17 Ziele haben sich die Vereinten Nationen 2015 gesetzt. 17 Ziele, die in eine nachhaltige Zukunft führen sollen. Von „Keine Armut“ über „Nachhaltiger Konsum und Produktion“ bis zu „Frieden und Gerechtigkeit“. Engagement Global macht gemeinsam mit dem Verband Region Rhein-Neckar diese Vorhaben mit Erlebnistouren greifbarer. So wird bei einer Kajaktour auf der Elsenz bei Zuzenhausen klar: Zum Schutz dieser Erde kann jede:r beitragen. 

Triumphierend reckt Francisca Gallegos ihren Fund in die Höhe. Ein schlammbedecktes Etwas, ziemlich groß – es füllt ihre komplette Mülltüte. „Wir haben einen Inlineskate gefunden“, ruft sie. Er lag zwischen Baumwurzeln an der Uferböschung der Elsenz. Sofort fangen die Spekulationen an. War es ein Unfall? Wo ist der zweite Schuh? Wer wirft so etwas einfach in den Fluss? Am Ende gesellt sich der Inlineskate zu mehreren Plastik- und Glasflaschen, einem halbaufgelösten Kaffeebecher, Deckeln und Dosen. Gesammelt auf einer Flussstrecke, keine zwei Kilometer lang. Von den Teilnehmer:innen einer Kajaktour, die dafür sorgen, dass die Dinge dort landen, wo sie hingehören – in einer Mülltonne. Und eben nicht im Fluss und dann irgendwann im Meer, in einem der gigantischen Müllstrudel in unseren Ozeanen.

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Kommt mit auf die Elsenz! Unser Video zeigt, was Teilnehmer:innen einer Erlebnistour erwartet.

Mehr als 150 Millionen Tonnen Plastikmüll treiben nach Schätzungen der Vereinten Nationen weltweit in den Weltmeeren. Jedes Jahr kommen mindestens drei Millionen weitere Tonnen dazu. Im Pazifik ist eine Müllinsel unterwegs, so groß wie Mitteleuropa – mit verheerenden Folgen für Meeresbewohner und Seevögel. Und für uns Menschen. Denn wer Fisch isst, hat somit auch oft winzige Plastikteilchen auf dem Teller. Um die Meere zu schützen, haben die Vereinten Nationen das „Leben unter Wasser“ als ein Ziel für nachhaltige Entwicklung in ihre Agenda 2030 aufgenommen. Neben 16 weiteren wie „Kein Hunger“, „Hochwertige Bildung“ oder „Weniger Ungleichheiten“.

Francisca Gallegos erklärt die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen.

Um diese Ziele greifbarer und erlebbar zu machen, hat Engagement Global, eine Organisation, die entwicklungspolitisches Engagement fördert, gemeinsam mit dem Verband Region Rhein-Neckar die „17-Ziele-Touren für Nachhaltigkeit“ entwickelt. Sieben sind es insgesamt – eine für jeden Landkreis der Metropolregion Rhein-Neckar. Jede Strecke hat ein Thema als Schwerpunkt: So geht es im Neckar-Odenwald-Kreis im Eiermann-Magnani-Haus und in der Grünkerndarre in Buchen um Hunger und Flucht (Link zur Tour), an der Südlichen Weinstraße um faire und ökologisch produzierte Produkte (Link zur Tour), im Rhein-Pfalz-Kreis (Link zur Tour) um die Geschichte der Kartoffel und im Rhein-Neckar-Kreis eben um das Leben unter Wasser (Link zur Tour).

Sebastian Boye begleitet neben der Kajaktour noch weitere Erlebnistouren in der Region als Guide.

Die Touren finden zu Fuß, mit dem Rad und auf dem Wasser statt. „Damit wollen wir die 17 Ziele bekannter machen und zeigen, dass für ihre Umsetzung jeder und jede einzelne von uns gefragt ist“, sagt Sebastian Boye, der mit Francisca Gallegos die Kajaktour auf der Elsenz leitet. Auch der Schutz der Meere fängt direkt vor der eigenen Haustür an, etwa an den Bächen und Flüssen unserer Region. Denn was hier schwimmt, landet früher oder später im Meer. Das macht die Erlebnistour „Vom Fluss ins Meer – der Weg unseres Mülls“ auf der Elsenz deutlich.

Die Strecke beginnt etwas außerhalb von Zuzenhausen, im Erlebniszentrum Mühle Kolb. . In einer Hütte am Rand der großen Wiese, über die gerade eine Schulklasse tobt, erklären die Tour Guides die Hintergründe der Agenda 2030. Beide stammen aus Chile und leben seit über zehn Jahren in Heidelberg. Als Engagement Global anfragte, ob sie die Tour leiten wollten, sagten sie sofort zu. „Ich finde es wichtig, dass auch die Sicht aus dem Globalen Süden berücksichtigt wird“, sagt Francisca Gallegos, die zugleich erklärt, warum es durchaus Kritik an den 17 Zielen gibt: „Natürlich ist es erstmal eine tolle Sache – aber warum steht hier zum Beispiel ,keine Armut‘ als Ziel und nicht ,kein übermäßiger Reichtum‘?“ Schließlich sei für eine gerechte Welt beides wichtig.

Wir wollen mit den Touren vor allem zeigen, was jeder selbst tun kann

Tourguide Sebastian Boye

Nach einer kurzen Einweisung steigen die Teilnehmer:innen in ihre Kajaks, immer zu zweit. Das Wasser der Elsenz steht hoch, ist aufgewühlt vom vielen Regen. „Ihr habt Glück“, sagt ein Mitarbeiter der Mühle Kolb. „Gestern hatten wir hier noch richtig Hochwasser.“ Dann geht es erstmal flussaufwärts, Richtung Süden. Der Strom entspringt am Ortsrand von Elsenz bei Eppingen und mündet nach 53 Kilometern bei Neckargemünd in den Neckar. Ein kleines, gemütliches Flüsschen. Zwischen Zuzenhausen und Hoffenheim führt der Lauf direkt am Wald entlang, das Wasser ist eingerahmt von Büschen, Bäumen und Blumen. Die Kajaks gleiten durch einen Tunnel aus Grün.

Die Region entdecken und den Horizont erweitern: Die Erlebnistouren bieten beides.

Auf der Fahrt erzählt Sebastian Boye, wie faszinierend es für ihn noch immer ist, von so viel Wasser umgeben zu sein. „Das ist so ein Luxus“, sagt er und berichtet von der schlimmen Dürre, die von 2010 bis 2012 in seiner Heimat Chile herrschte. „Es hat kaum geregnet, Brunnen sind ausgetrocknet, die Felder verdorrt.“ Die Trockenheit habe bei ihm gesundheitliche Probleme verstärkt. „Deshalb haben wir uns entschieden, mit unseren Kindern nach Deutschland auszuwandern.“ Genau in die entgegengesetzte Richtung wie sein Ur-Ur-Ur-Großvater – der 1846 von Hamburg nach Chile ging. „Im Prinzip sind wir Klimaflüchtlinge“, sagt er nachdenklich. Dass er in Heidelberg eine neue Heimat gefunden hat, empfindet er als großes Privileg. „Nicht jeder hat diese Möglichkeit.“

Nachhaltigkeit ist für Christian Boye ein Herzensthema.

Nachhaltigkeit ist deshalb sowohl für ihn als selbständiger Bildungsreferent, als auch für Francisca Gallegos ein Herzensthema. Sie setzt sich in dem Projekt FaireKITA Baden-Württemberg dafür ein, dass schon Kleinkinder Vielfalt und einen achtsamen Umgang mit Mensch und Natur kennen- und schätzen lernen. Bereits in Chile war sie aktiv, hat sich für die Rechte der Indigenen und den Schutz des Wassers stark gemacht. „Ich sehe mich schon auch als Anwältin von Chile oder generell des Globalen Südens. Mir ist es wichtig, dass die Menschen hier verstehen, was ihr Konsum in anderen Teilen der Welt anrichten kann.“

Was bedeuten die 17 Ziele für mich? Am Ende diskutieren die Teilnehmer:innen, was sie persönlich beitragen können.

193 Staats- und Regierungschefs haben 2015 die Agenda 2030 mit ihren 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung verabschiedet. Sie haben sich damit verpflichtet, allen Menschen der Erde bis zum Jahr 2030 ein Leben in Würde zu sichern. Dabei sind vor allem reiche Länder wie Deutschland gefragt, ihre Lebensweise, ihren Konsum und Ressourcenverbrauch zu ändern. Denn wenn die Menschheit so weiterlebt wie bisher, braucht sie bald drei Erden. Zum Abschluss der Tour stehen alle Teilnehmer:innen noch einmal vor dem Plakat mit den 17 Zielen. „Wir wollen vor allem zeigen, was jeder selbst tun kann“, sagt Sebastian Boye. Etwa regelmäßig Müll zu sammeln, wie beim Clean River Project. Weniger Einwegverpackungen zu verwenden – oder es einfach wertzuschätzen, wie schön es ist, auf einem Kajak durch eine idyllische, üppig grüne Landschaft zu paddeln.


Informationen zur Kajaktour auf der Elsenz und den sechs weiteren Erlebnistouren in der Rhein-Neckar-Region gibt es hier:

https://www.globallokalerleben.de/

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