… zu den weltweit wichtigsten Glaubensschriften zählt?

Hört man das Wort Reformation, so denkt man zu allererst an Martin Luther und seine 95 Thesen, die er am 31. Oktober 1517 eigenhändig an die Schlosskirche zu Wittenberg genagelt haben soll. Auch Johannes Calvin, Philipp Melanchthon oder Huldrych Zwingli kennt man als wichtige Akteure der kirchlichen Erneuerungslehre. Aber Kurfürst Friedrich III. und Heidelberg?

Kurfürst Ottheinrich

 

Zeitsprung zurück in die Mitte des 16. Jahrhunderts: Mit dem Augsburger Religionsfrieden von 1555 wurden die grundlegenden Bedingungen für ein Nebeneinander der verschiedenen Konfessionen im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nationen manifestiert. Es galt der Grundsatz „cuius regio, eius religio“ (wer regiert, bestimmt das Bekenntnis). Kurfürst Ottheinrich, seit 1556 Regent in Heidelberg, führte den Protestantismus in der bislang katholischen (Kur-)Pfalz ein. Nach nur drei Jahren an der Macht starb er 1559 kinderlos. Sein Reformationswerk blieb unvollendet.

 

Die Bevölkerung war durch den Konfessionswechsel und die verschiedenen protestantischen Denkrichtungen äußerst verwirrt. Nicht zuletzt deshalb fühlte sich der neue Regent Friedrich III. (Beiname „Der Fromme“) dazu berufen, Klarheit zu schaffen. Er beauftragte den Heidelberger Dogmatik-Professor und Calvin-Schüler Zacharias Ursinus, ein Lehr- und Unterrichtsbuch für Kirche und Schulen zu schreiben. 1563 legte Ursinus eine Glaubensschrift mit 129 Antworten auf grundlegende Fragen zu Sünde, Erlösung und Dankbarkeit vor.

Einst für die Kurpfälzer verfasst, ist der sogenannte Heidelberger Katechismus noch heute die bedeutendste Bekenntnisschrift der reformierten Kirche. In 40 Sprachen übersetzt gibt er mehr als 20 Millionen Christen Orientierung im Glaubensalltag.