Mal gehörte Germersheim zu Frankreich, mal zu Österreich, mal zu Bayern. Jahrhundertelang war die heute südpfälzische Stadt hart umkämpft. 1834 begann der Bau einer monumentalen Festung, um die Stadt vor den Franzosen zu schützen. Heute ist sie ein Touristenmagnet und Festungsführer Kurt Burger hat schon über 24.000 Gästen ihre Geschichte erzählt – die überraschend friedlich ist.
Steil geht es bergab, auf unebenem Boden, auf holprigen Steinen. Es ist kühl und die Augen müssen sich an das schummrige Licht erst gewöhnen. Für Kurt Burger kein Problem, denn er kennt sie alle: die alten Mauern der Germersheimer Festung und die vielen Geschichten, die sie erzählen würden – könnten sie nur sprechen.
Stattdessen erzählt er jetzt die Geschichten. Seit fast 20 Jahren. 1936 ist er in der „Stengelkaserne“ zur Welt gekommen, einem bewohnbaren Teil der historischen Festung, durch die er seine Gäste führt: rund 24.000 Menschen bislang – „mehr als die Stadt Einwohner hat“.
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Seit über 20 Jahren erzählt Gästeführer Kurt Burger die Geschichte der Festung Germersheim – in der er vor über 80 Jahren geboren wurde.
Rund 3.000 Menschen weniger leben heute in der Kreisstadt am linken Ufer des Rheins, 13 Kilometer entfernt von der Domstadt Speyer, etwa in der Mitte zwischen Ludwigshafen und Karlsruhe. Ein Ort mit einer langen Geschichte, die 1276 mit der Verleihung der Stadtrechte durch Rudolf von Habsburg begann.
Mehr als 500 meist kriegerische Jahre später – im Jahr 1815 – beschloss der Deutsche Bund, Germersheim zum Schutz vor den Franzosen zu einer starken Festung auszubauen. 1834 begannen die Arbeiten an einem monumentalen, polygonalen Bauwerk, die 27 Jahre andauern sollten. Die beiden prächtigen Portale zur Stadt stehen noch heute. Das mit EU-Mitteln sanierte Weißenburger Tor im Osten der Anlage ist heute das Wahrzeichen der Stadt und beherbergt das Besucherzentrum. Eindrucksvoll ist auch die Kasematte, in die Kurt Burger seine Gäste über einen steilen Zugang führt: ein unterirdisches Gewölbe mit weißen Mauern aus „sogenannten Königssteinen, die in Germersheim gebrannt wurden“, wie Burger erzählt. Er zeigt die Öffnungen für Gewehr- oder Kanonenläufe und die Löcher an der Decke, als Abzug für den Pulverdampf. „Der entsteht, wenn Schwarzpulver gezündet wird“, erklärt der frühere Chemielaborant. 1,8 Kilometer war die Infanteriegalerie lang – „für Truppenbewegungen hinter dicken Mauern“.