… der Akademische Austauschdienst gegründet wurde?
Als Kurfürst Ruprecht I. in seiner Residenzstadt Heidelberg im Jahr 1386 eine Universität ins Leben rief, hatte er eine klare Vision: Er wollte seinem Herrschaftsbereich einen geistigen Mittelpunkt geben. Seither zieht es Denker, Professoren und Wissbegierige aus aller Welt in die Stadt am Neckar. Dazu passt, dass die heute weltgrößte Förderorganisation für den internationalen Austausch von Studierenden und Wissenschaftlern in Heidelberg ihren Anfang nahm.
Initiator war Carl Joachim Friedrich (1901-1984), der bei Alfred Weber in Heidelberg Nationalökonomie studierte. Ein Forschungsaufenthalt führte ihn 1922/23 in die USA. Diese Erfahrung wollte Friedrich möglichst vielen Kommilitonen ermöglichen und rief deshalb gemeinsam mit dem New Yorker Institute for International Education ein Stipendienprogramm ins Leben. 1924 nahmen bereits 13 junge Menschen teil. Am 1. Januar 1925 wurde in Heidelberg dann der Akademische Austauschdienst (AAD) gegründet, um das Angebot zu verstetigen. Zunächst kümmerte sich der Verein nur um die Stipendienvergabe im Bereich der Sozial- und Staatswissenschaften, doch bereits nach einem Jahr weitete man die Aktivitäten auf alle Fächer aus.
Seit 1931 trägt die Institution ihren heutigen Namen: „Deutscher Akademischer Austauschdienst“ (DAAD). Über zwei Millionen Akademiker im In- und Ausland wurden bis dato unterstützt – angefangen beim Auslandssemester über Praktika bis hin zu Gastdozenturen. Selbst beim Aufbau von Hochschulen im Ausland ist das Know-how der Einrichtung gefragt. Das Jahresbudget des DAAD, der seit 1950 in Bonn sitzt, zuletzt bei über 500 Millionen Euro und wird größtenteils vom Bund und der EU getragen.
Zurück zum Initiator: Friedrich promovierte 1925 in Heidelberg. Bereits 1926 siedelte er in die USA über, wo er ab 1926 an der Harvard University in Cambridge lehrte. Nach dem Zweiten Weltkrieg beriet er die amerikanische Regierung (u.a. bei der Ausarbeitung des Marshall-Plans) und übernahm verschiedenen Funktionen bei der amerikanischen Militärregierung im Nachkriegs-Deutschland (u.a. Ausarbeitung der Länderverfassungen). Ganz im Sinne des von ihm initiierten Akademiker-Austauschs kehrte Friedrich 1950 als Gastprofessor an seine einstige Wirkungsstätte Heidelberg zurück. Bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1966 lehrte der renommierte und beliebte Politikwissenschaftler semesterweise abwechselnd in Harvard und Heidelberg.