Mit 18 zog Uwe Wünstel zu Hause aus – nicht wegen einer Frau, sondern wegen einer Schlange. Heute betreibt er in Landau den größten Reptilienzoo Europas.
Eine Schlange wie Albert eignet sich auch als Halskette. Zumindest für kurze Zeit. Das hat er schon oft bewiesen. Auf leicht bekleideten Frauenk.rpern hatte man die m.nnliche Tigerpython platziert. Und dann im „Playboy“ und in der „Vogue“ abgedruckt. An diesem Nachmittag wartet allerdings kein Fotoshooting auf die gelb-wei.e Albinoschlange. Gelassen schlummert sie in einer Astgabelung – beobachtet von ihrem Ziehvater Uwe Wünstel auf der anderen Seite der Terrarienscheibe. „Ich habe ihn aus dem Ei schlüpfen sehen“, sagt der Leiter des „Reptiliums“ in Landau fast liebevoll. Vatergefühle seien da vielleicht nicht das richtige Wort. Aber wenn es ein Tier g.be, das ihm am nächsten steht – die Wahl würde wohl auf Albert fallen.
Reptilien sind eben keine Kuscheltiere, doch die große Leidenschaft eines Mannes, der den größten Reptilienzoo Europas aufgebaut hat. In Eigenregie und ohne Zuschüsse. Auf 5.400 Quadratmetern betreibt Wünstel mit seiner Familie und 28 Mitarbeitern das „Reptilium“, in dem über 1.000 Tiere aus 140 Arten leben. Das Besondere: Er hat nicht einfach Terrarium an Terrarium gereiht, sondern einen eindrucksvollen Kriechtier-Kosmos geschaffen. Auf nur wenigen Metern geht es für die Besucher von der Wüste in die Tropen, Subtropen und in den Regenwald. Sogar ein „Nachthaus“ gibt es, mit Mondbeleuchtung. Hier kann man Tiere wie den Leopardengecko beobachten, der nachtaktiv ist – und durch das spezielle Licht nun umherkrabbelt, sobald die ersten Besucher kommen.
Als Uwe Wünstel das Gebäude eines Softwareunternehmens in einen Zoo verwandelte, war ihm wichtig: Die Tiere sollten artgerecht, so großzügig wie möglich untergebracht werden – und die Besucher eine Vorstellung davon bekommen, dass jedes Terrarium auch ein Stück Natur bedeutet: In nur fünf Monaten kreierte er mit dem Biologen Thomas Willms, der heute stellvertretender Zoodirektor in Frankfurt ist, Lebensräume. Wie etwa das Terrarium, in dem Arten aus Südamerika leben. Während im Wasserbecken Pfauenaugenbuntbarsche schwimmen und die Dunkle Krötenkopfschildkröte am Beckenrand döst, turnen Weißbüschelaffen und Grüne Leguane über ihren Köpfen.