Bittersüß, so schmeckt für Daniel Trauth der perfekte Schokokuss. Seit 2018 leitet der Bäcker und Lebensmitteltechniker in vierter Generation die Süßwarenfabrik Eugen Trauth & Söhne im südpfälzischen Herxheim. 20.000 Schaumwaren laufen dort an einem durchschnittlichen Tag vom Band – und landen schon wenige Minuten später im Verkauf. Noch frischer kann man einen Schokokuss kaum genießen.

Wenn Daniel Trauth seine Wohnung verlässt, hat er fast immer eine Schachtel Schokoküsse dabei. Egal, ob er zur Bank geht oder zum Friseur – der rote Karton mit dem übergroßen Schokokuss auf dem Deckel und den cremigen Köstlichkeiten im Inneren darf nicht fehlen. Schon auf den Kindergeburtstagen seiner Freunde war Trauth mit den süßen Mitbringseln der Held. Dass man das auch als Bestechung verstehen könnte, kam ihm nie in den Sinn. Bis eine Herxheimerin beim 100-jährigen Firmenjubiläum voller Unverständnis von einem empörten Finanzbeamten erzählte, der die Schachtel partout nicht annehmen wollte. Ohne Schokoküsse losgehen, das kommt für Trauth trotzdem nicht in Frage. „Das gehört einfach dazu“, sagt er und grinst. Auch heute verlässt kein Lieferant seine Süßwarenfabrik ohne einen der charakteristischen Kartons.

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Hinter den Kulissen der Schokokuss-Produktion: Ein Besuch in der Süßwarenfabrik. Lied: Lukrembo: Brunch

Seit 2018 leitet Daniel Trauth die Süßwarenfabrik Eugen Trauth & Söhne. In vierter Generation stellt er in Herxheim bei Landau vor allem ein Produkt her: Schokoküsse. Das perfekte Exemplar beschreibt er so: Die Schokolade glänzend, knackig und ein bisschen bitter, die Creme kompakt, dennoch schaumig und natürlich süß. 20.000 der luftigen Leckereien laufen in Herxheim im Schnitt jeden Tag vom Band. Das Besondere: Die Schokoküsse von Eugen Trauth & Söhne bekommt man nur direkt am Werk – und zwar tagesfrisch. Wenn die roten Kartons über den Verkaufstresen gehen, ist die süße Baisermasse manchmal sogar noch warm.

Exklusiv und tagesfrisch: Die Schokoküsse von Trauth bekommt man nur in Herxheim.

Damit um neun Uhr die ersten Schokoküsse in den Verkauf gehen können, legen Trauth und seine zehn Mitarbeiter:innen um sechs Uhr los: Flüssigzucker erhitzen, mit Kristallzucker vermengen, Zuckermasse und Eiweiß schaumig aufbereiten. Früher rührten sie das Eiweiß, das die Fabrik in Pulverform erreicht, noch von Hand an. „Das hat jeden Tag zwei bis drei Stunden gedauert“, erinnert sich Trauth. Seine erste Anschaffung als neuer Chef war deshalb die sogenannte Schlagmaschine, die die anstrengende Arbeit seither übernimmt. Auch das Dressieren – so heißt das Aufspritzen der Baisermasse auf die Waffel – läuft automatisch ab. Trotz aller Automatisierung steckt in den Herxheimer Schokoküssen viel Handarbeit: Die Mokkabohnen und die Rumpralinen werden von Hand auf den Eischnee gesetzt. Danach geht‘s durch die Schokodusche und die Kühlung. Bis die Mitarbeiter:innen die Schokoküsse in die roten Schachteln sortieren, vergeht gerade einmal eine Stunde.

Wenige Minuten später stehen sie ein Stockwerk tiefer auch schon zum Verkauf. Es war Daniel Trauths Vorgängerin, seine Tante Marie-Luise, die die alte Garage Anfang der 90er Jahre in einen Verkaufsraum umwandelte. 1986 hatte sie den Familienbetrieb übernommen. Die Idee für den Fabrikverkauf brachte sie aus den USA mit. „Es hat lange gedauert, bis sich das rentiert hat“, sagt ihr Neffe heute. „Aber mittlerweile geht es uns damit sehr gut.“

Tagesfrisch und noch ein bisschen warm sind sie natürlich ein besonderer Genuss

Daniel Trauth

Obwohl Eugen Trauth & Söhne keine Werbung macht, parken im Innenhof der Süßwarenfabrik oft Autos mit Kennzeichen aus ganz Deutschland, manchmal auch aus Österreich und der Schweiz. Viele kaufen für den ganzen Bekanntenkreis ein und verlassen den Verkaufsraum mit acht, neun, zehn Kartons. Daniel Trauths Urgroßvater Eugen, der das Unternehmen 1911 gründete, verkaufte seine Süßwaren ursprünglich an Schausteller in der ganzen Region. „Wir werden heute noch nach dem Magenbrot gefragt“, erzählt sein Urenkel und lacht. „Dabei gibt es das seit über 25 Jahren nicht mehr.“

Denn seine Tante verkaufte nicht nur die beiden Lkw, mit denen das Unternehmen seine Waren ausgeliefert hatte. Sie reduzierte auch das Sortiment und schnitt es immer weiter auf die Schokoküsse zu. Ihr Nachfolger setzte diesen Weg fort und schaffte auch die Osterhasen und Weihnachtsmänner ab. Zwei riesige, metallene Formen, die den Verkaufsraum zieren, lassen erahnen, wie anstrengend es gewesen sein muss, die 400 Gramm schweren Figuren herzustellen. Geblieben sind nur noch Kokosmakronen, Rumkugeln, Ingwer- und Orangenstäbchen. Und natürlich die Schokoküsse.

Schon mit zehn Jahren half Daniel Trauth im Verkauf.

Vier Sorten hat die Süßwarenfabrik im Sortiment: Schokolade, Kokos, Mokka und Rum. Verkauft werden sie nur in Kartons zu je 25 Stück – und nur sortenrein. Obwohl sich viele Kund:innen gemischte Kartons wünschen. „Das wäre ein enormer Mehraufwand“, sagt Daniel Trauth. „Dafür sind wir zu klein.“ Die Fabrik ist so alt wie das Unternehmen selbst und bietet Platz für genau eine Produktionsstraße. Seit 2006 arbeitet Trauth dort mit. Im Verkauf half er schon mit zehn Jahren: „Ich bin schon immer ein Mensch gewesen, der gern und viel arbeitet.“ Wie sein Groß- und Urgroßvater ist er gelernter Bäcker. In Kaiserslautern hat er außerdem eine Weiterbildung zum Lebensmitteltechniker gemacht.

Schokolade, Kokos, Mokka und Rum – die Schokoküsse von Trauth gibt es nur sortenrein.

Älter als drei Tage ist kein Schokokuss, der in Herxheim über die Ladentheke geht. Das Rezept für die Spezialität brachte in den 1930ern ein Konditormeister mit, den der Firmengründer damals einstellte. Über die Jahre hat es sich immer wieder verändert: Erst wurde die Fettglasur durch Schokolade ersetzt. Daniel Trauth schaffte außerdem die Gelatine ab. Heute bestehen die Schokoküsse lediglich aus Zucker, Eiweiß, Agar Agar, Schokolade aus dem Saarland und Waffeln aus Bayern.

Die kleine Fabrik in Herxheim bietet Platz für genau eine Produktionsstraße.

Am besten lagert man die fragilen Süßwaren bei einer Temperatur von 16 bis 18 Grad. Trauth selbst mag sie nach zwei bis drei Tagen am liebsten. „Aber auch tagesfrisch und noch ein bisschen warm sind sie natürlich ein besonderer Genuss.“ Manchmal isst der Chef sechs Stück am Tag. Früher am liebsten Kokos, heute will er sich nicht festlegen. Im September beginnt die Hochsaison für die süßen Leckereien. Dann verwandeln sich an einem Tag bis zu 500 Liter Eiweiß in das cremige Baiser. Im Sommer muss Trauth die Produktion dagegen drosseln. Wenn es besonders heiß wird, macht die Fabrik für einige Wochen zu.

Zum Reinbeißen!

Bleibt eigentlich nur noch die Frage nach dem Namen: Bei Eugen Trauth & Söhne heißen die schaumigen Süßwaren schon seit der Jahrtausendwende Schokoküsse. Auch das hat Marie-Luise Trauth eingeführt. „Wir haben das sehr lange geübt“, erzählt ihr Neffe, der voll und ganz hinter der Entscheidung seiner Vorgängerin steht. Seine Schokoküsse sollen niemanden verletzen. Sondern alle erfreuen, die es süß lieben – und frisch.


www.trauth-herxheim.de

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