… Spargel aus der Region Gourmets in aller Welt verzückt?
Rhein-Neckar ist eine Region der kulinarischen Superlative: Die Vorderpfalz trägt den Beinamen „Gemüsegarten Deutschlands“. Landau und Neustadt konkurrieren regelmäßig um den Titel „Deutschlands größte Weinbaugemeinde“. Die beiden größten Weinfässer der Welt stehen in Bad Dürkheim und Heidelberg. Das Bauland gilt als Heimat des Grünkerns. Das Spaghetti-Eis wurde in Mannheim erfunden. Und dann wäre da noch der Spargel, der die Gourmet-Herzen in aller Welt höher schlagen lässt.
Wie die Weintraube fand wohl auch das „Königliche Gemüse“ mit den Römern seinen Weg über die Alpen. Mit dem Niedergang des römischen Reiches verschwand das Gemüse dann allerdings buchstäblich in der Versenkung. Lediglich einige Klöster kultivierten „Asparagus“ (aus dem Griechischen für „junger Trieb“) im Mittelalter als Heilpflanze, u.a. aufgrund der harntreibenden Wirkung. Seine Renaissance erlebte der Spargel dann im frühen 17. Jahrhundert. Der Adel hatte die wohlschmeckenden Stangen für sich entdeckt. Als großer Spargel-Fan galt dabei der kurpfälzische Kurfürst Carl Ludwig, Vater der berühmten Liselotte von der Pfalz. Er tat es dem französischen Sonnenkönig Ludwig XIV. gleich und ließ das Gemüse ab 1658 im Schwetzinger Schlossgarten nebst anderen exotischen Leckereien wie Artischocken anbauen.
Der Spargel hatte zur damaligen Zeit allerdings nur wenig mit den zartweißen Stangen zu tun, die traditionell zwischen Mitte April und dem Johannistag (24.6.) gestochen werden. Denn bis ins 19. Jahrhundert fanden ausschließlich die oberirdischen Triebe als Grünspargel Verwendung in den Küchen. Erst durch Zufall entdeckte man, dass auch die bleichen, unterirdischen Triebe ein wahrer Genuss sind – und ging zumindest in Deutschland dazu über, die Spargeltriebe zu kappen, bevor sie das Sonnenlicht erblicken und sich durch Chlorophyll-Bildung erst violett und schließlich grün verfärben.
Wie es sich für ein königliches Gemüse gehört, wächst Spargel nicht überall, sondern stellt gewisse Ansprüche an Standort und Erzeuger. Am besten gedeiht das Liliengewächs auf leichten, sandigen Böden mit hohem Kalkgehalt und vielen Mineralstoffen. Damit ist die Rheinebene ebenso gesegnet wie mit einem milden Klima und tüchtigen Landwirten. Auf circa 1.500 Hektar wird Spargel derzeit in der Region angebaut. Abhängig von der Witterung werden zwischen 9.000 und 10.000 Tonnen pro Jahr gestochen. Damit sind die Pfalz, das Hessische Ried rund um Lampertheim und die Gegend um Schwetzingen zwar nicht die größten oder ertragreichsten Spargel-Anbaugebiete der Republik (Anbaufläche Deutschland: 21.000 Hektar, Erntemenge: 110.000 Tonnen). Doch Qualität geht vor Quantität. Deshalb gilt die 1899 in Schwetzingen gezüchtete und in der Region bis heute weit verbreitete Sorte „Schwetzinger Meisterschuss“ bei Gourmets aus aller Welt als Inbegriff des Spargel-Genusses.