… die Grundlagen für die moderne Wetteraufzeichnung gelegt wurden?

Wir begeben uns in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts. Der Geist der Aufklärung wehte durch Europa und fiel auch in der Kurpfalz auf fruchtbaren Boden. Seit 1742 hatte Kurfürst Carl Theodor in der Residenzstadt Mannheim das Sagen. Unter seiner Herrschaft entwickelte sich die Stadt zu einem der bedeutendsten Zentren des barocken Europas. Die Wirtschaft florierte und auch Kunst und Wissenschaft erlebten eine Blütezeit.

1760 kam der 27-jährige Johann Jakob Hemmer nach Mannheim. Sein in Köln abgeschlossenes Studium der Philosophie, Mathematik und Theologie verhalf ihm zu einer Anstellung als Kaplan am Hofe des Kurfürsten. Ebenso wie der Regent war Hemmer überaus interessiert an den Naturwissenschaften. Die 1763 auf Anregung von Voltaire in Mannheim gegründete „Kurpfälzische Akademie der Wissenschaften“ war daher ein Glücksfall für ihn. Dort konnte Hemmer seinem Forscherdrang uneingeschränkt nachgehen. 1776 entwickelte er z.B. einen fünfstrahligen Blitzableiter, der in Süddeutschland rasch Verbreitung fand und heute noch auf den Dächern des Schwetzinger Schlosses zu sehen ist.

Auf dem Gebiet der Meteorologie machte sich das Universalgenie allerdings nicht mit dem „Hemmerschen Fünfspitz“ einen Namen, sondern mit seinem Beitrag zur Wetterkunde. Unter seiner Federführung wurde 1780 an der Mannheimer Akademie die „Societas Meteorologica Palatina“ gegründet. Ihr Ziel: genaue Wettervorhersagen zur Steigerung der Erträge in der Landwirtschaft. Über Kontakte zum Jesuiten-Orden baute Hemmer in der Folgezeit das erste weltweite Netz zur Wetterbeobachtung auf. An 39 Stationen – vom Ural bis Nordamerika – zeichneten Helfer mit gleichen Geräten und nach einheitlichen Verfahren das Witterungsgeschehen auf und übermittelten ihre Daten zur Auswertung nach Mannheim.

Wenn auch der Tod Hemmers 1790 das vorläufige Aus für die systematische Wetteraufzeichnung bedeutete, so bildeten die von ihm entwickelten Standards die Grundlage für die moderne Wetterstatistik. Auch heute noch werden zu den sog. „Mannheimer Stunden“ – 7, 14 und 21 Uhr – die wichtigsten Eckwerte wie Temperatur, Windrichtung oder Luftfeuchte gemessen und daraus Tages- und Jahresmittelwerte errechnet.