Der 673 Meter hohe Gralsberg der Klapprad-Elite ist zu bezwingen, und am Ende winkten Ruhm, Ehre, Blutwurst, Live-Musik von Jimi Hering und Pokale. Für den „Pfälzer Klappverein“ wäre das eigentlich eine normale Sache wie das Ausrichten eines Bockbieranstichs. Doch einer Wandersage zufolge erschien irgendwann Frank Leibeck, mittlerweile Verbandsbürgermeister von Lingenfeld, beim Klapprad-Cup – mit Strohhut, Netzstrümpfen und der Kittelschürze seiner Frau. Ein Kontrollverlust mit Folgen. „Plötzlich kamen immer mehr Fahrer verkleidet zum Rennen“, erinnert sich Peter Zürker, der 1. Vorsitzende des Klappvereins. Inzwischen sind alle Teilnehmer bis über die Radnabe maskiert und mit seinen Vereinsgenossen muss er jetzt jedes Jahr neue Themen und Dresscodes ersinnen. Los ging es im Jahr 2000 mit den „Teleklappis“, gefolgt von „Asterix und Klappix“, „Scotti, beam mich nuff“, „Deutschland sucht den Klapprad-Star“ und „Die Jünger des Klappwahn“ – bis hin zum legendären Rennen des Jahres 2012 mit dem Motto „Wer’s klappt, werd’ seelisch“.
Welcome to the Royal Klapp! Foto: Ute Herzog
Der Titel inspirierte einen Klapprad-Jünger, mit einem zwölf Kilo schweren Holzkreuz auf dem Rücken anzutreten, andere trugen Dornenkronen. Ein unvergesslicher Tag für den Klappradsport, aber auch für die Gläubigen der mehrheitlich katholischen Weinbaugemeinde Maikammer am Fuß der Kalmit. Nach dem Rennen wurde der Vorsitzende des Pfälzer Klappvereins zu einem Termin in die Speyerer Hausbrauerei Domhof zitiert. Vielleicht lag es daran, dass man sich letztendlich zwanglos in der Altstadtweinstube „Götz von Berlichingen“ traf – jedenfalls verkniff man sich auch nicht das Motto des Jahres 2015: „Tanz der Scharniere“.
Am 5. September standen rund 650 blutlechzende Vampirinnen und Vampire auf der Startliste und der Klappverein sorgte mit gepflegtestem Psychoterror dafür, dass niemand unverkleidet oder gar unangemeldet den Berg raufklapperte.
Zum Epilieren der Beine von „Schwarzfahrern“, wird im Internetforum des Pfälzer Klappvereins schon mal ein rostiger Dosendeckel empfohlen.
Beim Klappradfahren geht es um Spaß. Aber mit Stil und dem dafür notwendigem Ernst. Die Klappräder dürfen dekoriert sein, aber wie die Klassiker aus den 70ern keine Schaltung haben. Dass manche Fahrer trotz Schaltungs-Fasten mit ihren Klapp-Perlen in unter 20 Minuten den Gipfel erreichen, ist eine erstaunliche sportliche Leistung. Aber Peter Zürker weiß jeden uninspirierten Eifer zu bremsen: „Es geht nicht primär um die beste Zeit. Auch für die beste Verkleidung gibt es einen Pokal.“
Nicht wirklich verkleidet ist Alfons V. Die aus Funk und Fernsehen bekannte Frontsau der Klapprad-Bewegung trägt beim Cup einen hautengen goldenen Latexanzug – aber den trägt der Speyerer Superstar auch sonst. Seinen ersten großen Auftritt hatte der Schwarm aller Klappradfahrerinnen beim „World-Klapp“ auf der Ludwigshafener Radrennbahn. Ein knallhartes 24-Stunden-Rennen wurde zuletzt in der pfälzischen Gemeinde Schopp zelebriert. Der Vereins-Schirmherr, der in Ludwigshafen wirkende König Céphas Bansah des ghanesischen Ewe-Stammes, wurde dazu eigens mit einem Hubschrauber eingeflogen, um die Eröffnungszeremonie zu leiten.
Hat gut geklappt: Schirmherr König Céphas Bansah beim Segnen der Teilnehmer der World Klapp im pfälzischen Schopp. Foto: Ute Herzog
Im Rausch der Geschwindigkeit: Klapprad-Superstar Alfons V. (in gold) und Epigonen. Foto: Ute Herzog
Im medialen Mittelpunkt stand dennoch Alfons V., der seinen Erfolg auch auf die Tatsache zurückführt, dass er den Reissverschluss seines von einem holländischen Swingerclub gesponserten Latex-Stramplers aus dem Steiß-Bereich heraus weiter nach oben verlagert hat, um keine Druckstellen zu erzeugen.
Eine andere Geheimwaffe des Vereins ist Herbert, ein Edel-Restaurator feinster Vintage-Motorräder und allerfeinster Kalmit-Klappräder. „Für unser 24-Stunden-Rennen in Schopp haben wir nicht uneigennützig den Herbert ins Team genommen“, verrät Vereinschef Peter Zürker. „Unser Kalkül ging auf, denn er baute uns vier wunderschöne Klappräder im Mexican-Style für unser Klappateros-Team.“
Herbert, der Herr der Teile – und Vater der legendären Kalmit-Klappräder.
Die Pläne für die nächsten Jahre sind gesteckt: Die Kalmit soll aufgeschüttet werden, um endlich zum höchsten Berg der Pfalz zu werden. Entlang der Strecke sollen Currywurstbuden ganzjährig aufgebaut und die komplette Strecke überdacht werden. Laut Auskunft von Peter Zürker ist man in Verhandlungen mit Berlin, die Avus-Überdachung werde dort nicht gebraucht.
Schließlich gibt es Pläne für ein Klapprad-Denkmal auf dem Kalmitgipfel. Aber vielleicht wird dort oben ja auch mal Horst Bader geehrt, denn der ist an allem schuld. Vor über 25 Jahren hat das Pfälzer Original seine Kollegen vom Dudenhofener Bauhof immer mit kaltem Bier versorgt. Sein Arbeitsgefährt für den Biertransport war ein Klapprad. Heute steht die kultige Devotionalie bei Peter Zürkers Cousin in der Garage – und wird rund um die Uhr bewacht.
Schön, wenn im Leben einfach alles klappt: Peter Zürker, 1. Vorsitzender des Pfälzer Klappvereins und oberster Funktionär der globalen Klapprad-Bewegung.
kalmit-klapprad-cup.de
facebook.com/kalmitklappradcup
Alfons V.