Eine Kurklinik, so verwunschen gelegen wie in Thomas Manns „Zauberberg“, ist im südpfälzischen Gleisweiler zu finden. Von hier aus ist es nicht mehr weit bis zur einzigen Walddusche Deutschlands – und einem ungewöhnlichen Stück Pfälzer Medizingeschichte.
Sie war immer die erste. „Jeden Morgen nahm sie mit sichtlicher Begeisterung ein Bad, um damit den zaghaften Patienten die Furcht vor dem kalten Wasser zu nehmen“, heißt es auf einem Schild über die „mutige Badefrau“ von Gleisweiler. Das Foto eines Brausekopfes, den man in der Erde fand, und einer Schöpfkelle steht gleich neben der Walddusche, die ein bisschen versteckt im Hainbachtal liegt. Oder besser gesagt: im Hainbach. Denn gespeist wird das ungewöhnliche Bauwerk mit elf Grad kaltem Quellwasser mitten im Wald.
Lange war die einzige noch erhaltene Walddusche Deutschlands in Vergessenheit geraten. Bis im Sommer 1990 Pilzesammler zufällig eine 70 Meter lange Wasserzufuhr an der Gemarkung zwischen Gleis- und Frankenweiler entdeckten. Doch was genau hatte es mit diesen Buntsandsteinen, die vereinzelt aus der Erde lugten, eigentlich auf sich? „Die Walddusche war längst in Vergessenheit geraten“, erinnert sich Wolfgang Guth, der damals gerade erst nach Gleisweiler gezogen war. Und zum ersten Mal von seinem Nachbarn von jener Kuriosität im Wald hörte. Nach und nach kamen die Menschen im Ort rund um den damaligen Ortsbürgermeister Josef Götz dem Geheimnis der Steinplatten auf die Schliche. Gründeten einen „Förderverein zum Wiederaufbau der ehemaligen Walddusche” und sorgten dafür, dass sie heute fast wie selbstverständlich wieder im Wald steht. Eine Rinne, durch die kühles Bachwasser plätschert und schließlich in ein Becken rauscht, in dem man duschen, ein Wellenbad nehmen oder Wassertreten kann. Inzwischen wird sie als eines der Kulturdenkmäler von Rheinland-Pfalz geführt.
Wolfgang Guth ist Vorsitzender des Walddusche-Vereins, der sich auch um den Artenschutz im Pfälzer Wald kümmert. Die Mitglieder haben etwa Nistkästen aufgehängt, die sie betreuen. Sie halten eine Fischtreppe, den Bachverlauf von Sand und Geröll frei. An diesem heißen Vormittag toben Kindergartenkinder am plätschernden Wasser. Fröhlich quietschend halten die Kleinen ihre Hände in den eiskalten Wasserstrahl. Wolfgang Guth steht lächelnd daneben – und wird am Abend mit Werkzeug wiederkommen. Weil er gerade bemerkt hat, dass ein Geländer wackelt, das er wieder festschrauben will. Dabei ist es nicht gerade von Nachteil, dass er Maschinenbaumeister war: Der Rentner kennt die Konstruktion der Dusche, den Bachverlauf sehr genau.