Der Kurpfalz-Park bei Wachenheim ist ein spannender Wildtierzoo oder ein entspanntes Erlebnisareal. Je nach Sichtweise. Vor allem Familien mit kleinen Kindern sind zwischen Kurpfalz-Coaster und Wolfsgehege unterwegs. Peter Braun jr. kennt hier jeden Weg, jedes Tier, jeden Stein.
Aufwachsen im Freizeitpark: Das klingt wie ein Kindheitstraum. Für Peter Braun jr. jedoch war es einfach Alltag. „Ich kannte es ja nicht anders, das war für mich normal.“ Sein Vater betreibt gemeinsam mit Andreas Teipelmann den Kurpfalz-Park bei Wachenheim. Nach der Schule, an den Wochenenden, in den Ferien: Er war immer hier. „Urlaub haben wir als Familie nur selten gemacht. Ging ja nicht, so mitten in der Hochsaison. Wir fuhren höchstens mal im Winter für eine Woche weg.“ Natürlich fuhr er dann auch mit der Sommerrodelbahn und war auf den Spielplätzen unterwegs. Am liebsten jedoch war er in der Falknerei und bei den Puppenspielern. Er saß dann hinter der Bühne und schaute sich von dort die Stücke an, die er fast alle auswendig kannte. „Ich weiß noch, dass ich damals zu meinem Onkel sagte: ‚Wenn ich groß bin, werd‘ ich Puppenspieler‘.“
Er machte dann doch die Ausbildung zum Bürokaufmann – direkt im Park. „Meine Eltern haben das immer offengelassen, ob meine Schwester und ich hier einsteigen wollen. Aber ehrlich gesagt – ich wüsste nicht, was ich lieber machen wollte.“ In ein paar Jahren, wenn sein Vater in Rente geht, wird er den Park übernehmen. Trotz langer Arbeitszeiten, trotz Sieben-Tage-Woche im Sommer. „Klar, das muss man schon wollen. Aber der Job ist so abwechslungsreich – ich könnte weder die ganze Zeit im Büro sitzen noch die ganze Zeit draußen arbeiten. So habe ich beides und dabei immer Kontakt zu netten Leuten.“
Gerade noch saß er an der Kasse, die jetzt seine Mutter Carmen übernimmt, während sein Vater in einer Besprechung verschwindet. Seine Schwester Dominique, die in der Verwaltung mitarbeitet, hat heute ihren freien Tag – und verbringt ihn mit ihrer kleinen Tochter direkt im Park. Der ist ein Familienunternehmen, selbst die Puppenspieler führen bereits in der dritten Generation ihre Stücke vor. Ihre Hexe Sauerkraut gehört ebenso selbstverständlich dazu wie Wutzel, das Wildschwein, das die Gäste schon am Eingang begrüßt.
Der Park ist ideal für Familien mit kleinen Kindern.
Sie können hier wie Piraten fliegen...
...und mit dem Coaster durch den Pfälzerwald flitzen.
Aber auch einfach mal Durchatmen...
und mit etwas Glück Rothirsche sichten.
Oder bei den Wolfsbrüdern Vucko und Sashok vorbeischauen.
Und bei den Falknern gibt es viele Infos...
über die faszinierenden Greifvögel.
1970 war das Areal eröffnet worden, damals noch als Hochwild-Schutzpark. Nach und nach kamen Spielplätze und Fahrgeschäfte dazu. Die damalige Betreibergruppe Schulte-Wrede pachtete immer mehr Waldfläche von der Stadt Wachenheim. 1989 übernahm Peter Braun sr. die Stelle des Geschäftsführers. Eigentlich eher durch Zufall. Er ist gelernter Maschinenschlosser und suchte einen Job in der Nähe seiner Heimatstadt Lambrecht. Mit Freizeitparks hatte er vorher nicht viel am Hut. Doch er arbeitete sich schnell ein. Ein Leben ohne den Park, die Tiere und vor allem die Menschen dort, konnte er sich bald nicht mehr vorstellen. Als die Betreibergruppe 2005 Insolvenz anmelden musste, setzte er deshalb alles auf eine Karte und übernahm den Park gemeinsam mit Andreas Teipelmann.
Hier gibt es nur Fahrgeschäfte, die für die ganze Familie funktionieren
Peter Braun jr.
Das Areal war in die Jahre gekommen, vieles durch die Insolvenz vernachlässigt worden. Die neuen Besitzer investierten einiges, brachten den Park wieder auf Vordermann. „Es hat schon etwas gedauert, bis die Besucher wieder kamen“, erzählt Peter Braun jr. „So ein Ruf ist eben viel schneller ruiniert als wieder hergestellt.“ Aber die Geschäftspartner glaubten an das Konzept. Daran, dass die Nische zwischen Erlebnis- und Wildpark auch – und gerade – in der heutigen, schnelllebigen Zeit funktioniert. Und sie wollten den Charme bewahren. Sie erneuerten, wo es sein musste, aber immer behutsam. Vieles erinnert noch heute an die 70er Jahre und das neue Kettenkarussell Piratenflug schwelgt ebenso in Nostalgie wie Clown Hollino, der zwischen seinen Shows mit unverwüstlicher guter Laune und einem Oldtimer-Wägelchen durch den Park fährt.
Auch Peter Braun jr. will daran nichts ändern. „Das macht ja unseren Park aus. Hier wird es auch in Zukunft keine spektakulären Achterbahnen geben, sondern nur Fahrgeschäfte, die für die ganze Familie funktionieren.“ Es gibt auch kaum Attraktionen, in die sich die Besucher:Innen nur passiv reinsetzen. Ob Schwanentretboote oder Kurpfalz-Coaster – meistens müssen sie selbst etwas tun, um vorwärts zu kommen. Die größte Investition war auch keines der großen Fahrgeschäfte – sondern das Piratennest. Ein riesiger, mehrstöckiger Abenteuerspielplatz, der extra angefertigt wurde. Für Stunden können sich Kinder hier beschäftigen und in ihre eigene Piratengeschichte abtauchen. „Hier können Eltern ihre Kinder auch einfach mal springen lassen, das funktioniert in anderen Freizeitparks meist nicht so gut.“
Auch die Sommerrodelbahn Rotsteigflitzer hat mit dem Kurpfalz-Coaster längst moderne Konkurrenz bekommen, aber an einen Abbau denkt hier niemand. „Die gehört dazu – die Besucher fahren damit heute noch genauso gerne wie früher.“ Aus dem gleichen Grund wird auch das Rutschenparadies immer noch in Schuss gehalten. „Ich glaube wirklich nicht, dass Rutschen bei Kindern jemals out ist“, sagt Peter Braun jr.
Familien mit kleinen Kindern – das ist die Haupt-Zielgruppe. „Viele kommen als Kinder hierher, gehen dann als Jugendliche vielleicht lieber in die großen Erlebnisparks, aber kommen dann wieder, sobald sie selbst Kinder haben“, erzählt Peter Braun jr. Weil es hier doch deutlich gemütlicher zugeht als in anderen Freizeitparks und man sich sonst jederzeit eine Auszeit im Pfälzerwald gönnen kann.
70 Hektar groß ist das Gelände. Wer die große Runde dreht, legt über vier Kilometer zurück. Richtung Norden führte der Weg in das Tal der Damhirsche und zu den Greifvögeln. Bei der täglichen Flug-Show erfahren Besucher mehr über Geier, Falken und Eulen. Richtung Westen führt der Weg am Wolfsgehege vorbei. Hier genießen die Brüder Vucko und Sashok ihr Rentnerdasein. „Sie sind nun elf Jahre alt, deshalb machen wir auch keine öffentlichen Fütterungen mehr“, erzählt Peter Braun jr. „Die zwei dürfen es langsam angehen lassen.“ Da sie von Menschen aufgezogen wurden, sind sie sehr zahm. „Das ist natürlich schön für die Besucher – unsere Wölfe bekommen sie eigentlich immer zu Gesicht.“ Bei den Steinböcken, beim Rot- und Damwild kann es jedoch durchaus sein, dass sie in ihren weitläufigen Gehegen nur schwer auszumachen sind. „Aber uns war es wichtig, die Tiere artgerecht zu halten.“
Im Frühjahr 2022 werden noch Sikahirsche einziehen, in ein Gehege, durch das der kleine Mußbach plätschert. „Sie wären eigentlich schon längst da, aber der Schneefall Anfang April hat hier viel Schaden verursacht“, erzählt Peter Braun jr. Zahlreiche Bäume seien unter der Last der Schneemassen zusammengebrochen, teilweise sogar entwurzelt. Den Irrgarten mussten sie aufgeben. An seiner Stelle wird bald ein neues Fahrgeschäft stehen. Was, wird noch nicht verraten. Nur eines ist sicher: Es wird auf jeden Fall familientauglich sein.
Der Park ist ab April meist täglich geöffnet. Ab September dann nur noch am Wochenende und in den Ferien. Über den Winter macht der Park zu und nutzt die Zeit für Wartungsarbeiten und Neubauten.
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