… von der Pfalz aus ihre Verbreitung in Deutschland fand?
Die Kartoffel hat keinen leichten Stand. Immer häufiger muss sie sich der Nudel- und Reis-Konkurrenz geschlagen geben. Nur noch gut 58 Kilogramm der tollen Knolle verspeist der Durchschnitts-Deutsche pro Jahr. 1950 waren es noch über 180 Kilogramm. Für den (Kur-)Pfälzer ist der Abstieg des Nachtschattengewächses vom kulinarischen Starlet zum ungeliebten Soßenträger natürlich nur schwer nachvollziehbar. Schließlich ist Solanum tuberosum, so die korrekte botanische Bezeichnung, sehr schmackhaft und auch ernährungsphysiologisch äußerst wertvoll.
Egal ob als Hoorische, Kartoffelsupp‘ mit Quetschekuche oder Füllung im Saumagen – die Kartoffel ist in der regionalen Küche eine ubiquitäre Allzweckwaffe. Und dann wäre da natürlich noch die Tatsache, dass die Kartoffel von der Pfalz aus ihre Verbreitung in Deutschland fand. Auch wenn dieses Verdienst gerne Fritz dem Großen zugeschrieben wird.
Unbestritten ist, dass die Heimat der Kartoffel im südamerikanischen Andengebiet liegt. Nachgewiesen ist auch, dass spanische Seefahrer die Kartoffel im 16. Jahrhundert nach Europa brachten und sie als tartufolo über Italien ihren Weg nach Deutschland fand. Bereits während des Dreißigjährigen Krieges baute die Pfälzer Landbevölkerung Kartoffeln in Hausgärten an. Im Jahr 1720 erhob die Obrigkeit in der Pfalz erstmals „den Zehnten“ auf Kartoffeln – ein eindeutiger Beweis für den Anbau auch auf Feldern. Und so war es eben nicht der 1756 vom Preußenkönig erwirkte Kartoffelerlass, der den Siegeszug der damals noch wenig geschätzten Feldfrucht einläutete, sondern die Aufgeschlossenheit der Pfälzer gegenüber kulinarischen Raffinessen aus dem Süden.
Übrigens: Auch wenn das Aussehen von Agata, Linda, Sieglinde und Co. den Schluss nahelegt: das Wort „Grumbeer“ hat nicht im Entferntesten etwas mit einer krummen Beere zu tun. In Analogie zum Erdapfel setzt es sich zusammen aus Grund (=Boden, Erde) und Beer (= Dialektausdruck für Birne). Zur leichteren Aussprache wurde Grund- lautlich zu Grum- vereinfacht. Und so erscheint auch das in der Region häufig zitierte Sprichwort „Die Beer is g’scheelt“ in ganz neuem Licht…