Beißender Rauch, der aus der Glut aufsteigt und gierig den Sauerstoff verschlingt. Harte, rhythmische Hammerschläge auf glühendes Metall. Eiskaltes Wasser, das am Fenster vorbeirauscht und die Mühlräder antreibt. Eine Szenerie wie vor 200 Jahren – zu erleben in der Wappenschmiede im Elmsteiner Tal, wo Benno Münch mit einem „arbeitenden Museum“ altes Schmiedehandwerk wieder erlebbar macht.

 

„Hier oft bis in die Nacht zu schuften, das war unvorstellbar harte körperliche Arbeit. Als Schmied ist man nicht alt geworden – aber taub sowieso.“ Die dicke Wollmütze hat Benno Münch tief über die Ohren gezogen, in einen warmen Anorak gepackt steht er am Ufer des Speyerbachs. Die vielen kalten Wintertage bei klammem Wetter, hier unten im schattigen Tal, verlangen ihm auch gesundheitlich einiges ab. Aber Erkältung hin oder her – fast jedes Wochenende kann man ihn treffen in der Wappenschmiede im Elmsteiner Tal, der er fast jede freie Minute widmet. Dabei bleibt er bescheiden und realistisch: „Es braucht zwar einen Initiator, der die Dinge auf den Weg bringt und in Fluss hält, doch hier sind viele Handwerker mit mühlentechnischem Fachwissen, Helfer und Spender noch mehr gefordert als ich.“

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Hier, mitten im Pfälzer Wald, zwischen den Dörfern Frankeneck und Johanniskreuz, drängen sich auf 24 Kilometern Länge Ruinen und Baudenkmäler aus den letzten 800 Jahren. Stauferburgen und Kirchtürme, Mühlen und Sägewerke, alte Wirtshäuser und Papierfabriken. Mit dem Rückgang der Forstwirtschaft sind viele Talbewohner in die Städte der Rheinebene gezogen und heute scheint es, der Wald sei wild entschlossen, sich Zentimeter um Zentimeter zurück zu erobern, was ihm von Menschenhand genommen wurde.  Bis tief hinab zum Speyerbach und zu den Gleisen des dampfbetriebenen „Kuckucksbähnels“ reicht das dichte Grün von Buchen, Eichen, Kiefern und Fichten.

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Wo gelebte Geschichte fließt: die alte Wappenschmiede auf der Teufelsinsel.

Jeder in Elmstein weiß es: die alte Wappenschmiede steht auf der Teufelsinsel – mitten im Speyerbach. Der Name zeugt von erbitterten Existenzkämpfen der Mühlenbewohner um wenige Quadratmetern Fläche am Wasser, von einer zerbrochenen Familie und von verfeindeten Nachbarn. Es war Johann Adam Lanz, der vermutlich 1792 die Hammerschmiede gründete und die gegenüber liegende Sägemühle in Betrieb nahm. Als er 1822 starb, erbte sein Sohn Andreas die Mühle –  die Schmiede hatte Johann Adam schon zehn Jahre zuvor seiner Tochter und deren Ehemann Georg Römer vermacht. „Der Schmied saß damals am längeren Hebel. Der konnte dem Sägemüller buchstäblich den Saft abdrehen.“ Spannend und dabei präzise bis ins Detail kann Benno Münch über die Kämpfe um die Wasserverteilung im Tal erzählen. Erst 1899 endete der Streit, als es Theobald Haag, dem Großvater des letzten Elmsteiner Wappenschmieds gelang, den Zwist, der Schmiede und Müller immer wieder umtrieb, juristisch zu seinen Gunsten beizulegen.

Das Ensemble aus Schmiede und Sägemühle ist heute denkmalgeschützt und liegt unterhalb einer staufischen Burgruine aus dem 13. Jahrhundert. Fast 200 Jahre lang wurden hier Werkzeuge gefertigt. Für Waldarbeiter, Steinbrecher und Flößer, die den Speyerbach zur Trift nutzen. Heinrich Haag war es, der Anfang der 1970er Jahre zum letzten Mal die martialisch dröhnenden Hämmer in Gang setzte. Nach ihm erlosch die Schmiedeglut und der Verfall der Anlage nahm seinen Lauf. Mehr als vier Jahrzehnte stand das Mühlenrad still, bis Benno Münch kam, sah – und sich an ein Jugenderlebnis erinnerte:

„Mit der Schule war ich 1969 im Allgäu auf Klassenfahrt und da habe ich mich mit ein paar Jungs davongeschlichen, um die Hartmann‘sche Hammerschmiede in Bad Hindelang zu besuchen. Feuer, Wasser, Luft und Erde – dieses Zusammenspiel der Elemente in der Hand eines virtuosen Schmieds, die Hitze, der Rauch, der ohrenbetäubende Lärm, die Kraft, die sich da entfaltet, die technisch interessanten Hammeranlagen mit ihrer Vielzahl von Wasserrädern – das hat mich nicht mehr losgelassen.“

Aus jugendlicher Begeisterung wurde ein Hobby und daraus über die Jahre eine Passion. Als Benno Münch ein familiärer Schicksalsschlag ereilt, der ihn nach vielen Jahren in pflegender Tätigkeit wieder freigibt, droht dem Lehrer der Boden unter den Füßen wegzubrechen. Plötzlich hat er wieder Zeit, die sinnvoll gestaltet werden will. Eine Aufgabe muss her, eine Mission, etwas, das sein Leben wieder erfüllt. Er macht sich auf die Suche nach einer historischen Mühle, deren Schaufeln wieder im Wasser arbeiten sollen. Und er kennt sie inzwischen alle: die verwitterten, die nachgebauten, die ehemaligen, die in Stand gehaltenen Hammerwerke – überall in Deutschland. Doch dann wird der gebürtige Mannheimer ausgerechnet in seiner der Metropolregion Rhein-Neckar fündig: im Elmsteiner Tal – an einem geschichtsträchtigen Ort, der aus der Zeit gefallen scheint.

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Als er beginnt, sich seinem Sehnsuchtsprojekt zu widmen, sieht er sich zunächst mit verworrenen Eigentumsverhältnissen und unklaren Nutzungsrechten konfrontiert. Doch geduldig, behutsam und mit einem offenem Ohr für die Belange der Elmsteiner Anwohner verfolgt er sein Ziel – und seit der Gründung eines Fördervereins im Jahr 2012 spürt er anerkennenden Rückenwind, um das Projekt nach vorne zu treiben. Sogar der Bau einer Fischaufstiegshilfe wird nun gelingen, einer zwingend notwendigen Voraussetzung zur Wiedererlangung des erloschenen Wassernutzungsrechts. Die Freude und die Erleichterung, dass die Wappenschmiede im Mai 2015 als „arbeitendes Museum“ wieder in Betrieb ging, ist ihm deutlich anzumerken. „Die vielen Besucher an unseren offenen Werkstatttagen sind für mich der Beweis, dass die Elmsteiner Wappenschmiede etwas ganz Besonderes ist – und nicht bloß was für Mühlenspinner wie mich.“

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Mühlenfans gibt es inzwischen reichlich. Die Schmiede des Fördervereins und seines aktiven Freundeskreises stehen bei den Werkstattagen am lodernden Feuer der Esse und laden Gäste zum Mitmachen beim Nagelschmieden ein – ganz nach der pfälzischen Ansage „mir mache Neggl mit Kepp“. Keine halben Sachen machen – das ist ganz im Sinn von Benno Münch, der sich selbst einen Traum erfüllt und eine archaische Arbeitswelt vor dem Vergessen bewahrt hat. Und jetzt tragen wieder drei schwere Hämmer den Herzschlag der alten Schmiede durchs Elmsteiner Tal.


www.wappenschmiede-elmstein.de

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