Stephan WolfClaus Geiss

Zwischen Himmel und Erde

„Damit wollen wir fliegen?“ Ungläubig stehen wir vor dem knapp 300 Kilo leichten Tragschrauber auf dem Mannheimer City Airport. Mona Hörig macht die Klappe des gelben Mini-Hubschraubers auf, der für zwei Personen Platz bietet, wirft den Motor an – und ab geht es in den Himmel über der Stadt.

Sie ist erst 23 Jahre alt, hat aber schon mehr als 5.000 Flugstunden und weit über 20.000 Landungen mit ihrem Tragschrauber absolviert. Mit 13 wurde sie bei einem Rundflug über den Harz vom Fliegen infiziert. Seitdem sie 18 ist, gibt sie selbst Flugstunden und ist wohl eine der jüngsten Fluglehrerinnen Deutschlands. Mit 14 machte sie den ersten Segelflugschein, zwei Jahre später folgte die Lizenz für den Tragschrauber.

Am Anfang waren ihre Eltern ziemlich entsetzt, als sie vom Berufswunsch ihrer Tochter erfuhren. Aber das hat sich gelegt. Heute betreibt Mona Hörig auf dem Mannheimer City Airport erfolgreich eine Flugschule und lässt pro Jahr rund 30 Schüler in die Luft gehen. „Mit dem Gyrocopter lernt man sehr schnell fliegen“, sagt sie als wir in das Fluggerät einsteigen, das nicht viel mehr als ein Auto der oberen Mittelklasse kostet. Und mit 15 Litern Benzin bei 115 PS für ein Fluggerät auch vergleichsweise wenig verbraucht.

„Nur den Steuerknüppel und den Gashebel bedienen“, sagt sie noch, als wir auf die Startbahn rollen. Nach knapp 70 Metern erheben wir uns in die Lüfte, wir fliegen. Und in gut 1000 Metern Höhe dürfen staunende Flugschüler auch mal den Steuerknüppel übernehmen. „Es ist eine absolut sichere Maschine“, versichert sie und erklärt geduldig, das so ein Gyrocopter nicht einfach vom Himmel fallen kann. Wenn der Motor ausfällt, kann man im Gleitflug praktisch noch überall landen.

Aussicht aus dem Tragschrauber

Seit 2011 lebt Mona Hörig in der Region und hat sie aus einem Blickwinkel lieben gelernt, den die meisten Menschen nicht kennen: von oben. Wir fliegen jetzt Mona Hörigs Lieblingsroute von Mannheim in Richtung Süden nach Schwetzingen und kreisen wenige Minuten später schon über dem Schlosspark. Das „kleine Versailles“ sieht aus 500 Metern Höhe noch imposanter aus. Weiter geht es über den Hockenheimring und dann nach Heidelberg. Wir überfliegen den Neckar und lassen die verwinkelte Altstadt unter uns liegen, bis wir am Heidelberger Schloss vorbei ins Neckartal schweben.

„Die Metropolregion ist zwar sehr dicht besiedelt“, findet Mona Hörig, „aber es fasziniert mich immer wieder, wie viel Natur uns umgibt. Leute die einen Rundflug mit mir machen, sind total beeindruckt, wie grün die Region doch ist“. Und tatsächlich gibt es von oben viel zu entdecken. Das Neckartal und der anschließende Odenwald wirken wie eine romantische Spielzeuglandschaft, während der Flug über die fast endlos scheinenden Waldflächen des Biosphärenreservats Pfälzerwald einen eher ernsten, fast wilden Charakter offenbart.

Mona-Hörig-3_Claus-Geiss

Inzwischen kennt die 23-Jährige die Gegend in jedem Detail. Für den Mannheimer Radiosender Radio Regenbogen ist sie als „Stauschrauber“ über den Autobahnen unterwegs, um Verkehrsstörungen aufzuspüren, macht Live-Reportagen, dreht Videos und schießt Fotos von den Autokolonnen, die wie Würmer durch die Landschaft kriechen.

Wer lernen will, wie man mit dem Gyrocopter fliegt, muss ein bisschen Zeit mitbringen. 60 theoretische und 30 praktische Flugstunden dauert es in der Regel bis zum Flugschein. Das kostet rund 7.000 Euro und ist damit natürlich deutlich günstiger als die Anschaffung eines eigenen Flugzeugs. Aber das Gefühl, eine richtig große Maschine zu fliegen, das kann man bei Mona Hörig auch erleben. Seit zwei Jahren besitzt sie einen Simulator für eine Boing 737 und neuerdings steht auch das originalgetreue Cockpit des A 380 in ihrer Flugschule bereit. Die internationalen Flugrouten Richtung Süden führen von Frankfurt quer über die Metropolregion – doch die Region lässt sich von oben viel besser mit dem Tragschrauber entdecken. Ein einzigartiges Erlebnis.


 

Mehr Informationen: www.ul-mannheim.de

Foto ganz oben: Fotolia/Up2Data

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