… aus der Region noch immer familiengeführt sind?
Die Rhein-Neckar-Region zählt zu den stärksten Wirtschaftsstandorten der Republik. Weltweit bekannte Aushängeschilder sind natürlich die großen Börsenkonzerne wie BASF, SAP oder HeidelbergCement. Nicht weniger mächtig und interessant sind allerdings die unzähligen Unternehmen in Familienbesitz. Sie bilden das Rückgrat der regionalen Wirtschaft. Und viele von ihnen haben sich – teilweise unbemerkt von der Öffentlichkeit – zu wahren Branchen-Riesen entwickelt.
Dies gilt zum Beispiel für das Unternehmen Hornbach. Deutschlands drittgrößte Baumarkt-Kette mit einem Milliarden-Jahresumsatz sitzt im südpfälzischen Bornheim. Zwar ist das Unternehmen an der Börse notiert, doch nur ein Teil der Aktien befindet sich tatsächlich im Streubesitz. Größter Teilhaber ist die Familie Hornbach, die seit der Eröffnung des ersten Bau- und Gartenmarkts Europas 1968 in Bornheim operativ die Geschicke lenkt.
Ganz ähnlich verhält es sich bei Fuchs Petrolub. Auch dort hält die Gründerfamilie die Mehrheit der Stammaktien. Inzwischen steht mit Stefan Fuchs die dritte Generation an der Spitze des 1931 in Mannheim gegründeten Unternehmens. Diese Kontinuität zahlt sich aus: Jahr für Jahr erzielt der weltgrößte unabhängige Schmierstoffhersteller neue Rekordwerte.
Eine weitere Erfolgsgeschichte schreibt Freudenberg aus Weinheim. 1849 von Carl Johann Freudenberg als Gerberei mit 50 Mitarbeitern gegründet, ist das Unternehmen heute mit rund 50.000 Beschäftigten weltweit und in zahlreichen Branchen aktiv. Die bekannteste Marke ist Vileda. Trotz der globalen Ausrichtung und Größe versteht sich Freudenberg weiterhin als Familiengesellschaft. Das Unternehmen gehört den rund 320 Nachkommen des Gründers. Viele von ihnen sind in das operative Geschäft eingebunden.
Vollständig in Familienbesitz ist auch Röchling. Einst in der Montanindustrie aktiv, zählt das Mannheimer Unternehmen 180 Jahre nach seiner Gründung zu den weltweit führenden Kunststoff-Herstellern mit den Unternehmensbereichen Industrial, Medical und vor allem Automotive. Kaum ein Auto aus deutscher Produktion kommt ohne Röchling-Teile aus. In der sechsten Generation ist die Gründerfamilie zwar nicht mehr in der operativen Konzernführung aktiv, nimmt über den Beirat aber weiterhin Einfluss auf die Strategie.
Ganz ähnlich verhält es sich bei zwei der bekanntesten Marken aus der Rhein-Neckar-Region: Capri-Sun und Lamy. Beide Unternehmen sind in Familienbesitz. Capri-Sun zählt mit mehreren Milliarden verkauften Trinkbeuteln pro Jahr in mehr als 100 Ländern zu den weltweiten Marktführern. Das Unternehmen mit Sitz im nordbadischen Eppelheim gehört Hans-Peter Wild. Von einem Teil seines Imperiums trennte sich der in der Schweiz lebende Patriarch bereits Mitte 2014. Damals verkaufte er das zweite Konzernstandbein, das Geschäft mit natürlich Aromen, für 2,3 Milliarden Euro an den Agrarkonzern ADM.
Das Unternehmen Lamy wurde 1930 in Heidelberg gegründet und stellt jährlich mehrere Millionen Schreibgeräte her. Lamy-Stifte haben in vielen Ländern der Welt Kult-Status erreicht. Manfred Lamy, Sohn des Firmengründers C. Josef Lamy, zog sich 2006 im Alter von 70 Jahren zwar aus der operativen Geschäftsführung zurück. Als Vorstand des Beirats ist er seinem Unternehmen allerdings nach wie vor eng verbunden.
Strippenzieher im besten Wortsinne sind auch die Mitglieder der Familie Reimann – geschätztes Vermögen: je nach Quelle zwischen 20 und 30 Milliarden Euro. Nur wenig ist über den verschwiegenen Clan und das globale Imperium in Erfahrung zu bringen, dessen Wurzeln bis ins Jahr 1851 zurückreichen. Damals gründete Ludwig Reimann in Ludwigshafen das Chemieunternehmen Benckiser. Ende der 1990er-Jahre fusionierte Benckiser mit dem englischen Unternehmen Reckitt. Über die Familienholding „JAB“ halten die Reimanns seither einen lukrativen Anteil an dem Haushalts- und Hygiene-Konzern mit Produktionsstandorten auch in der Region. Zum weltumspannenden Unternehmensgeflecht, das heute von Luxemburg aus gesteuert wird, zählen allerdings nicht nur Calgon, Durex oder Clearasil. Auch die Luxus-Marken Jimmy Choo und Bally, der US-Parfüm-Riese Coty (u.a. Chloé, Wella), die Kaffee-Röster JDE (u.a. Jacobs, Douwe Egberts) und Keurig Green Mountain sowie zahlreiche Kaffee-Ketten (u.a. Espresso House, Peet’s Coffee) oder die US-Bäckerei-Kette Panera Bread sind im Besitz der Reimanns.