Wie sieht ein Tag im Leben einer Profigolferin aus?
In der Vorbereitung auf ein Turnier trainiere ich sechseinhalb Tage pro Woche. Ich beginne um 9 Uhr morgens mit dem Aufwärmtraining und Übungen zur Koordination und Stabilisierung. Dann kommt das Krafttraining und schließlich geht’s ab auf die Driving Range, bevor auf dem Platz Löcher gespielt werden.
„Der Golf Club St. Leon-Rot ist für mich ein Stück Heimat. Es ist ein schönes Gefühl, hier von jedem gekannt und begrüßt zu werden.“
Wie fühlt sich Ihr neues Leben als Golf-Proette an?
Ich bin jetzt im zweiten Jahr und der Anfang war hart. Es ist gar nicht leicht, mit Golf den Lebensunterhalt zu verdienen. Als junge Spielerein muss man erst seinen Platz finden, besonders wenn man wie ich gerne mal seine Meinung sagt. Wegen einem Muskelfaserriss konnte ich zuerst nicht richtig trainieren. Die Ärzte meinten, das kommt vom Stress. Und dann habe ich tatsächlich gemerkt, dass ich mir viel Druck mache, dass ich verletzungsanfällig bin. Jetzt muss es einfach mal wieder Klick machen. Ich muss geduldig bleiben.
Zwei, die bei jedem Wetter auf dem Platz sind: Karolin Lampert und Greenkeeper Pasquale Vitale
Was stresst Sie – und was entspannt Sie?
Wenn ich mal nervös werde, schaue ich meinen Mitspielerinnen noch weniger zu als sonst. Ich beobachte lieber, wie die Wolken ziehen oder wie sich die Blätter im Wind bewegen. Wenn ich wirklich aufgeregt bin, benutze ich Atemtechniken, die mir mein Mentalcoach vom Nationalkader beigebracht hat.
Sie sind im Golf Club St. Leon-Rot groß geworden. Welche Rolle spielt der Club in Ihrem Leben?
Dieser Club ist für mich ein Stück Heimat. Hier habe ich durch meinen Großvater und meine Eltern den Zugang zum Golf gefunden, mein Bruder Moritz hat hier seine Profikarriere gestartet. Ich kenne hier alle schon seit vielen Jahren – vom Profi bis zum Greenkeeper. Es ist ein schönes Gefühl, hier von jedem begrüßt zu werden. Wenn ich Kaffee bestelle, dann weiß man an der Bar schon, wie ich ihn am liebsten trinke.
Was bedeutet Heimat für Sie?
Heimat ist für mich, von einer langen Reise zurück in die Region zu kommen und sich hier sofort wohl zu fühlen. Meine Freunde sind von hier, hier bin ich in Heidelberg-Kirchheim zur Schule gegangen und hier habe ich früher im Fußballverein gekickt.
Ohne konsequentes Fitness- und Krafttraining ist der Weg an die Golf-Weltspitze nicht zu schaffen. Karolin Lampert bei ihrer täglichen Aufwärmübung.
Wenn Sie mal nicht auf dem Golfplatz sind: wo trifft man Karo Lampert?
Ich liebe es, mit guten Freuden abends auf der Heidelberger Neckarwiese zu sitzen, auf den Fluss und das Schloss zu schauen und sich bis in die Nacht hinein zu unterhalten. Wenn ich mal nicht in Heidelberg unterwegs bin, kann man mich beim Shoppen in Mannheim oder in einem Café am Schwetzinger Schlossplatz treffen – oder auch in der Pfalz. Mein Vater ist Pfälzer und sein Cousin hat ein Restaurant bei Grünstadt. Deshalb weiß ich auch eine gute Flasche Pfälzer Wein zu schätzen.
„Die Metropolregion Rhein-Neckar hat viel zu bieten für Golfspieler – hier gibt es landschaftlich einmalige Clubs.“
Ist St. Leon-Rot der schönste Golfclub Deutschlands?
Obwohl es in Deutschland bei der Gestaltung viele Auflagen gibt, ist unser Platz landschaftlich sehr schön angelegt. In Sachen Jugendarbeit und mit seiner tollen Trainingsanlage ist es sicher einer der besten Clubs in Europa. Die Metropolregion Rhein-Neckar hat aber überhaupt viel zu bieten für Golfspieler, hier gibt es landschaftlich einmalige Clubs. Gespielt habe ich schon in Mannheim-Viernheim, Heddesheim, Wiesloch, Oftersheim, Heidelberg-Lobenfeld und Sinsheim.
Als Golfprofi kann man schnell weltbekannt werden. Macht Ihnen diese Vorstellung eher Spaß oder Angst? Das würde mich sehr freuen – nicht zuletzt, weil ich dann nicht mehr nur die kleine Schwester von Moritz Lampert wäre. Dazu muss man wissen, dass mein Verhältnis zu meinem erfolgreichen Bruder absolut super ist. Aber es wäre trotzdem schön, mal anders wahrgenommen zu werden. Wenn ich mal schlecht gespielt habe, lasse ich mir am ehesten was von ihm sagen und mir Tipps geben. Er ist ein Mentor für mich. Kleine Putting-Zocks zwischen uns stehen immer wieder mal an – da spielen wir dann um einen Kaffee.
Stimmt es, dass Golf gefährlich ist?
Als ich 11 war, habe ich jemanden ziemlich hart am Ellbogen getroffen, das war schon ein Schock. Kürzlich wurde ich bei einem Turnier in Straßburg beinahe von einem Ball am Kopf getroffen. Da atmet man kurz durch. Trotz aller Vorsicht kann das leider schon mal passieren.
Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Da sehe ich mich in Amerika auf der LPGA-Tour, dort will ich meinen festen Platz finden.
Sie kennen „Ihren“ Platz in- und auswendig. Brauchten die Solheim Cup-Spielerinnen ein besonderes Know-how, um in St. Leon-Rot erfolgreich zu sein?
Es kommt stark drauf an, welcher Wind herrscht und von welcher Tee-Box abgeschlagen wird. Ich war mit dem Vizekapitän des Junior Solheim Cups hier neulich 18-Loch spielen und auch er meinte, dass man mehr über den Platz wissen sollte. Aber – (lacht) bisher hat noch keiner bei mir angerufen!
Facebookseite Karolin Lampert: facebook.com/karo.lampert
Golf Club St. Leon-Rot: gc-slr.de
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