
Wussten Sie, dass ein Frankenthaler…

… die Tagesschau-Melodie komponiert hat?
Es war die Meldung des Tages und machte selbst die Gefühlswelt von Ex-Bundespräsidentengattin Bettina Wulff und den Mord-Aufruf der Taliban gegen Prinz Harry zur Randnotiz: „ARD entsorgt tagesschau-Melodie“ – titelte die Bild-Zeitung Mitte September 2012 und erregte damit binnen kürzester Zeit nicht nur die Gemüter vieler Bundesbürger, sondern verleitete auch sonst um Seriosität bemühte Medien zu einer reaktiven Falschmeldung um der Deutschen liebste Sechs-Klang-Folge samt markantem Gong.
Nur wenige Stunden nach Bekanntwerden des „Skandals“ meldete sich die ARD zu Wort und war sichtlich bemüht, die Wogen zu glätten: Die Sorge um das „Ta-ta, ta ta ta taa“ sei unbegründet. Es handele sich – wie in der Vergangenheit bereits mehrfach geschehen – lediglich um eine Überarbeitung. Die Grundelemente der unverwechselbaren Fanfare, die die Zuschauer bereits seit 1956 tagtäglich zur besten Sendezeit begrüßt, solle erhalten bleiben.
Mit dieser erlösenden Botschaft hat die Rundfunkanstalt auch bei vielen Pfälzern Sympathiepunkte gesammelt. Denn die eingängige Tonfolge entstammt den Schlusstakten der „Hammond-Fantasie“, die der in Frankenthal geborenen Hans Carste (1909-1971) Mitte der 40er Jahre in sowjetischer Kriegsgefangenschaft komponierte. Zu seinem Œuvre zählen viele weitere bekannte Werke, wie etwa die Musik zum Schlagerfilm „Im schwarzen Rößl am Wolfgangsee“ aus dem Jahr 1961. Auch außerhalb seines künstlerischen Wirkens genoss der „Grandseigneur der leichten Muse“ hohes Ansehen. Das Bureau International des Sociétés Gérant les Droits d’Enregistrement et de Reproduction Mécanique in Paris etwa ernannte ihn 1957 als ersten Deutschen überhaupt zu seinem Präsidenten.
Kein Geringerer als Oscar-Preisträger Hans Zimmer sollte mit der ehrenwerten Aufgabe betraut werden, die Tagesschau-Melodie neu zu komponieren. Gar nicht so abwegig, dachte man, schließlich hat die Klangschmiede des Komponisten Zimmer mit ihren Soundtracks zu „König der Löwen“ und Hunderten weiterer Kinofilme melodisches Massen-Gespür bewiesen. Doch letztlich blieb die Melodie des weit weniger bekannten Komponisten aus der Pfalz trotz aller Überarbeitungen und Anpassungen im Kern bestehen. Ohne Hilfe aus Hollywood. Effekthascherei hat die beliebteste deutsche Nachrichtensendung einfach noch nie nötig gehabt… Hans Carste starb bereits im Mai 1971 und konnte den Erfolg seiner Klang-Ikone nicht mehr weiter verfolgen.
Hier bei YouTube kann man sich die Entwicklung des unverwechselbaren Tagesschau-Intros ansehen und -hören!
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