… das älteste kommunale Theater Deutschlands steht?
Tradition und Innovation sind in der Rhein-Neckar-Region kein Gegensatz. Im Gegenteil: Sie ergänzen sich hervorragend und bilden gewissermaßen „Herz und Seele“ der heutigen Metropolregion. Da wäre zum Beispiel Deutschlands älteste Universität in Heidelberg. 1386 gegründet, zählt die Elite-Hochschule heute zu den wichtigsten Denkfabriken der Republik. Oder Unternehmen wie BASF, Freudenberg, Grünzweig + Hartmann, HeidelbergCement oder KSB. Gegründet während der Industriellen Revolution behaupten sie sich bis heute mit ihren Produkten am Markt.
Ein weiterer Ort, an dem Tradition und Innovation gepflegt und gelebt werden, ist das Nationaltheater Mannheim. Die Wurzeln dieses Kulturtempels reichen zurück bis ins 18. Jahrhundert. Die Residenzstadt Mannheim erlebt unter Kurfürst Carl Theodor ihre erste Blüte. Musiker und Wissenschaftler aus ganz Europa schätzen den aufgeklärten Geist, der über der Kurpfalz liegt. Unter Johann Stamitz entwickelt sich die Hofkapelle zu den renommiertesten Ensembles jener Zeit. Auch die Idee eines Nationaltheaters zur Förderung des deutschen Dramas begeistert den Kurfürst und er veranlasst den Umbau des Zeughauses im heutigen Quadrat B3.
Als 1777 die bayerische Linie der Wittelsbacher ausstirbt und Carl Theodor seinen Hof zwangsläufig nach München verlegt, belässt er das Schauspiel – quasi als Maßnahme der Wirtschaftsförderung – in Mannheim. Zunächst arbeitet Intendant Freiherr Wolfgang Heribert von Dalberg mit Wandertruppen. 1779 erhält Mannheim sein erstes festes Ensemble und mausert sich fortan zu einer der angesehensten Bühnen. Einen Meilenstein der Anfangsjahre markiert der 13. Januar 1782, als Schillers Drama „Die Räuber“ in Mannheim uraufgeführt wird.
1839 kommt es schließlich zu einem Streit über die Finanzierung des Theaterbetriebs, in dessen Folge das Großherzogtum Baden sämtliche Zuschüsse streicht. Die Verantwortung geht vollständig auf die Stadt über – eines der ersten kommunale Theater der Welt ist geboren.
Einhundert Jahre später scheint das Schicksal des Hauses besiegelt: Die Bomben des Zweiten Weltkriegs legen das Nationaltheater in Schutt und Asche. Doch bereits 1954 – die Narben des Krieges bestimmen noch das Stadtbild – setzt der damalige Bürgermeister Hermann Heimerich den Grundstein für den Neubau am Goetheplatz. Auf der Urkunde heißt es: „Ungeheure Schwierigkeiten der Nachkriegsjahre vermochten nicht, die Liebe der Mannheimer zu ihrem Theater auszulöschen.“
Am 13. Januar 1957, exakt 175 Jahre nach der Uraufführung, wird das neue Nationaltheater mit einer Piscator-Inszenierung der „Räuber“ wiedereröffnet. Seit dem Jahr der Wiedereröffnung zählt die Wagner-Oper „Parsifal“, zu den Dauerbrennern des Mannheimer Theaters. Auch nach über 60 Jahren ist die Hans Schülers Inszenierung des ältesten Repertoirestücks Europas noch immer überaus beliebt und wird jährlich gespielt.
Heute zählt das Nationaltheater Mannheim mit seinen vier Sparten – Theater, Oper, Ballett und Kindertheater – zu den beliebtesten Kultureinrichtungen der Region: Rund 350.000 Besucher zählen die mehr als 1.000 Vorstellungen Spielzeit für Spielzeit.
Am 18. Dezember 2018 beschloss der Mannheimer Gemeinderat die Generalsanierung des Theaters, die spätestens Ende des Jahres 2022 – dann erlischt die baurechtliche Genehmigung zum Betrieb des Spielhauses – starten soll. Mit einer Investition von 240 Millionen Euro soll im Zuge dessen ein modernes Theatergebäude entstehen, das alle notwendigen bau-, brandschutz- und denkmalrechtlichen Vorgaben erfüllt.
Weitere Informationen: https://www.nationaltheater-mannheim.de/