… in Mannheim den Vorläufer des Fahrrads erfand?
Dass Carl Benz in Mannheim das erste Auto der Welt baute, dürfte inzwischen auch im Schwabenland und in den Vereinigten Staaten bekannt sein, wo gerne mal das Gegenteil behauptet wird. Was kaum einer weiß: In der Quadratestadt haben noch viele weitere geniale Tüftler gewirkt, die das Mobilitätsverhalten der Menschen nachhaltig prägten.
Einer dieser Vordenker ist zweifellos Karl Freiherr von Drais (1785-1851). Seine bedeutendste Erfindung gilt heute als „Urknall“ des modernen Individualverkehrs und erlebte 1817 zwischen Mannheim und Schwetzingen ihre Feuertaufe: die Draisine. Viele denken dabei zwangsläufig an die auf vielen stillgelegten Bahnstrecken verkehrenden Schienenwagen. Doch diese fahrbaren Untersätze haben nur in einem Punkt Ähnlichkeit mit Drais‘ Meisterstück – dem Antrieb durch Muskelkraft.
Sein „Veloziped“ war vielmehr ein einspuriges Zweirad aus Holz mit einem Sitz, von dem aus sich der Fahrer bequem mit den Füßen vom Boden abstoßen konnte. Was aus heutiger Sicht recht trivial klingt, war zu Goethes Zeit bahnbrechend. Denn zur schnellen Fortbewegung taugte anno dazumal einzig und allein das Pferd. Ernteausfälle in Folge eines epochalen Vulkanausbruchs in Indonesien im Jahr 1816 ließen die Futtermittel-Preise im aschebewölkten „Sommer ohne Sonne“ jedoch schlagartig explodieren. Alternativen waren gefragt, und das von Drais entwickelte Zweiradprinzip erlebte seinen Durchbruch.
Leider ging es Drais wie vielen anderen Visionären. Reich wurde er mit seiner Idee nicht. Nach der gescheiterten badischen Revolution strich die Obrigkeit dem überzeugten Demokraten die Pension und er starb mittellos. Sein Erbe an die Menschheit aber ist von unschätzbarem Wert: Das Fahrrad – eine Weiterentwicklung der Draisine – ist heute das meistgenutzte Verkehrsmittel der Welt.