Wahre Schätze zieren die staufische Klosterkirche Lobenfeld im Rhein-Neckar-Kreis: Wandbilder aus längst vergangenen Zeiten sind teilweise erhalten, aber nur wenig erforscht. Doris Ebert arbeitet auch mit fast 90 noch unermüdlich daran, die historischen Kunstwerke ins Rampenlicht zu bringen.
Blass sind die Kunstwerke an den kalten Kirchenmauern. Nur tief hängende Lampen tauchen die Bilder in warmes Licht. Farbfragmente fordern Geduld ein, verlangen nach Kenntnis und Phantasie. Ein Mann und zwei Löwen, noch leicht zu erkennen: Daniel in der Löwengrube. Darunter zwölf Figuren – die zwölf Apostel? Doris Ebert schüttelt den Kopf. Die kluge Frau mit dem weißen, schlicht zurückgekämmten Haar weiß es längst besser. Denn wer die Südwand des Chorraums der Klosterkirche Lobenfeld, wer die Werke aus den Jahren um 1230 genauer betrachtet, erkennt, dass Frauenfiguren darunter sind. Und das Bild eines Mannes mit Krone und Zepter: ein Kaiser oder König. Vor ihm in der Reihe aber stehen die Heiligen. „Es liest sich wie eine Mahnung aus den Turbulenzen der Zeitgeschichte, Kirchenpolitik: „Erst kommt die Kirche, dann kommt der König. In einem Frauenkloster!“, sagt die 89-Jährige.
Die Klosterkirche Lobenfeld, ein wuchtiges staufisches Bauwerk, steht auf einer kleinen Anhöhe; dort, wo Königstuhl, Kraichgau und Odenwald ineinander übergehen. Sie gibt viele Rätsel auf. So viele, dass man schier verzweifeln möchte.
In den 70er Jahren ist Doris Ebert mit ihrer Familie, Mann und drei Töchtern, von Heidelberg nach Lobenfeld gezogen. Seitdem lässt die Klosterkirche sie nicht mehr los. Schon als Kind hatte sich die technische Übersetzerin, deren Mutter künstlerisch arbeitete, für Wandmalerei interessiert.
An frühen Quellen mangelt es zwar, aber die Klosterkirche Lobenfeld muss vor 1145 entstanden sein. Augustinerkanoniker aus Frankenthal haben sie gegründet, möglicherweise schon für Frauen ihrer Gemeinschaft. Um 1270 war Lobenfeld geistige Heimat für Frauen des Zisterzienserordens und ab 1436 der benediktinisch-bursfeldischen Convention. Die wechselhafte Geschichte enthält viele Kapitel mehr, unter anderem kamen Jesuiten und englische Siebtentags-Baptisten nach Lobenfeld. Die Pfälzer Kirchenteilung brachte die ehemalige Klosterkirche 1705 in protestantische Hand, den übrigen Besitz erhielten die Katholiken. Wieder 100 Jahre später wurde das Langhaus, das die Zisterzienser um die Mitte des 13. Jahrhunderts angebaut hatten, im Tausch gegen einen Acker zur Scheune der katholischen Schaffnei. Eine Mauer im Triumphbogen teilte die Kirche, in die Chor-Ostwand wurde eine Türe eingebrochen. Die Mauer fiel 1997.