Im Bauland gerinnen tausende Liter Bio-Milch zu Weich- und Schnittkäse. Auf einem alten Hof hat Ursula Krauth die Kirchenkäserei errichtet. Und mit ihr eine Genossenschaft gegründet, an dem Menschen mit und ohne Handicap gemeinsam arbeiten.
Ursula Krauth hebt vorsichtig den Deckel eines 1000-Liter-Kessels an. Er ist halb mit dickgelegter Milch gefüllt. Ein Rechen in seiner Mitte dreht sich um die eigene Achse und gräbt feine Linien in die pasteurisierte Masse, bis die „Gallerte“, wie sie es nennt, brüchig wird. Die Sindolsheimer Pfarrersfrau greift mit einer hellblauen Schaufel in den Edelstahl-Kessel hinein. „Ein guter Käse wird nur aus guter Milch, aus Käsereikulturen, Lab und Salz hergestellt“, sagt Krauth. Ohne Zusatzstoffe oder andere Hilfsmittel.
2019 hat die Agrar-Ingenieurin begonnen, in Sindolsheim zu käsen. Nach einer Weiterbildung zur Hofkäserin und einer Ausbildung zur Molkerei-Fachfrau. „Meine Liebe zum Käse habe ich entdeckt, als ich begann, ihn zu machen“, sagt Krauth fast lapidar und lacht. Damals, als sie noch im Schwarzwald lebte und eines Tages auf der Baar begann, Schafmilch zu verarbeiten. Dann aber wurde Rüdiger Krauth als Dekan nach Sindolsheim berufen. In einen der vier Ortsteile der 2000-Einwohner-Gemeinde Rosenberg, die zu einem Drittel aus Wald besteht und eine halbe Autostunde nordöstlich von Mosbach liegt. Hier hat die Familie eine neue Heimat gefunden. An einem Ort, wo die Straßen zwar oft menschenleer sind – aber die Dorfgemeinschaft umso inniger ist. Denn ein Unternehmen ist diese Käserei nur bedingt. Eher ein Anlaufpunkt, wenn samstags der Hofladen und das Café öffnen. Dann treffen sich die Sindolsheimer an einem Stammtisch zu einer gemeinsamen Tasse Kaffee – und Käsekuchen in verschiedensten Varianten.
Auch das Konstrukt der Käserei ist besonders. Sie ist ein kirchlicher Betrieb, eine Genossenschaft, angedockt an die Diakonie der Evangelischen Kirche. Nicht zuletzt, um den Gemeinschaftsgedanken auch unternehmerisch abzubilden: Neben Krauth gibt es eine Molkerei-Meisterin. Die übrigen elf Mitarbeiter – Angestellte, Mini-Jobber und Ehrenamtliche – haben die Frauen angelernt. Zwei von ihnen haben ein Handicap. „Mir ist es wichtig, dass hier Menschen eine Chance bekommen, die es auf dem normalen Arbeitsmarkt schwerer haben.“ Den Dienstplan schreibt Krauth daher nach den Fähigkeiten der Mitarbeiter. „Nur putzen muss jeder“, sagt sie und lacht.