Seit fast 40 Jahren verkauft die leidenschaftliche Schaustellerin Welda Heinen Lebkuchen, Kletzenbrot und ihre berühmten gebrannten Mandeln – und dabei geht es noch um sehr viel mehr …
„Prinz“ steht mit Zuckerguss auf einem der Lebkuchenherzen geschrieben. „Ich liebe dich“. Und „Frohe Weihnachten“. Wer an Welda Heinens Stand auf dem Mannheimer Weihnachtsmarkt kommt, der verliert sich fast zwischen all den Hexenhäuschen und Elchköpfen, Lollis, Liebesperlen und Weingummifröschen. Dabei wissen viele schon ganz genau, was sie kaufen werden: Kletzenbrot. Aus Datteln, Mandeln und Feigen muss es gemacht sein, mit Nüssen, getrockneten Birnen und Rosinen versetzt. Nicht zu süß und nicht zu klebrig. Eine kleine Köstlichkeit aus Roggenteig.
Wer am Wasserturm Zuckerwatte, Hutzelbrot, Lebkuchen oder eben dieses besondere Früchtebrot kauft, der sucht den Geschmack nach der eigenen Kindheit, dem Gebäck der Oma oder von Weihnachten – und auch das Gesicht der Verkäuferin. Welda Heinen ist das gewohnt. Sie lebt und liebt diesen Stand – und sie weiß, dass es erst um das geht, was hier verkauft wird. Und dann um die, die es anbietet. Aber Welda Heinen ist nicht irgendeine Schaustellerin, die für die kurze Zeit eines Weihnachtsmarktes Süßwaren über die Theke reicht.
„In meinem Beruf geht es um Menschen“, sagt Welda Heinen. Es geht um Qualität, um regionale Tradition – und um Zeit.
An die 40 Jahre sind vergangen, seitdem die Heinens ihren ersten Weihnachtsmarktstand am Mannheimer Wasserturm aufbauten. Und die Tradition des Schaustellens an sich – sie reicht ganze Generationen zurück: Schon die Großeltern waren mit dem Wohnwagen unterwegs gewesen. Die Oma stammte aus einer Schauspielerfamilie, die mit einem Wandertheater durch die Lande zog, in dem ihre Mutter die Hauptrolle spielte. „Mein Vater war Hochseilartist“, erinnert sich die 65-Jährige. Das Leben „auf dem Platz“ haben nicht nur ihre Eltern schon geführt, sondern auch ihre Groß- und Urgroßeltern. „Ich bin im Wohnwagen geboren und aufgewachsen“, erzählt die Schaustellerin, die heute in Worms lebt. Schiebetüren trennten die Welt der Kinder vom Elternbereich – theoretisch. Denn die Familie lebte eng beieinander, nicht nur räumlich gesehen. Abgesehen vom Schulunterricht verbrachten Eltern und Kinder ihre Zeit gemeinsam beim Auf- und Abbau und den Reisen zu Kerwen und Volksfesten.