… die Daten für das ZDF-Politbarometer erhebt?
Insbesondere kurz vor Wahlen stehen Umfragen hoch im Kurs. Wer sind die beliebtesten Politiker? Wie zufrieden sind die Menschen mit der Arbeit der Regierung? Welche Themen bewegen die Nation? Und wie schneiden die Parteien im Urteil der Bürger ab? Endgültige Gewissheit gibt es erst am Wahlabend, wenn vorläufige amtliche Ergebnisse vorliegen. Bis dahin gehört das Feld den Demoskopen. Eine der bekanntesten Institutionen agiert dabei von Mannheim aus: die Forschungsgruppe Wahlen.
Offiziell gegründet wurde die Forschungsgruppe Wahlen im Jahr 1974. Ihre Geschichte begann allerdings schon 1965. Damals steckte die empirische Wahlforschung in Deutschland noch in den Kinderschuhen. Platzhirsche waren Emnid (gegründet 1945), das Institut für Demoskopie Allensbach, Infratest (beide gegründet 1947) und infas (gegründet 1959). Während Emnid und das Allensbacher Institut um Elisabeth Noelle-Neumann enge Verbindungen zur CDU pflegten, standen Infratest und infas-Gründer Klaus Liepelt der SPD nahe. Als das ZDF Mitte der 1960er-Jahre begann, der politischen Berichterstattung im bis dahin durch Unterhaltungssendungen geprägten Programm mehr Raum zu geben, suchte man folglich einen unabhängigen Partner. Fündig wurde man an der Universität Mannheim, wo der renommierte Politikwissenschaftler Rudolf Wildenmann lehrte und forschte. Ab 1965 versorgte er das ZDF mit computergestützten Wahlhochrechnungen und -prognosen. 1974 kam es allerdings zum Bruch. Nicht ganz konfliktfrei gründeten daraufhin drei seiner Assistenten – Manfred Berger, Wolfgang Gibowski und Dieter Roth – aus der Universität heraus den Verein „Forschungsgruppe Wahlen“ und setzten die Zusammenarbeit mit dem ZDF eigenständig fort.
Diese Verbindung besteht bis heute. So wird die Arbeit des Non-Profit-Instituts, an dessen Spitze seit 1991 Matthias Jung aus Speyer steht, nach wie vor ausschließlich aus Mitteln der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt finanziert. Im Gegenzug kann das ZDF sowohl bei der Wahlberichterstattung als auch bei anderen Sendungen exklusiv auf die Beratungskompetenz der Forschungsgruppe Wahlen zugreifen.
Bekanntestes „Produkt“ der Zusammenarbeit ist das „ZDF-Politbarometer“. Seit 1977 gibt es regelmäßig Einblicke in die politische Gefühlswert der Deutschen – was insbesondere in Wahlkampf-Zeiten Demoskopie-Befürworter und -Gegner auf den Plan ruft: Während die einen in ihr ein wichtiges Instrument zur objektiven Selbstbeobachtung der Gesellschaft sehen, verteufeln sie andere als gesteuertes Machterhaltungs- und Propagandamittel der Eliten. Diesen Zwiespalt vor Augen, richtete der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl aus Ludwigshafen bereits 1993 selbstkritische Worte an das politische Establishment: Dort gebe es „eine fatale Neigung zu dem Irrtum, man könne politische Entscheidungen durch Demoskopie ersetzen. […] Gerade in Existenzfragen einer Nation jedoch erweist sich politische Führungskraft vor allem darin, den Stimmungen des Augenblicks nicht nachzugehen.“
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