Vom Deutschen Weintor aus führt die Weinstraße rund 85 Kilometer Richtung Norden nach Bockenheim. Kurz vor ihrem Ziel durchquert sie die Gemeinde Grünstadt. Dort, mitten im Weinbaugebiet, fassten zwei Pfälzer vor zehn Jahren einen Entschluss: hier soll die fast vergessene regionale Tradition des Bierbrauens wieder aufleben.
Je mehr man sich der BrauArt-Manufaktur nähert, desto schmaler werden die Gassen in Sausenheim. Der 2300-Einwohner-Stadtteil gehört erst seit 1969 zur Gemeinde Grünstadt. Hier, fast am Ende einer Sackgasse versteckt, liegt der Hof von Familie Krämer. „Meine Frau und ich bewirtschaften das Familiengut in fünfter Generation“, sagt Mathias Krämer. „Für unsere Eltern, Großeltern und Ur-Großeltern war Grünstadter Bier eine Selbstverständlichkeit. Zwischen 1800 und 1970 gab es bei uns sechzehn Brauereien.“
Wie jeden Samstagvormittag öffnet um 11 Uhr morgens die „Shady Alley“ ihre Pforten. „Unser kleines Micro-Pub haben wir typisch britisch eingerichtet. Wir schenken zweimal die Woche aus: samstagmittags und mittwochabends – bei gutem Wetter draußen im Hof.“
Nur wenige Minuten nach Öffnung der Bar kommen die ersten Gäste. „Fünf Bloodlight Double Red Ipa – bitte!“ schallt die Bestellung in kryptischem Denglisch zum Wirt hinüber. Eine Motorradgang junger US-Amerikaner aus dem benachbarten Armee-Standort Kaiserslautern bestellt die erste Runde. Mathias Krämer eilt hinter den Tresen und beginnt aus einem der sechs Messinghähne sauerkirschrotes Bier zu zapfen.
„Die Idee mit dem Craft Beer stammt von meinem Freund Markus Adler. Wenn Markus von einer seiner Belgienreisen zurückkam, hat er immer Bier in großen Champagnerflaschen mitgebracht. Er hat sich damals ständig beschwert, warum alle Biere bei uns gleich schmecken. Heute kenne ich den Grund: die Dominanz der deutschen Großbrauereien. Sie haben die Kleinen aufgekauft und deren Betrieb eingestellt. Sie tragen die Schuld am massenkompatiblen Einheitsgeschmack, der heute dafür sorgt, dass alle Biere austauschbar sind. Dagegen mussten wir was tun!“