Frank Mayer führt in fünfter Generation die Privatbrauerei Mayer in Ludwigshafen-Oggersheim. Dass man dem Bier dort beim Gären zuschauen, es riechen und auch mal probieren kann, ist in der Branche keine Selbstverständlichkeit mehr. Ein Besuch in der ältesten Brauerei der Pfalz.
Rhythmisches Klirren, das ist das erste, das man hört. So starten die braunen Flaschen an diesem Vormittag ihren Weg durch die Fabrikhalle der Brauerei Mayer mitten in Ludwigshafen-Oggersheim. Das wiederkehrende Geräusch, mit dem sie aneinanderschlagen, schallt weit über den Hof. Drinnen fällt trübes Licht durch milchige Scheiben. Dampf steigt auf, Wasser tropft auf den gefliesten Boden. Es klackt, zischt und rumpelt so laut, dass Frank Mayer fast schreien muss, um zu erklären, was hier passiert: Am hinteren Ende der Halle laufen erst die zurückgegebenen Flaschen ein, finden dann über große Rollen ihren Weg zur Spüle und kommen in einem einzigen Gedränge wieder heraus. Nackt, nass und sauber reihen sie sich hintereinander auf, bis sie einzeln zur Abfüllung drängen. Wer eine Macke hat, wird aussortiert – in die anderen kommt gleich der gute Stoff: Gerade ist das Export dran. Mayer schnappt sich eine Flasche, noch bevor der Kronkorken sie verschließt.
„Das ist sehr süffig“, sagt der Brauerei-Chef, als er das Bier wenige Augenblicke später ansetzt. Gebräunter Teint, kurze graue Haare, moosgrüner Pulli und passende Weste, darunter ein blütenweißes Hemd – so lehnt er an einem Turm aus dunkelblauen Bierkisten, die sich im Hof der Brauerei stapeln. Seit 1846 braut seine Familie hier im Herzen von Oggersheim Bier. Der charakteristische Mälzturm und das Sudhaus mit den beiden Schornsteinen – beide aus Backsteinen gemauert – wurden wenig später gebaut. Das Brauhaus mit dem Walmdach und den blauen Fensterläden, dass das Fabrikgelände zur Schillerstraße hin abschirmt und das man eher in München als in Ludwigshafen erwarten würde, stand bei der Brauereigründung bereits. Durch seine Zapfhähne fließt auch heute noch das Bier aus der dahinterliegenden Brauerei. Sie ist die älteste der Pfalz und nach eigener Aussage das älteste Unternehmen in Ludwigshafen. Frank Mayer leitet sie in fünfter Generation. Und er ist sich sicher: „Bierbrauen ist Kunst.“
Nirgendwo zeigt sich das so gut, wie im Herzstück der Brauerei – dem Sudhaus. Anders als der Mälzturm, der heute leer steht, ist es nach wie vor in Betrieb. Schon von außen schimmern die riesigen, bauchigen Kupferpfannen durch die hohen Sprossenfenster. In ihnen verwandeln sich Wasser, Malz und Hopfen zu Bier – oder zumindest zu einer Vorstufe davon. Denn nach mehrfachem Erhitzen und Filtern fehlt der goldbraunen Flüssigkeit vor allem eins: der Alkohol. Der entsteht erst mit der Zeit und im Gärkeller auf der anderen Seite des Hofs. Große, dunkle Wannen setzen sich dort von den hellen Wandfliesen ab. In einem der kleineren Becken gären gerade 15 000 Liter Pils. Feinporiger Schaum bedeckt die Oberfläche. Unter ihm strömen unablässig kleine Luftbläschen nach oben. Das Thermometer, das am Beckenrand dümpelt, zeigt zwölf Grad. Hat es sechs bis sieben Grad erreicht, darf das Bier eine Etage tiefer knapp acht Wochen reifen.