einst eine der wichtigsten Städte nördlich der Alpen war?

Wahre Schätze blühen im Verborgenen, sagt der Volksmund. Und in der Tat: Begibt man sich heute auf eine Reise nach Südhessen, um dort das Kloster Lorsch zu besuchen, dann könnte man im ersten Augenblick vielleicht enttäuscht sein: Weder Kreuzgang noch Klosterhof oder Refektorium. Dennoch spürt man bereits nach wenigen Momenten, dass dieses Fleckchen Erde ein besonderes sein muss.

Die Geschichte des Klosters reicht weit zurück bis ins frühe Mittelalter, in die Zeit der Karolinger. Der fränkische Gaugraf Cancor gründete die Abtei 764 und verschenkte sie an den einflussreichen Erzbischof Chrodegang von Metz. Dieser schickte nicht nur die ersten Benediktinermönche, sondern auch die Reliquien des römischen Märtyrers Nazarius. Ein Glücksfall: Fortan pilgerten scharenweise Gläubige nach Lorsch, und das Kloster erhielt Schenkungen in nicht gekanntem Ausmaß.

Anno 771 nahm Karl der Große die Abtei unter seinen Schutz. Lorsch entwickelte sich zu einem der wohlhabendsten und einflussreichsten klösterlichen Zentren nördlich der Alpen. Über 600 Bände zählte allein die Bibliothek. Darunter epochale Werke wie das „Lorscher Arzneibuch“, das älteste erhaltene Buch zur Klostermedizin im deutschsprachigen Raum (seit 2013 Unesco-Weltdokumentenerbe). Ende des 9. Jahrhunderts wurde das Kloster Grablege der Könige des Ostkarolingischen Reichs. Aus dieser Zeit stammt auch das Wahrzeichen des Klosters – die „Königshalle“ (Bild), ein einzigartiges Zeugnis vorromanischer Baukunst und aus diesem Grund seit 1991 Unesco-Weltkulturerbe.

Mit der Eingliederung in das Erzbistum Mainz verlor das Kloster im 13. Jahrhundert an Einfluss. In der Reformationszeit erlosch das klösterliche Leben schließlich. Von der einstigen Bedeutung des „verlorenen Klosters“ zeugen 1.250 Jahre nach seiner Gründung neben der „Königshalle“ noch ein romanisches Kirchenfragment und die Umfassungsmauern. Zuletzt erhielt das Klosterareal für mehr als 12 Millionen Euro ein neues Gesicht. Seither kann man das besondere Fleckchen Erde auf einem drei Kilometer langen Rundweg erkunden.


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