Alte Brücke, Schloss und Universität – jeder kennt die Heidelberger Sehenswürdigkeiten. Seit 2015 ist außerhalb der Altstadt aber auch ein „Kulturtourismus“ entstanden, der riesige Wandbilder zum Ziel hat: überdimensionale fotorealistische Portraits, abstrakte Muster oder surreale Fabelwesen an ehemals grauen Hauswänden – im Rahmen des jährlichen Metropolink Street-Art-Festivals sind öffentliche Kunstwerke entstanden, die das Stadtbild erfrischen.
Die Idee, Künstlern in Heidelberg eine neue Plattform zu bieten, hatte Pascal Baumgärtner schon vor über zehn Jahren. Bei Besuchen in Barcelona und Rom lernte der heutige Macher des Metropolink-Festivals die dortige Kreativszene kennen und begeisterte sich für deren Community-Gedanken.
2008 gelingt es ihm zum ersten Mal, in Heidelberg freistehende Gewerbeflächen zu organisieren, in denen lokale Kreativschaffende vorübergehend ihre Kunst präsentieren können. Unter wechselnden Namen und in immer neuen Locations überrascht Baumgärtners Pop-Up-Gallery Jahr für Jahr, bis sie schließlich unter dem Namen Willi Bender ihren festen Platz in Heidelbergs Kunstszene findet. In jedem Jahr und in allen Räumlichkeiten mit vertreten ist der Graffiti-Künstler Cedric Pintarelli – in der Street-Art-Szene besser bekannt als Sweetuno.
Mechanisch surrt die Hydraulik der roten Hebebühne, die im Heidelberger Stadtteil Rohrbach an einem Mehrfamilienhaus aufgebaut ist. Oben in der etwas wackeligen Gondel steht Cedric Pintarelli und steuert per Joystick die Hauswand entlang. Mit der Hand schüttelt er die rasselnde Kugel durch eine schwarze Farbdose. Mal im gebündelten Strahl, mal eher wolkig strömt der Lack durch den Sprühkopf auf die Fassade. In tagelanger Arbeit entsteht so ein überdimensionales Wandbild, das die Anwohner und Nachbarn inzwischen ebenso fasziniert wie die Kunstfans, die gezielt anreisen, um die inzwischen 26 Fassaden zu besuchen, die in den letzten Jahren im Rahmen des Metropolink-Festivals entstanden sind.