbewegung der Stadt.“
Die Existenz von Mauern und Katakomben im Pfälzer Unterboden war natürlich schon vor der Vereinsgründung bekannt. In Landau gab es kein Bauvorhaben, bei dem sich die Bagger nicht die Zähne an meterdicken Sandsteinmauern ausbissen. Während der Vorbereitungen zur Landesgartenschau war es wieder soweit. Doch diesmal wurde nicht einfach der Presslufthammer herangekarrt, sondern genau hingeschaut.