Wenige Kilometer von der französischen Grenze entfernt, am westlichen Rand der Oberrheinischen Tiefebene, brodelt es gewaltig: unter der Gemeinde Bad Bergzabern sprudelt in 450 Metern Tiefe das Wasser der Petronella-Quelle und speist die Südpfalz-Therme mit ihrem heilsamen Natriumchlorid-Wasser.
Der Weg vom Besucherparkplatz hin zum Eingang der Südpfalz Therme führt vorbei am „Haus des Gastes“; dem Veranstaltungshaus der Kuranlage. Der Fußpfad durch die Bungalow-Architektur gleicht einer Zeitreise in die 1980er Jahre. Doch Opel Manta und VW Santana sucht man hier vergebens. Überall parken aktuelle Automobile, von denen auffallend viele überregionale und französische Kennzeichen tragen. Von weit her kommen Besucher nach Bad Bergzabern, um die gesundheitsfördernde Wirkung des Thermalwassers und die vielfältigen Wellness-Angebote des Kurhauses zu genießen.
Energiegeladen und bestens gelaunt saust Sandra Reichenbacher durch den Eingangsbereich der Südpfalz Therme. Die Geschäftsführerin hat mal wieder alle Hände voll zu tun, denn unter anderem zu Jahresbeginn herrscht Hochbetrieb im Bad. „Nach den Feiertagen haben viele das Bedürfnis, sich und ihrem Körper etwas Gutes zu tun und wollen mit frischer Kraft ins neue Jahr starten. Besonders in der letzten Woche der Winterferien ist bei uns mächtig was los. Außerdem steht morgen die erste lange Saunanacht des Jahres an, zu der mehrere Hundert Gäste erwartet werden.“
Viel hat sich verändert seit der Eröffnung des Staatsbads Mitte der 1970er Jahre. Damals kamen die Gäste und blieben gleich mehrere Wochen. „Ein einmonatiger Kuraufenthalt war damals Gang und Gäbe. Ärzte haben das in Serie verschrieben und die Krankenkassen haben die Kosten dafür übernommen. Am Wochenende kam dann die gesamte Familie zu Besuch.“ Die entschleunigten, goldenen Zeiten des Kurbetriebs kennt die diplomierte Betriebswirtin Sandra Reichenbacher nur aus ihrer Kindheit oder aus Erzählungen älterer Gäste, die dem Haus treu geblieben sind. Mittlerweile ist das Geschäft deutlich schnelllebiger geworden.
„Heute hat Freizeit einen ganz anderen Stellenwert in unserer Gesellschaft – unser Leben ist viel hektischer. Unsere Gäste planen ihre punktuellen Erholungspausen ganz gezielt. Sie kommen hierher, um zu entspannen und um ihr körperliches Wohlbefinden zu steigern. Die Entwicklung geht von der klassischen Therapie hin zum Wellness-Lifestyle und gesundheitsorientiertem, bewussten Leben.“ Doch auch wenn Magic-Flower-Yoga heute der klassischen Fango-Anwendung ein wenig den Rang abläuft, bleiben die fünf Säulen der Gesundheit nach Urvater Sebastian Kneipp aktueller denn je. Therapeutische Wasseranwendungen, sportliche Betätigung, gesunde Ernährung, pflanzliche Naturheilverfahren und eine ausgewogene Balance zwischen Arbeit und Freizeit sind Themen, die 2019 den gleichen Stellenwert haben wie 1953 – dem Jahr, in dem Bad Bergzabern die Anerkennung als Kneipp-Kurort erhielt.