… den Weihnachtsmann erschuf?

Denkt man an den Weihnachtsmann, so haben viele sofort ein bestimmtes Bild vor Augen: mollig, rot-weiß gewandet und mit langem Rauschebart. Schöpfer dieses Stereotyps ist Thomas Nast, der bedeutendste amerikanische Karikaturist des 19. Jahrhunderts – geboren am 27. September 1840 im südpfälzischen Landau.

Bereits im zarten Alter von sechs Jahren wanderte Nast von Landau nach New York aus, um – ähnlich wie viele andere Familien aus der Region – den ärmlichen Verhältnissen zu entkommen. Nast war noch zu jung, um die politischen Umbrüche zu verstehen in einer Zeit zwischen Hambacher Fest und Deutscher Revolution. Doch sollte Politik eine zentrale Rolle in seinem späteren Leben spielen.

Thomas Nast

Angekommen im Land der unbegrenzten Möglichkeiten, tat sich Nast zunächst sehr schwer mit der neuen Sprache. Für Aufmerksamkeit sorgte hingegen sein besonderes Talent fürs Zeichnen. Schon mit 14 durfte er an der National Academy of Design studieren. Mit 15 arbeitete er bereits als Illustrator. In den 1860er Jahren avancierte er schließlich zum einflussreichsten politischen Karikaturisten in einem vom Bürgerkrieg erschütterten Land. Wie kaum ein zweiter schaffte er es, auch schwierige Themen verständlich und prägnant für die Massen darzustellen. Dies brachte ihm die Wertschätzung der US-Präsidenten Lincoln und Grant ein, für die er erfolgreich die „Werbetrommel“ rührte. Seine Schöpfungen sind bis heute fester Bestandteil der allgemeinen Ikonographie wie etwa „Uncle Sam“ oder die Symbole „Esel“ für die Demokratische und „Elefant“ für die Republikanische Partei der USA.

In der Illustrierten „Harper’s Weekly“ erschien schließlich Nasts erste Darstellung von „Santa Claus“. Als Vorbild diente ihm der aus seinen Kindertagen bekannte „Belzenickel“ – eine laut pfälzischem Wörterbuch vermummte Gestalt, die zur Adventszeit die braven Kinder belohnt und die schlimmen tadelt. Mit der um 1889 erschienenen Werksammlung „Christmas drawings for the human race“ manifestierte Nast das bis heute bei Millionen Kindern populäre Bild des gütigen, lustigen Weihnachtsmanns – noch Jahrzehnte bevor Coca-Cola sich diesen als Werbefigur zunutze macht.

Ruhm und Ehre sollten Nast jedoch nicht lange vergönnt sein. Präsident Roosevelt erwies ihm einen vermeintlichen Freundschaftsdienst, indem er ihn 1902 als Botschafter nach Ecuador schickte. Nur ein halbes Jahr später erlag Nast dort dem Gelbfieber. Er starb am 7. Dezember – einen Tag nach Nikolaus. Seine letzte Ruhestätte findet er auf einem Prominenten-Friedhof in der New Yorker Bronx.

In Landau erinnern heute nicht nur der Thomas-Nast-Nikolausmarkt, sondern auch sein Geburtshaus („Rote Kaserne“) sowie eine Straße, eine Grundschule und ein Verein an den berühmten Sohn der Stadt.