… die Grundlagen für die moderne Raumfahrt legte?

Er studierte weder Physik noch Astronomie und dennoch gilt er als einer der Wegbereiter der modernen Raumfahrt: Walter Hohmann. 1880 in Hardheim geboren, wuchs der Sohn eines praktischen Arztes im Odenwald und in Südafrika auf. Nach dem Studium in München arbeitete er ab 1904 als Prüfingenieur für Baustatik zunächst in Wien, Berlin, Hannover und Breslau bevor er 1912 als Leiter der Statikabteilung nach Essen wechselte.

Walter Hohmann

Auch in seiner Freizeit balancierte der Kepler-Verehrer freudig mit Zahlen. Zwischen 1911 und 1915 stellte Hohmann erstmals Berechnungen an, „wie groß, wie schwer und wie leistungsfähig ein raketengetriebenes Raumschiff sein müsste, um auf sonnenumrundenden Ellipsenbahnen bei geringsten Energieaufwand zu anderen Planeten zu gelangen“, wie es später Wernher von Braun würdigte. Die Überwindung der Erdanziehung beschäftigte ihn dabei ebenso wie der Wiedereintritt in die Erdatmosphäre bei extrem hoher Geschwindigkeit. 1925 schließlich veröffentlichte der Hobby-Astronom das 88-seitige Werk „Die Erreichbarkeit der Himmelkörper“, das später auch ins Englische und Russische übersetzt wurde. Noch über seinen Tod im Jahr 1945 hinaus galten Hohmanns Überlegungen unter Naturwissenschaftlern als Utopie. Erst als die Amerikaner Anfang der 1960er-Jahre ihr Apollo-Programm starteten, griffen sie etwa bei der Berechnung der Raumflugbahn oder der Raumschiff-Konstruktion auf Hohmanns Erkenntnisse zurück.

In seinem Geburtsort Hardheim wurde man erst im Jahr 1958 auf den wohl berühmtesten Sohn der Stadt aufmerksam. Ein Professor der Pennsylvania State University nahm elf Jahre vor der ersten Mondlandung Kontakt mit der Gemeindeverwaltung auf, um mehr über Hohmanns Familie und Herkunft in Erfahrung zu bringen. Heute würdigt das Erftal-Städtchen den Raumfahrt-Pionier nicht nur mit dem Astronomie-Arbeitskreis Walter-Hohmann-Sternwarte, einem nach ihm benannten Schulzentrum sowie einem Planetenweg, sondern seit 2012 auch mit einem 12,4 Meter hohen und acht Tonnen schweren Modell der europäischen Trägerrakete Ariane V. Bereits 1970 erhielt ein Krater nahe dem Rand auf der Mondrückseite in Würdigung der herausragenden wissenschaftlichen Leistungen seinen Namen.