… in Krisenzeiten „Vileda“ und den „Simmerring“ erfand?

Not macht erfinderisch. Ein gutes Beispiel hierfür ist Freudenberg. 1849 von Carl Johann Freudenberg in Weinheim gegründet, zählt das Unternehmen heute mit weltweit über 48.000 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von 8,6 Milliarden Euro in vielen Branchen zum Kreis der Technologieführer. Den Grundstein für diesen Erfolg legten die Nachkommen des Firmengründers in schwierigen Zeiten. Die Weltwirtschaftskrise von 1929 hatte die deutsche Lederindustrie stark gebeutelt. Bei Freudenberg, zu diesem Zeitpunkt eine der größten Gerbereien Europas, begann die fieberhafte Suche nach neuen Geschäftsfeldern.

Glitzi Verpackungen von 1968

Noch im Krisenjahr stieg man in die Produktion von Manschettendichtungen aus Leder ein. Ein Coup gelang dem Freudenberg-Forscher Walther Simmer schließlich im Jahr 1932, als er ein neuartiges Verfahren zur Abdichtung von sich drehenden Wellen erfand: den Simmerring. Technologisch weiterentwickelt wird diese bahnbrechende Innovation auch heute noch millionenfach zum Beispiel in der Automobilindustrie eingesetzt – und bildet damit, ergänzt um viele weitere Produkte der Dichtungs- und Schwingungstechnik, ein wichtiges Standbein für Freudenberg.

Als Reaktion auf die Weltwirtschaftskrise, aber auch aufgrund der Lederverknappung in Folge der Autarkiebestrebungen der Nationalsozialisten, intensivierte man zudem die Forschung nach Produktalternativen. 1938 entwickelte der Chemiker Carl Nottebohm das Kunstleder „Viledon“. Als Trägermaterial diente ein Vliesstoff, der wenige Jahre später eher zufällig zum Verkaufsschlager avancierte. Zwei Labor-Mitarbeiter Nottebohms hatten beobachtet, dass Putzfrauen im Werk die Vliesstoff-Abschnitte zum Wischen nutzten. Diesen Impuls nahm das Team auf und entwickelte zunächst ein Fenstertuch aus Vliesstoff, das 1948 auf den Markt kam. Da es eine Haptik wie echtes Leder hatte, erfand man – abgeleitet aus dem regionalen Dialekt – den Markennamen „Vileda“.

Freudenberg Gruppe Standort Weinheim Vileda Zentrale

Heute umfasst das Vileda-Produktportfolio fast alles, was die tägliche Arbeit im Haushalt erleichtert – angefangen beim Bügeltisch über Handschuhe, Wischtücher, Besen und Fusselroller bis hin zum Saugroboter. 810 Millionen Euro setzte Freudenberg zuletzt in diesem Geschäftsfeld um. In über 30 Länder der Welt ist man aktiv, wenngleich nicht überall unter dem Label „Vileda“. In den USA zum Beispiel finden sich die Produkte unter dem Namen „O‘Cedar“ in den Regalen. In Asien ist Freudenberg mit den Marken „Swash“ und „Gala“ erste Wahl, wenn es um zuverlässige und qualitativ hochwertige Haushaltsprodukte geht.


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