Jäger des perfekten Weins

Der eine ist Gewinner des Wettbewerbs „Die junge Südpfalz“, der andere eine „wirkliche Entdeckung“ für den Gault Millau. Andreas Grimm und Stephan Schwedhelm stehen für die junge Winzergeneration an der Deutschen Weinstraße.

Viel Sonne, viel Kalk – für Andreas Grimm und Stephan Schwedhelm die besten Voraussetzungen für ihr Streben nach perfekten Weinen, die sie mit Offenheit, Experimentierfreude und hohem Qualitätsanspruch produzieren.

Es ist, als markierten diese beiden mit ihren Weingütern die beiden Enden der Weinstraße: Andreas Grimm, seit 2009 Chef des Weinguts Grimm in Schweigen, direkt an der französischen Grenze, und Stephan Schwedhelm, fast 90 Kilometer nördlich in Zellertal, wo man schon nach Rheinhessen hinüberwinken kann.

Hier wie dort schwere, kalkhaltige Böden, hier wie dort ein junger Winzer, der das Familienweingut erst vor einigen Jahren übernommen hat, hier wie dort der Ehrgeiz, das beste aus Boden und Keller herauszuholen und grandiosen Wein zu produzieren. Winzer Stephan Schwedhelm sitzt mit seinem Bruder Georg auf der neu angelegten Terrasse des Klosterhofs in Zellertal – symbolträchtig aufgeschichtet aus den hellen Kalksteinen ihrer Weinberge.

Bis vor wenigen Tagen sah es hier noch anders aus, denn nebenan entsteht eine neue Vinothek. »Das alte Probierstübchen der Eltern hat einfach nicht mehr zu uns und unseren Weinen gepasst«, erklärt Georg Schwedhelm, »der Neubau aus Glas soll unsere offene Haltung symbolisieren.« Die Brüder sind ein Team: Der studierte Betriebswirt hat Marketing für Audi und Außendienst bei Hilti gemacht, ehe er zurück ins Weingut kam um die Weine seines Bruders zu vermarkten. Stephan hat nach Ausbildung und Studium in Geisenheim 2006 das Weingut übernommen und seitdem Zug um Zug in moderne Geräte investiert und neue Ideen umgesetzt.

 

Die junge Südpfalz – da wächst was nach.

So ähnlich lief das auch am anderen Ende der Weinstraße in Schweigen, direkt an der französischen Grenze, wo Vater Bruno Grimm seinem Sohn Andreas 2002, gleich nach der Techniker-Ausbildung, die Verantwortung für den Keller und einige Jahre später für das gesamte Weingut übertragen hat. Er selbst hatte den bäuerlichen Mischbetrieb der Familie schon in den siebziger Jahren auf Wein und Flaschenabfüllung umgestellt und von Anfang an auf hohe Qualität gesetzt. Auch hier signalisiert ein moderner Anbau aus Glas und Beton die neue Zeit: Im schmalen Hof des überraschend kleinen Weinguts mitten in Schweigen ist ein Probierraum entstanden, der den neuen Stil des Hauses versinnbildlicht: »hell, offen und frisch, denn Wein und Präsentation müssen zusammenpassen«, ist auch Andreas Grimm sicher. Während ein großer Teil der Produktion weiterhin klassische Weißweine sind, gehört das Herz des jungen Chefs dem Rotwein. Für seine 2012er Spätburgunder hat er in diesem Jahr die beiden ersten Plätze des Wettbewerbs „Die junge Südpfalz – da wächst was nach!“ belegt und zugleich die Gesamtwertung aller Rebsorten gewonnen.

Seine frischen und modernen Weißweine baut Andreas Grimm in Stahltanks aus, im Keller behandelt er den Wein möglichst schonend, um ihn so reintönig und sortentypisch wie möglich auszubauen.

 

Der Qualitätswettbewerb, den es so in keinem anderen deutschen Weinbaugebiet gibt, beleuchtet seit 2011, was an der Südlichen Weinstraße nachgewachsen ist. Er rückt ins Rampenlicht, was überall in der Pfalz spürbar wird: Eine neue Generation exzellent ausgebildeter junger Winzer mit hohem Qualitätsanspruch und klaren Vorstellungen übernimmt den Staffelstab. Sie sind mutig, setzen neue Maßstäbe für die Arbeit in Weinberg und Keller und arbeiten Klarheit, Frische und Terroir ihrer Weine heraus. Zugute kommt ihnen dabei ein neugieriger Blick in die Welt und ihre Offenheit, sich auszutauschen.

»Unser Stil ist leichter, klar und sehr gradlinig geworden«, findet Andreas Grimm, »wir orientieren uns zunehmend an internationalen Geschmacksbildern.«

Die ältesten Burgunderreben in den Grimm’schen Weingärten am Sonnenberg wachsen dort seit 42 Jahren – echte alte Reben also, die erstklassige Qualität bringen. »Wir lesen diese heute etwas früher, um Frucht und Säure zu erhalten, denn der Spätburgunder braucht Kühle und Biss im Abgang«, sagt Grimm. Überhaupt ist dem Winzer die Arbeit im Weinberg extrem wichtig: »Nur mit gutem Ausgangsmaterial kann man gute Weine erzeugen. Wir beobachten viel, achten darauf, dass die Trauben viel Sonne bekommen und reduzieren den Ertrag. Vollreifes und gesundes Lesegut ist das A und O für guten Wein.«

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Der französische Charme in Schweigen rührt sicher daher, dass der Ort jahrhundertelang zum Elsässer Nachbarort Weissenburg gehörte. Noch heute haben die Schweigener Winzer ganz selbstverständlich Weinberge auf französischem Gebiet.

 

Andreas Grimm ist ständig im Weinberg unterwegs, überprüft den Boden, das Wachstum und den Reifestand. Bei den ertragreichen Pflanzungen der 70er und 80er Jahre schneidet er im Lauf des Reifeprozesses bei jeder Traube den unteren Teil weg. Diese aufwändige Handarbeit lohnt sich, denn dadurch bekommen die übrigen Beeren mehr Sonne und reifen trockener und gesünder heran. »Im Keller arbeiten wir sehr minimalistisch und schonend, um das Aroma reintönig und sortentypisch zu erhalten.« Die neun Hektar Weinberg, die Grimm bewirtschaftet, sind in 58 Einzelparzellen aufgeteilt. Neben Riesling und den Burgundersorten wachsen hier auch Chardonnay, Sauvignon-Blanc, Gewürztraminer, Scheurebe, Silvaner, Portugieser und Dornfelder. Denn die Pfalz ist die Weinbauregion der kleinen Parzellen und der vielen Sorten.

 

Für Stephan Schwedhelm sind seine weißen Klassiker die Königsdisziplin.

Stephan Schwedhelm hat in den Weinbergen des Klosterhof vom Vater auf 17 Hektar 18 Rebsorten übernommen. Auch wenn er diese Vielfalt bei Neuanpflanzungen reduzieren will, sie hat ihn zu interessanten Entdeckungen gebracht. Eine davon ist seine 2012 erstmals trocken ausgebaute Scheurebe, für die ihn zuvor alle – auch der Vater – für verrückt erklärt haben. Dann gewann Schwedhelm damit den ersten Preis bei einer Weinwelt-Verkostung und der Wein war ein Renner. Für Schwedhelm sind seine weißen Klassiker die Königsdisziplin: der elegante, feingliedrige Weißburgunder und der kräftige Riesling mit mineralischer Tiefe aus der Steillage Schwarzer Herrgott. Schwedhelm experimentiert aber auch gerne und kommt dann nach Tagen mit einer neuen Cuvée aus dem Keller. Seine Einzellagen beobachtet er akribisch und baut sie möglichst einzeln in kleinen Fässern und Tanks aus: »Das ist hochinteressant«, erzählt er, »wir haben einen alten Weinberg mit perfektem Lesegut, der ist ein Jahr lang sehr zurückhaltend und entwickelt sich erst dann. Wenn ich so etwas nicht über Jahre beobachte, erkenne ich das nicht und verschenke meinen besten Riesling.«

In Zellertal, am nördlichen Ende der Weinstraße, bestimmen steile, sonnige und sehr kalkhaltige Weinberge die Landschaft. Da ist Winzer Stephan Schwedhelm schon mal mit dem Quad im Weinberg unterwegs – was anderen nur auf öffentlichen Straßen erlaubt ist.

In Zellertal, am nördlichen Ende der Weinstraße, bestimmen steile, sonnige und sehr kalkhaltige Weinberge die Landschaft. Da ist Winzer Stephan Schwedhelm schon mal mit dem Quad im Weinberg unterwegs – was anderen nur auf öffentlichen Straßen erlaubt ist.

 

Schwedhelm ist fasziniert davon, wie unterschiedlich sich Reben an zwei ähnlichen Standorten entwickeln, auch wenn sie gleich alt sind und in gleicher Weise selektiert und entblättert wurden. Diese Unterschiede und Feinheiten – das Spezielle jedes einzelnen Weinbergs – will er herausarbeiten und schmeckbar machen, zusammen mit der Handschrift des Winzers. Schwedhelm will immer den perfekten Wein machen. Und gemeinsam mit seinem Bruder ist ihm der Familienbetrieb wichtig: »Wir machen alles selbst und haben dadurch die komplette Kontrolle über die Produktion und die Qualität.«Seit drei Jahren produziert der Betrieb biologisch, denn es unterstützt die Qualität und die Brüder halten das für die nachhaltig richtige Lebens- und Wirtschaftsweise. Vermarkten wollen sie ihren Wein aber nicht unter dem Biolabel, sondern lieber mit der Marke Schwedhelm bei den Kunden punkten.

»Man muss seinen eigenen Stil finden und vorantreiben, was man machen will.« 

Auch Andreas Grimm, der ebenfalls selbst vermarktet, setzt auf Individualität:  Ich möchte die Standorte klar herausarbeiten, zum Beispiel unseren Kalk. Und dann muss es für die Kunden eine nachvollziehbare Konstanz geben, einen Faden, der sich durchzieht. Auch das gehört für mich zum Terroirgedanken.« Dazu ist es für Grimm wichtig, sich umzusehen in der Weinszene, gemeinsam mit Kollegen namhafte Weine zu probieren und zu diskutieren. Dieser Dialog, der offene Austausch und das Netzwerk, das durch Die junge Südpfalz entstanden ist, nützt der ganzen Region, ist Grimm überzeugt. Georg Schwedhelm in Zellertal ist sicher, dass sich auch die Weintrinker verändern: »Das Publikum geht auf junge Winzer und Marken offen und neugierig zu. Das sind oft junge Leute, aber auch bei vielen Älteren hat sich das Denken verändert.« Und Stephan Schwedhelm ergänzt: »Es ist eine gute Zeit für den deutschen Weinbau, es passiert viel und macht großen Spaß.«

Ab 2015 soll ihre neue Vinothek, in der es auch Kunst- und Kochevents geben wird, die ganze Region voran bringen. »Wir machen hier schon ein Stück Pionierarbeit, aber Zellertal hat Potential, und wir werden zeigen: Das ist Schwedhelm, das ist Zellertal«.Und in 90 Kilometer Entfernung, dort wo die Deutsche Weinstraße am Weintor beginnt, hat Andreas Grimm auf seinen kalkigen, sonnigen Böden das Gleiche vor: Für das Familienweingut Grimm erstklassige Weine zu kreieren und die nächsten Preise zu gewinnen.


 

Mit freundlicher Genehmigung von: Südliche Weinstrasse e.V. und Deutsche Weinstrasse – Mittelhaardt e.V. Aus: Urlaubsmagazin Deutsche Weinstraße 

deutscheweinstrasse-pfalz.de

diejungesuedpfalz.de

 

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