Die Pfalz ist ziemlich einzigartig. Wo sonst konnte es passieren, dass bereits 1840 leidenschaftliche Naturfreunde ihre umfangreichen Sammlungen an Tieren, Pflanzen und Mineralien zusammenlegen, um dann einen Naturschutzverein zu gründen? Heute zählt der POLLICHIA-Verein für Naturforschung und Landespflege e.V. rund 2.400 Mitglieder und die Sammelstücke von damals sind das Herzstück des äußerst gegenwärtigen Pfalzmuseums für Naturkunde.
Majestätisch ragt der Sandsteinbruch im pfälzischen Dorf Grethen, einem Stadtteil von Bad Dürkheim, in den Himmel. Unterhalb der Kaiser-Wilhelm-Höhe, am Ufer des Herzogweihers, liegt herrschaftlich das Gebäude der ehemaligen Herzogmühle, in dem heute das Pfalzmuseum die Naturkunde der Region präsentiert. Lang ist es her, dass der schmale Fluss Isenach hier Wasserräder angetrieben hat – doch die schweren Mühlsteine am Wegrand zeugen heute noch von der bewegten Historie des Gebäudes.
Der Kaffeeautomat im Eingangsbereich blinkt. Nebenan, dort wo sich bis vor 12 Jahren das Museumsrestaurant befand, liegt jetzt der lichtdurchflutete Seminarraum des Museums. Dr. Frank Wieland blickt hinaus auf den Weiher und erzählt… „das Haus hat viel erlebt. Unter anderem wurde es als Gaststätte genutzt und als Haushaltungsschule für Mädchen. 1981 ist unser Museum erst hier eingezogen.“
Frank Wieland ist promovierter Entomologe und lebt seit 2013 in der Pfalz. Damals kam er als Leiter der zoologischen Abteilung an das Museum. Für den jungen Wissenschaftler aus dem Norden war der Umzug ein kleiner Kulturschock. „Zwar komme auch ich aus einer ländlichen Gegend, aber die Pfälzer ticken schon anders als die Menschen im Kreis Oldenburg. Allein um den Dialekt zu verstehen, braucht es Zeit. Doch die Gastfreundschaft der Pfälzer ist sprichwörtlich – besonders, wenn man die Bereitschaft mitbringt, von herbem Pils auf Pfälzer Wein umzusatteln.“
Die Pfalz lockt Besucher nicht nur mit Gastfreundschaft und feinem Wein, sondern auch mit ganzjährig milden Temperaturen. Das Klima ist so angenehm, dass ein weibliches Wesen hier beheimatet ist, das sich sonst eher im Mittelmeerraum wohlfühlt – die Gottesanbeterin; jenes hochinteressante Insekt, das dafür bekannt ist, nach dem Liebesakt den Partner zu verspeisen. „Für mich war es eine faszinierende Gelegenheit, die Objekte meiner jahrelangen Studien direkt vor der eigenen Haustür beobachten zu können“ berichtet Dr. Wieland. „Ich war gerade erst seit zwei Jahre hier tätig, da ging unser Museumsdirektor Dr. Flößer in den Ruhestand. Als einer von vielen Kandidaten habe auch ich mich auf die neu zu besetzende Stelle beworben – und zu meiner großen Freude ist die Wahl schließlich auf mich gefallen!“