Genau 26 Jahre waren Karl und Silke Hofstätter mit ihrem Hotelschiff „Liberté“ auf allen europäischen Flüssen unterwegs, dann machten sie sich auf zu neuen Ufern. Mit der Heidelberger „Weissen Flotte“ und dem neuen Flaggschiff „Königin Silvia“ erfinden sie gerade die Ausflugsschiffahrt neu – und bringen nun ganzjährig mehr Kultur an Bord.

Es ist ein spektakuläres Manöver, „Königin Silvia“ um 180 Grad zu wenden. Schließlich ist die Dame satte sechzig Meter lang und elf Meter breit. Das aber ist kein Problem für Karl Hofstätter, den Geschäftsführer der Weissen Flotte, der zugleich Kapitänspatente für sämtliche europäischen Flüsse besitzt. Vor der Kulisse der Vierburgenstadt Neckarsteinach dreht er den Bug des Flotten-Flaggschiffs in aller Ruhe wieder nach Westen – zurück nach Heidelberg.

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Volle Konzentration voraus: Kapitän Karl Hofstätter manövriert gekonnt das Fahrgastschiff „Königin Silvia“.

Zu diesem Zeitpunkt haben die Passagiere flussaufwärts eine Menge erlebt und gesehen: los ging es an der Heidelberger Stadthalle, direkt gegenüber des Philosophenwegs. Egal, ob Briten, Franzosen, Amerikaner, Bayern, Pfälzer oder Sauerländer – sobald sich das Schiff  in Bewegung setzt, sprechen die Passagiere kaum noch, schauen und staunen. Das Heidelberger Schloss, das Benediktinerkloster Abtei Neuburg, die Feste Dilsberg und die vier Burgen bis Neckarsteinach – die fast unwirkliche Romantik des Neckartals zieht alle in ihren Bann.

„Da sieht man mal, was es bringt, die Perspektive zu wechseln“, sagt ein Fahrgast ergriffen. Vom Sonnendeck aus wirkt der Neckar plötzlich breiter und eindrucksvoller als vom Ufer betrachtet. Die Hektik der Stadt verblasst zur Erinnerung, die langsame Fahrt wirkt beruhigend, fast meditativ. „Ein Gegenpol zur hektischen Welt da draußen am Ufer“ sagt der Kapitän.

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Die Heidelberger „Alte Brücke“ mal aus einer anderen Perspektive.

Vielleicht auch, weil das Sonnendeck der hochmodernen „Königin Silvia“ einmal mehr gut gefüllt ist – die dreistündige „Burgen“-Fahrt nach Neckarsteinach ist ein Klassiker im Programm der Weissen Flotte.  Doch für Karl Hofstätter sind Ausflugsfahrten nur ein Teilaspekt seiner Arbeit. Eine Vision treibt ihn und seine Frau Silke dazu an, neben der Ausflugsschiffahrt und den Charterfahrten auch „Kultur- und Unterhaltungsschiffe“ zu etablieren.

„Wir fahren nicht einfach durch die Gegend“ erklärt der Kapitän, der mit seiner Frau 26 Jahre lang das Hotelschiff Liberté über europäische Flüsse steuerte, „mit der Weissen Flotte möchten wir noch mehr Kultur auf die Flüsse bringen. Die klassische Ausflugsfahrt wird es jedoch auch weiterhin geben.“

„Wir dachten damals, unser Leben würde etwas ruhiger werden“

Sieben Jahre ist her, dass Karl Hofstätter mit weiteren Gesellschaftern den Entschluss fasste, die „Rhein-Neckar-Fahrgastschifffahrt“ zu übernehmen und neu auszurichten.  „Wir dachten damals, unser Leben würde etwas ruhiger werden“, erinnert sich Silke Hofstätter an die Anfänge der Flotte, aber dann wurde schnell klar, dass umfangreiche Investitionen notwendig waren, Umbauten und Renovierungen aller Schiffe. Den Höhepunkt dieser Arbeiten bildete der Neubau der „Königin Silvia“, dem neuen Flaggschiff der Flotte, die mit sechs Schiffen und der Fähre „Liselotte von der Pfalz“ heute zu den größten Schifffahrtgesellschaften im Südwesten zählt.

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Das riesige Sonnendeck der „Königin Silvia“ bietet Platz für Liegestühle und eine überdachte Bar, aber auch eine kleine Show-Bühne für kulturelle Events aller Art – vom Theaterstück über Tanzabende und Clubpartys, Comedy und Kabarett bis hin zu klassischen Kammerkonzerten, die eine Flussfahrt zu einem kulturellen Erlebnis werden lassen.

Silke Hofstätter ist vor allem für die Gastronomie und die Organisation auf den Schiffen zuständig. Ohne Geschick und Nervenstärke kaum zu machen. Und ohne Liebe zum Wasser natürlich auch nicht. Wie ihr Mann, so schwärmt auch sie von der einmaligen Atmosphäre der Flussfahrten: „Ja, ich empfinde es immer als sehr berührend, wenn wir mit dem Schiff  unterwegs sind. Jeder Ort, jeder Wald wirkt vom Wasser aus anders als bei einer Autofahrt“, sagt sie.

Im Führerstand der „Königin Silvia“ steht Karl Hofstätter am Ruder und manövriert sein Schiff aufmerksam an den entgegenkommenden Frachtschiffen vorbei. Er trägt ein weißes Hemd mit blauen Schulterklappen, vier glänzende Streifen weisen ihn als Kapitän aus. Während die Passagiere die entspannte Fahrt oder das Kulturprogramm an Bord genießen, muss er konzentriert bleiben und die Übersicht behalten. Nur manchmal bietet sich ihm eine Gelegenheit für eine kurze Unterhaltung mit den Fahrgästen – wie bei den regelmäßigen Fahrten zum Stift Neuburg mit Benediktinermönchen, die an der Anlegestelle zusteigen.

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Königin Silvia, mit über 600 Passagieren das größte Fahrgastschiff auf dem Neckar.

Hofstätter ist ein Machertyp. Schon als Student hatte sich der Heidelberger mit einem Freund ein Schiff zugelegt, um während der Semesterferien Touristen über das Wasser zu schippern. Vom Heimathafen Neckargemünd aus hat er mit dem Hotelschiff Liberté jahrelang Erfahrungen gesammelt. Die Navigation des 3,5 Millionen teuren Luxusschiffes über die Neckarwellen und durch die engen Neckarschleusen braucht viel Erfahrung und Geschick. „Königin Silvia ist nicht einfach zu fahren“ sagt er selbst. Erst im Frühjahr hat das Schiff die Monheimer Lux-Werft verlassen und ist mit seinen zwei 500 PS starken Dieselmotoren und einer Zulassung für 600 Passagiere das größte Fahrgastschiff, das je auf dem Neckar gefahren ist.

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Die Weisse Flotte mit ihren 70 Mitarbeitern möchte künftig noch mehr Motto- und Themenfahrten in der Nebensaison anbieten. Bereits jetzt stehen After-Work-Partys, Schlagerschiffe oder Jazz- und Rockkonzerte im Logbuch. Im Winter gibt es Fahrten zu den Weihnachtsmärkten nach Stift Neuburg, Ladenburg oder Bad Wimpfen – oder Krimiabende wie „Mord an Bord“ oder das Musical-Dinner „Glanzlichter“. „Wir wollen unseren Gästen möglichst ganzjährig das Gefühl einer kleinen Kreuzfahrt vermitteln“, sagt Hofstätter. „Eine Kultur-Kreuzfahrt durch unsere Heimat“.


www.weisse-flotte-heidelberg.de

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