Mit 19 liest Klaus Kufeld das erste Mal Ernst Bloch – nicht ahnend, dass der berühmte Philosoph in seinem späteren Leben eine zentrale Rolle spielen würde. Denn mehr als 20 Jahre sollte er später das Bloch-Zentrum in Ludwigshafen leiten. In einer ehemaligen Fabrikantenvilla am Rhein sind nicht nur die Schriften des großen Denkers untergebracht, sondern auch ein Nachbau seines Arbeitszimmers. Zwischen Tabakduft und Adorno kann man dem Ludwigshafener Philosophen ganz nahe kommen.
Text, Text, Text. Gestrichen, unterstrichen und umgeschrieben. Es gibt Pfeile in Ernst Blochs Schriften, Randnotizen, Fußnoten und Ergänzungen. Unliniertes Papier, das mit so vielen Änderungen versehen ist, dass wohl nur er selbst den aktuellen Stand kannte. Dazu eine Handschrift, die jeden Lektor verzweifeln ließ: schräg dahingestrichen, kryptisch, klein. Dabei war das, was Blochs „Prinzip Hoffnung“ noch heute auszeichnet, eine einzige große Geste. Eine Aufforderung, das Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Und ein Ende, selbst die Apokalypse, immer auch als Anfang zu verstehen.
Klaus Kufeld sitzt an Ernst Blochs Schreibtisch in der Fabrikantenvilla der Ludwigshafener Walzmühle und rückt ein scheinbar dahin geworfenes Tabakpäckchen zurecht. Legt es auf Kante mit einem Brief aus den 60er Jahren. Nach kaltem Pfeifenqualm riecht es hier. Nach altem Papier. In diesem Zimmer ist Bloch noch so präsent, dass es leicht fällt sich vorzustellen, wie sich der Philosoph (1885-1977) durch Texte wühlte. In seinem Ohrensessel mit merkwürdigem Teppichüberwurf wirkte Bloch wie ein Monument – und Klaus Kufeld daneben eher schmal, fast jungenhaft. Dabei war er mehr als 20 Jahre Leiter des Bloch-Zentrums.
„Ich bin ein Herzblutarbeiter“, sagt Kufeld und man glaubt es ihm sofort. Ungeheuer vielfältig ist das Programm des Ludwigshafener Bloch-Zentrums, das sich mit Zukunftsthemen und kritischen Fragen der Zeit beschäftigt. Symposien reihen sich an Lesungen, Ausstellungen, Debatten. Klaus Kufeld verleiht den Ernst-Bloch- und den William-Dieterle-Filmpreis mit und er hat “Die Zukunftsrede“ ins Leben gerufen. All diese Formate laufen über dem Herzstück des Hauses ab, das man durch eine Glasplatte im Fußboden einsehen kann – Blochs Tübinger Arbeitszimmer.