In der Pfälzer Chocolaterie Stoffel werden köstliche und ungewöhnliche Kreationen aus Schokolade produziert – nicht nur in der Osterzeit. Und in fünfter Generation.

Kurz vor Ostern herrscht in den Verkaufsräumen der Schokoladenmanufaktur in Bobenheim am Berg Hochbetrieb. Punkt 9 Uhr geht während der Saison im Pfälzer Ladengeschäft der Rolladen hoch. Sofort umfängt einen ein angenehmer, zarter Duft nach feinstem Kakao. Im Schaufenster und in den Auslagen der in warmen Holztönen gehaltenen Regale und Vitrinen finden sich winzige Häschen fürs Osternest aus Vollmilch, Edelvollmilch oder weißer Schokolade, Osterhasen auf Motorrädern mit und ohne Beiwagen oder ganze Langohrfamilien. Das größte Hasenmodell misst stolze 63 Zentimeter. Dazu gibt es Eier aus heller, dunkler, weißer oder rosa Schokolade mit verschiedensten Füllungen. Wem diese Auswahl nicht genügt, der findet unzählige Bruchschokoladen-Varianten von Chili bis Karamell oder verziert mit verschiedensten Nüssen.

Hasen über Hasen: Jan Stoffel im Ladengeschäft der Chocolaterie in Bobenheim am Berg.

Sie wiegen zwischen federleichten 15 Gramm und satten 2,5 Kilo: mehr als 120 verschiedene Osterhasenvarianten in allen Größen stellt Jan Stoffel her. Seit 125 Jahren und bereits in der fünften Generation führt die Familie ihren Betrieb, Geschäftsführer, Chocolatier und kreativer Kopf ist Jan Stoffel. Seine Mutter Ingrid steht mit 80 Jahren während der Saison noch immer täglich hinter der Ladentheke. Dort bietet sie mit viel Charme und großem Fachwissen die von neun Mitarbeiter:innen hergestellten Köstlichkeiten an. Seit 30 Jahren verkaufen die Stoffels ihre feinen Schokoladen auch in der Mannheimer Heinrich-Vetter-Passage. Ein Highlight dort ist der zwei Meter hohe Schokobrunnen in Form des Wasserturms, Einrichtung und Kasse sind mehr als 100 Jahre alt.

Einrichtung und Kasse im Ladengeschäft in Mannheim sind über 100 Jahre alt.

Die verschiedensten Modelle aus glänzender, duftender Schokolade sowie Pralinen und Trüffel entstehen im Hintergebäude einer ehemaligen Winzerei des Urgroßvaters in der Pfalz. Neben unzähligen Schokoladenformen stapeln sich dort die leckersten Zutaten: kandierte und getrocknete Früchte, bunte Schokolinsen, Marzipan, frisch geröstete Nüsse oder gefriergetrocknete Erdbeeren zum Färben von rosa Schokolade. Aus einem Edelstahl-Schokobrunnen fließt laufend flüssige Schokolade, in Handarbeit werden Pralinen oder Früchte damit überzogen oder Hasen mit weißer Schokolade handbemalt.

Den Motiven der Hohlfiguren sind mit mehr als 5000 Formen kaum Grenzen gesetzt. Am bekanntesten ist wohl der Mannheimer Wasserturm in zwei Größen oder die Stoffelsche Variante des Mannemer Drecks. Es gibt Fußbälle, Pumps oder High Heels, Äpfel, einen Porsche, Katzen, Kameras oder Handys in allen Entwicklungsstufen und sogar Kreuze für die Kommunion – alles aus Schokolade.

Ich könnte jederzeit ein Schokoladenmuseum eröffnen

Jan Stoffel

Bei vollem Betrieb ist es laut in der Manufaktur. Zuerst wird eine Masse aus Rohkakao und Kakaobutter im Mischer mit Zucker und Milchpulver zu Schokolade verbunden, auf rund 30 Grad erwärmt und über eine Dosiermaschine in die zweiteiligen, mit Magneten verbundenen Schokoladenformen gefüllt. Bis zu 40 Modelle können in einer Sternschleuder gleichzeitig gerüttelt werden, damit sich die noch flüssige Masse gleichmäßig verteilt. Dann noch bei 16 Grad in den acht Meter langen Kühltunnel – schon ist die Schokoladenfigur fertig. Theoretisch könnten so bis zu 10.000 Schokohasen am Tag hergestellt werden. Eine weitere Produktion betreibt Jan Stoffel im nahen Dackenheim, dort werden hauptsächlich Kuvertüren und Pralinen hergestellt. Produktionschef ist Philippe Passeron, ein Chocolatier aus Nizza.

Tausende Hasen produziert die Chocolaterie vor den Feiertagen jeden Tag.

Je nach Jahreszeit wechseln die Motive, sie sind beliebte Geschenke oder eignen sich als Gutscheine. Auch Auftragsformen wie Wahrzeichen verschiedener Städte, Firmenlogos oder Werbepräsente sind gefragt. Dafür arbeitet Jan Stoffel mit einem Formenbauer zusammen. Seinen eigenen Fundus erweitert er laufend. Gerne übernimmt er Formen, Maschinen und Ladenausstattungen von kleinen Manufakturen, deren Besitzer ihren Betrieb meist aus Altersgründen aufgeben. Ein komplettes Stockwerk ist damit inzwischen gefüllt, darin findet sich unter anderem eine Bonbon-Wickelmaschine aus dem Jahr 1915. „Ich könnte jederzeit ein Schokoladenmuseum eröffnen“, sagt der quirlige Pfälzer schmunzelnd. Doch das ist derzeit aus Zeitgründen undenkbar.

Zwischen Schokohasen und -weihnachtsmänner wird es in der Chocolaterie auch mal fruchtig.

Zwar neigt sich nach Ostern die Schokoladensaison dem Ende zu. Doch die Produktion schließt sich fast nahtlos an das turbulente Weihnachtsgeschäft an. Zuletzt hat Jan Stoffel Dubai-Schoko-Nikoläuse entwickelt. Allerdings mit seiner eigenen Pistaziencreme: „Das war der Renner, wir haben auch Varianten mit weißer oder dunkler Schokolade hergestellt. “ Gar nicht begeistert ist er vom neuesten Trend: eine rosa Version auf Basis von Zuckerwatte. Was wiederum sehr gut ankommt, seien Dubai-Schokolade-Osterhasen. Bevor zwischen Juni und August Betriebsferien sind, folgt erst noch das Muttertagsgeschäft mit Schokoladenherzen und Marienkäfern.

Der Renner: Schokolade mit Pistaziencreme aus dem Hause Stoffel. Auch Hasen gibt es mit der Creme.

Doch auch in der produktionsfreien Zeit haben die Stoffels kaum Gelegenheit zum Durchschnaufen. Die Schokoformen werden grundgereinigt, die Maschinen repariert. Meist bleiben nur wenige Wochen für Pausen, bevor die Saison im September wieder startet. Dann pünktlich zur Weinlese mit Weinflaschen und -trauben aus Schokolade, Rieslingtrüffeln und Schoko-Bleistiften zum Schulstart. Zu Halloween gibt es Schoko-Kürbisse, Geister und sogar einen Totenkopf: „Den habe ich auf einer Messe mit einem mexikanischen Chocolatier getauscht.“ Jan Stoffel erweitert mit solchen Motiven seinen Kundenkreis, denn Totenköpfe sind auch in der Gothic-Scene beliebt, derartige Angebote sprechen sich schnell herum. Das macht ihm Spaß: Ideen flexibel, kreativ und schnell umzusetzen. Das Geheimnis seines Erfolges? Qulität und Frische: „Manche Produkte in unseren Läden sind erst wenige Stunden alt.“


www.stoffelschokolade.de

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