Ralf LaubscherRalf Laubscher & Ziplinepark Elmstein UG

Zip Zip, Hurra!

Durch den Wald wandern ist schön. Durch den Wald fliegen ist noch schöner – aber auch ganz schön anders. Wer den Ziplinepark Elmstein besucht, sieht den Wald vor lauter hohen Bäumen erst richtig.   

So, jetzt einfach einen Schritt nach vorne treten. Lukas hat sich das irgendwie leichter vorgestellt. Jetzt kämpft er mit Schnappatmung und sieht aus, als ob er am liebsten einen Baum umarmen würde. 25 Meter unter uns, ein kleiner Farbklecks im Unterholz, steht seine Freundin und ruft zum dritten Mal: „Spring doch, Schatz!“ Und Lukas springt. Ein kurzes Rauschen in der Luft, und plötzlich steht man ganz alleine da oben – auf einer knapp fußbreiten Plattform in der Krone einer haushohen Buche.

Betriebsleiter Karl Haag (rechts) und Ziplinepark-Mitarbeiterin Nora.

Was für eine Aussicht. Ringsherum, soweit das Auge reicht, einfach nur Wald. Das Biosphärenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen ist ein grün schimmerndes Meer von einem Wald, man muss es nur mal von oben betrachten. Aber keine Zeit für Waldromantik. Eben kommt Karl Haag, der Betriebsleiter des Ziplineparks Elmstein, von der Riesenfichte nebenan gesegelt. Ganz locker hängt er am Stahlseil, landet lachend passgenau auf der Plattform und verbreitet ein dringend benötigtes Gefühl: Sicherheit. Nun ist der nächste der heutigen Gruppe an der Reihe und der Chef checkt, ob alles passt. Ob der Anseilgurt sitzt, die beiden Sicherungskarabiner korrekt eingehängt sind, die Seilrolle flutscht und ob auch sonst alles im grünen Bereich ist. Klar, wenn da nicht noch dieser Schritt nach vorne in die Leere der guten Pfälzerwaldluft wäre. Und plötzlich rast der Waldboden auf den mutigen Springer zu, ein Adrenalin-Schub flutet den Kreislauf – bis der Sturzflug dank einer automatischen Abseilrolle in sanftes Schweben übergeht. Unten steht Lukas und lacht. Das war alles? Null Problem!

Der nächste Baum ist nun nicht immer der Schwerste. 18 Seilstrecken und vier gesicherte Absprünge wollen im Ziplinepark Elmstein gemeistert werden, und spätestens nach dem zweiten Flug wird aus Verkrampfung Neugier, dann Vertrauen und schließlich sogar Mut. Peter, der aus Ludwigshafen zum „Zippen“ ins Elmsteiner Tal gekommen ist, ruft „Wer bremst, verliert“ und wirft sich forsch ins Stahlseil. Die Tragrolle beginnt zu surren und ab geht’s: Der Wind zischt, das Herz lacht, links und rechts huschen im Zeitraffer Baumkronen vorbei. Schließlich taucht die Ziel-Plattform auf, und man ahnt wie es sich anfühlt, wenn ein Vogel sein Nest ansteuert.

„Die nächste Strecke ist die längste und schnellste“, warnt Karl Haag. „Es sind 120 Meter – da müsst ihr am Ende ein bisschen bremsen, um nicht den Baum zu küssen.“ Die meisten in der heutigen Gruppe würden es glatt tun. Alle sind happy und es gibt keine Blockaden. „Kommt schon mal vor, dass jemand in 20 Meter Höhe das Herz in die Hose rutscht“ sagt Karl Haag, der seit der Eröffnung des Parks schon viele Gruppen unfallfrei geführt hat. „Aber kein Problem: Dann seilen wir einfach ab“.

„Wenn wir nicht wollen, brauchen wir nicht erwachsen zu werden“.

Erst gar nicht rauf will Kerstin, die ihren Mann begleitet. „Ich hab‘ Höhenangst“ sagt die leidenschaftliche Wanderin, die der Zipline-Strecke lieber auf dem sicheren Waldboden folgt. Und das hat schließlich auch was. Die fliegenden Menschen zwischen den Bäumen sehen von unten lustig aus. Kein Wunder, dass der Park auch immer öfter Wanderer anlockt, die mit einer Mischung aus Verwunderung und Bewunderung das Auf und Ab an den Seilen beobachten.

Kletterturm Hochseilgarten, es seilt sich jemand ab

„Inzwischen sind wir akzeptiert und respektiert“, sagt Rene Verdaasdonk. Der gebürtige Holländer sitzt mit einer Apfelschorle auf der Terrasse des Sportvereins Iggelbach und blinzelt lächelnd in die strahlende Sonne. Vor über 20 Jahren hat er sich in die Pfalz verliebt und beschloss nach Elmstein zu ziehen. „Ich mag die Mentalität der Leute hier, aber auch diese einzigartige Landschaft – wir leben hier mitten im Wald und genießen trotzdem eine super Infrastruktur mit den Städten Neustadt und Kaiserslautern ganz in der Nähe.“ Er ist Geschäftsführer eines Unternehmens für Spezialdüngemittel, Mitte Juni wurde er zum Bürgermeister der Gemeinde Elmstein gewählt und „nebenbei“ leitet er auch den ersten Ziplinepark in der Metropolregion. „Ich hatte einfach Lust auf was anderes und bin eher zufällig auf das Thema Zipline gestoßen“, erzählt er. Mit seinen Mitarbeitern besuchte er vor Jahren einen Ziplinepark am Ochsenkopf in Franken, war begeistert und beschloss mit dem dortigen Geschäftsführer Christof Mahler, die Idee in die Pfalz zu exportieren. Im Trio mit dem Elmsteiner Kommunikationsdesigner Bernd Fink wurde aus der Vision Wirklichkeit.

Doch es dauerte zwei Jahre, bis der Park eröffnen konnte. Durch die Anbindung des Parks an den Sportverein Iggelbach waren die Baugenehmigungen zwar kein großes Problem, doch dafür sorgte ein kleiner Planungsfehler für größere Aufregung. Der riesige, insgesamt 179.000 Hektar große Naturpark Pfälzerwald ist in Schutzzonen eingeteilt, unter denen „Kernzonen“ den höchsten Schutz genießen. „Unser Ziplinepark liegt in einer Entwicklungszone, die die niedrigsten Anforderungen stellt“, erklärt Rene Verdaasdonk. „Aber ein kleiner Teil der Strecke berührte eine Stillezone, für die keine naturschutzfachliche Vorgabe existiert, die aber der Erholung in der Stille vorbehalten ist.“

Also wurde die Routenführung geändert und im Sinne des Naturschutzes viel getan: „Kein Baum wurde für den Ziplinepark gefällt“, betont Karl Haag, der selbst gelernter Baumpfleger ist. „Für unsere Plattformen haben wir ein Bohrverfahren angewendet, das für die Vitalität der Bäume unproblematisch ist. Außerdem haben wir Ausgleichsflächen geschaffen, und in den weitläufigen Wäldern gibt es für das Wild ausreichend Raum“.

Wer wie Karl in Elmstein geboren ist, ist dem Wald eng verbunden. Noch vor 100 Jahren lebte fast die ganze Gemeinde von der Waldwirtschaft. Doch heute sind die großen Sägewerke geschlossen und die Natur und die Geschichte des Tals werden mit touristischen Attraktionen wie dem Kuckucksbähnel oder der Elmsteiner Schmiede immer wichtiger. Inzwischen wird nicht nur an Wochenenden und Feiertagen im Elmsteiner Ortsteil Iggelbach gezippt, sondern auch unter der Woche ist das über 16-köpfige Team gut ausgelastet. Jugendliche ab 12 Jahren und Erwachsene können hier Touren für sich selbst oder für Gruppen buchen. Die Ausrüstung wird geliehen und es braucht nichts mehr als Entdeckerfreude und ein bisschen Mut für die etwa zwei- bis dreistündige Zip-Runde.

An schönen Tagen herrscht auf der Terrasse des Sportvereins, die gleichzeitig das Basecamp des Ziplineparks ist, harmonischer Hochbetrieb. Hier sitzen Tagestouristen, Einheimische, Fußballer, Tennispieler, Zipliner und Wanderer gut gelaunt beisammen, um bei Wurstsalat mit Bratkartoffeln oder einem Pfälzer Schoppen das Leben im Pfälzerwald zu feiern.

Wer sich von hier auf den Heimweg macht, wird am Ausgang des Parks ein Plakat mit einem Pippi Langstrumpf-Zitat bemerken. „Wenn wir nicht wollen, brauchen wir nicht erwachsen zu werden“ ist da zu lesen. Besser kann man kaum beschreiben, warum es manchmal einfach schöner ist, durch den Wald zu fliegen.


www.zipline-elmstein.de

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