Seitdem ist der Vogelpark beständig gewachsen. Die Volieren haben die Mitglieder selbst gebaut. Inzwischen leben rund 400 Tiere aus 80 Arten auf dem Areal. Der Park ist auch ein Geschenk an die Bürger, denn der Eintritt ist frei. Im Gegenzug ist der Park auf Spenden angewiesen – und auf viel ehrenamtliches Engagement. 540 Mitglieder hat der Verein, etwa 30 Kinder gehören zur Jugendabteilung. Jeden Samstag kommen 15 bis 20 Helfer, um gemeinsam sauber zu machen. Unter der Woche kümmern sich Futtermeister und Ein-Euro-Jobber um Vögel, Ziegen, Hirsche und Kaninchen. Mit Veranstaltungen wie einem Halloweenfest und dem traditionellen Weihnachtsmarkt kommt das Geld in die Kasse, das der Verein für Futter und Unterhalt des Geländes braucht. Die Gäste kommen dazu aus der ganzen Region nach Schifferstadt.
“Viele Kinder wissen ja gar nicht mehr, wie heimische Vögel aussehen.“
Was fasziniert ihn so an Vögeln? Peter Tiesler denkt nach. „Wenn man sieht, wie sie erst Eier legen und dann irgendwann daraus die Jungen schlüpfen – das ist schon ein Erlebnis.“ Diese Faszination wollen der Vereinschef und seine Mitstreiter weitergeben. Regelmäßig sind Gruppen aus Kindergärten oder Schulen im Vogelpark zu Gast, die Kinder sammeln Federn, malen Bilder und lernen. Tiesler zeigt auf ausgestopfte heimische Vögel im Schulungsraum: Ein Dompfaff hängt dort an der Wand, eine Meise, ein Specht. „Viele Kinder wissen ja gar nicht mehr, wie die aussehen.“

Der Schulungsraum: Regelmäßig erklären Vereinsmitglieder hier Kindern die heimische Vogelwelt.
Zu entdecken gibt es aber auch weiße Schneeeulen und rosa Chile-Flamingos. Oder besonders komische Vögel wie die anderthalb Meter großen Emus aus Australien. Fliegen können sie nicht. Dafür pflegen die Geschlechter eine mehr als moderne Arbeitsteilung: Das Emu-Weibchen legt die Eier, danach übernimmt das Männchen. In der achtwöchigen Brutzeit nimmt es praktisch nichts zu sich, zehrt von seinem Körperfett, steht nur hin und wieder auf, um die Eier zu wenden. Auch für die Aufzucht der Jungen ist allein der Vater zuständig.

Emus – die größten Vögel im Park.
Die Volieren dienen zudem als Auffangstation für Tiere, die es hier besser haben sollen als in ihrem vorigen Leben. Zwei Rosakakadus wurden früher in zu feuchter Luft gehalten. Den Eichelhäher gegenüber hat die Speyerer Feuerwehr vorbeigebracht. Und sein Mitbewohner – eine Saatkrähe mit verkrüppelten Füßen – wurde früher offenbar nicht artgerecht in einem Haus gehalten. Der Verein hat ein Herz für diese Notfälle, auch wenn sie keine Federn haben. Ihre zwei Esel zum Beispiel haben die Schifferstadter aus schlechter Haltung aus den Niederlanden geholt.

Die Vereinsmitglieder haben auch ein Herz für ungefiederte Tiere: Diese Esel holten sie aus schlechter Haltung aus den Niederlanden.
Alle sechs Wochen sei der Tierarzt im Park zu Besuch, sagt Peter Tiesler. Es handele sich dabei um die üblichen Kontrollen – die Vögel sind selten krank. Tiere, die sich die eigenen Federn vom Körper rupfen, wie es so mancher Käfigvogel macht, sind hier nicht zu sehen. „Wenn man sie richtig füttert, rupfen sie sich nicht“, sagt Tiesler. Ihm ist ebenfalls wichtig, dass die Tiere etwas Platz für Flügelschläge haben. „Wir achten darauf, dass die Volieren nicht überbelegt sind.“ Deswegen können die Schifferstadter aber auch nicht jeden aufnehmen. Der Platz sei langsam ausgeschöpft, sagt Tiesler.

Gesprächige Beos.
Kommen und gehen können dagegen die vielen Wildvögel, die im und rund um den Park leben und ebenso dazugehören. Kohl- und Blaumeisen flattern durch das Gebüsch, oben in den Kronen schlägt ein Buchfink, das Trommeln von Spechten hallt durch den Wald. Auch die „Einheimischen“ werden im Park gefüttert. Vom Vogelsterben kann im Schifferstadter Süden keine Rede sein.

Auch die einheimischen Vogelarten werden im Park gefüttert.
Zu Hause züchtet Peter Tiesler Kanarienvögel. Seine Lieblingstiere im Park sind dagegen eher eine Überraschung: Zu seinen Favoriten gehören die kleinen Parma-Kängurus. Angefangen hat alles mit einem einzelnen Paar, inzwischen hüpfen 14 kleine Kängurus durch das Gehege und betrachten verstohlen die Besucher. Aus dem Beutel seiner Mutter blickt ein Junges vorsichtig in die Welt. „Die sind eine schöne Abwechslung“, findet Tiesler.

“Eine schöne Abwechslung”: Hüpfende Parma-Kängurus zwischen flatternden Vögeln.
365 Tage im Jahr ist der Vogelpark Schifferstadt geöffnet – von April bis Oktober zwischen 8 und 19 Uhr, im Winter von 8 Uhr bis zum Anbruch der Dunkelheit. Dann verabschieden sich Besucher und Helfer von den gefiederten Bewohnern. Das lässt zumindest einer der Beos vermuten, die in der Voliere neben Ara-Senior Otto leben. Mit weiblicher, glasklarer Stimme sagt der schwarze Vogel schon am Vormittag: „Gute Nacht, Beo!“
www.vogelpark-schifferstadt.de