Kunsthistorisch verbindet die Maler Anselm Feuerbach und Hans Purrmann nichts, biografisch einiges. Beide kamen in Speyer zur Welt – und hier sorgen die Bürger dafür, dass man ihre eindrucksvollen Geburtshäuser besichtigen kann.
Dieser junge Mann wird einmal (Kunst)Geschichte schreiben. Doch noch steht er auf einer Leiter und pinselt an einem Schild für ein Tabakgeschäft. Wochenlang hatte Hans Purrmann nichts aus Berlin gehört und war frustriert zu seinen Eltern nach Speyer gefahren, um im Malerbetrieb auszuhelfen. Vier Gemälde hatte er bei der „Berliner Secession“ eingereicht, doch keine Reaktion bekommen – bis zu jenem Vormittag im Jahr 1905, an den er sich später in Aufzeichnungen erinnert: „Ein als Speyrer Original bekannter Zeitungsvertreiber war es, der mir zurief: Kommen Sie herunter! Sie stehen heute groß in der Frankfurter Zeitung!“ Purrmann liest, dass ihn die Künstlervereinigung aufgenommen hat. Als „neues Talent“. Das Schild von damals dürfte längst verschwunden sein – aber eines blieb erhalten: das seines Vaters in der Kleinen Greifengasse 14. „Maler- und Tüncher Geschäft“, steht darauf. Es hängt noch über der Hofeinfahrt zum Handwerkerhaus. Seit Kurzem sogar frisch restauriert.
Der große Maler der Klassischen Moderne kam aus kleinen Verhältnissen. Genauso wie Anselm Feuerbach, der 1880, also in dem Jahr starb, in dem Purrmann geboren wurde. Kunsthistorisch verbindet die beiden nichts – biografisch schon. Beide kamen in Speyer zur Welt, ihre Elternhäuser liegen nur wenige Gehminuten voneinander entfernt. Und beide haderten mit dem Ort ihrer Kindheit: „Meine Geburt in Speyer ist für mich als ein Unglück zu betrachten“, schrieb Feuerbach (1829 – 1880), dessen Vater am „Königlich Humanistischen Gymnasium“ unterrichtete. Die Stadt erschien ihm provinziell. Und auch Hans Purrmann hatte sich lange Zeit von Speyer distanziert: Noch 1932 hatte er ein Wandbild für den Ratssaal gemalt, das 1933 verschwand – hinter einer Hakenkreuzfahne. Fortan zog er in die Villa Romana nach Florenz, später nach Frankreich und in die Schweiz, wo er 1966 starb.