Das Hambacher Schloss am Rande des Pfälzerwaldes gilt als Wiege der deutschen Demokratie: 1832 versammelten sich hier fast 30.000 Menschen zu einem Fest, um für Freiheit und Solidarität zu kämpfen. Das Europäische Kulturerbe-Siegel bescheinigt der historischen Stätte, dass ihre Bedeutung bis in die Gegenwart reicht. Wir waren unterwegs mit der Schlossmanagerin Ulrike Dittrich.
20 Kilometer ist Anna gelaufen, von Bad Dürkheim nach Hambach. Die Winzertochter berichtet mit aufgeregter Stimme von Dörfern, geschmückt mit Tannenzweigen und Blumen. Von Böllerschüssen, Glockengeläut und Freudenfeuern. Es ist der 27. Mai 1832, beinahe 30.000 Menschen aus Deutschland, Frankreich und Polen sind an der Ruine des Hambacher Schlosses zusammenkommen. Sie feiern lautstark ein Fest für Demokratie, setzen sich ein für Meinungs- und Pressefreiheit, für Toleranz und Einheit.
In der Ausstellung „Hinauf, hinauf zum Schloss!“ lässt Anna an einer Hörstation im Hambacher Schloss die bewegende Geschichte lebendig werden – genau wie weitere fiktive Festbesucher: ein Student, eine Schreinersgattin, ein Arzt und ein Journalist. Sie erzählen, wie sie das Hambacher Fest erlebt haben. Erzählen es Zuhörern in einer Zeit, in der Europa an vielen Stellen einer Zerreißprobe ausgesetzt ist. In der Brexit und Eurokrise, Flüchtlingsströme und Rechtsruck Politikern und Gesellschaft zu schaffen machen.
Dieses Europa beginnt auch hier, am Hambacher Schloss. So steht es auf der Tafel, die auf das Europäische Kulturerbe-Siegel hinweist. Eine Auszeichnung der Europäischen Kommission, die Schlossmanagerin Ulrike Dittrich besonders stolz macht. Sie wird historischen Stätten verliehen, die „in besonderer Weise die europäische Kultur und Geschichte symbolisieren“ oder „eine Schlüsselrolle bei der europäischen Integration gespielt haben“. Das antike Athen zählt dazu, die Städte des Westfälischen Friedens, das historische Gelände der Danziger Werft, auf dem die Gewerkschaft Solidarność gegründet worden ist.