Der Krippenbauer Lutz Kuhl ist ein Meister seines Fachs. In seiner Werkstatt in Annweiler entstehen immer wieder neue Darstellungen der Geburt des Christuskindes. Mit großer Liebe zum Detail – und ungewöhnlichen Kniffen.
Alles am italienischen Landhaus ist Handarbeit. Die braunen Fensterläden, der rosa-graue Putz und sogar die Dachziegel. Lutz Kuhl hat sie alle einzeln aus Hartschaum geformt, über einen Bleistift gerollt und angemalt. Unter dem Holzdach der Scheune nebenan blicken Maria und Josef auf ihr Kind: in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegend. Die Details müssen stimmen, wenn Lutz Kuhl die Szene von Jesu Geburt nachstellt. Ob sie nun in einem Landhaus bei Neapel spielt, in einer Pfälzer Fachwerkscheune oder ganz bibelgetreu im Orient. Im Schnitt liegen rund 60 Stunden zwischen der Idee und der fertigen Krippe. Doch es kann auch deutlich länger dauern. Lutz Kuhl ist niemand, der sich hetzen lässt. „Je diffiziler es wird, desto ruhiger werde ich.“
In einem hellen Raum im Untergeschoss seines Hauses in Annweiler werkelt Kuhl an seinen Krippen. Mit Farben und Sägen, mit Holz und Hartschaum, mit einem Glas Oregano und einer Flasche Bier. In den Schubladen warten Figuren auf ihren Einsatz, auf dem Tisch stehen Pinsel in allen Farben und Formen bereit, in den beleuchteten Regalen reihen sich die fertigen Schmuckstücke aneinander. Kuhl ist gelernter Kfz-Meister. Doch wer glaubt, dass sein früherer Beruf und seine spätere Berufung nicht viel miteinander zu tun haben, der irrt. Die Arbeit in der Auto-Werkstatt sei vielfältig und abwechslungsreich gewesen. Und so ist es nun auch mit seinen Krippen. Wenn er ein Stück Fundholz zurechtschneiden muss, kommt im Garten die Motorsäge zum Einsatz. Wenn er später an die Feinarbeit geht, nimmt er das Skalpell zur Hand.
Angefangen hat alles vor rund 30 Jahren: Damals bastelte Kuhl in der Freizeit vor allem an seinen Modelleisenbahnen – bis seine Kinder sich eine Krippe wünschten. Von da an kam eines zum anderen. Die Verwandtschaft wurde auf seine Werke aufmerksam, er bastelte weiter und weiter. „Bis 2012 habe ich so vor mich hingebaut. Dann habe ich gemerkt, dass ich stagniere.“ Also besuchte er einen Kursleiterlehrgang, 2015 verlieh ihm der Verband Bayrischer Krippenbaufreunde den Titel „Krippenbaumeister“. Seit 2014 stellt Kuhl auf dem Landauer Weihnachtsmarkt seine Arbeiten aus und verkauft Krippenzubehör, seit 2018 gibt er sein Wissen an der Volkshochschule Annweiler am Trifels an angehende Krippenbauer weiter.