… im südhessischen Heppenheim gegründet wurde?

Die Geschichte der „Freien Demokratischen Partei“ ist eine wechselvolle. Lange Zeit Zünglein an der Koalitions-Waage, scheiterte sie bei der Bundestagswahl 2013 erstmals an der von ihr 1953 mitbeschlossenen 5-Prozent-Hürde. Seit der Bundestagswahl 2017 sind die freien Demokraten zurück im Reichstagsgebäude. Was kaum einer weiß: Ihren Anfang nahm die FDP in der Rhein-Neckar-Region, genauer gesagt im südhessischen Heppenheim. Dort trafen sich im Dezember 1948 im Gasthof „Zum Halben Mond“ führende Liberale aus den Landesverbänden, um eine gesamtdeutsche Partei zu gründen. Der Ort war mit Bedacht gewählt.

Bereits im Oktober 1847, also knapp 100 Jahre zuvor auf dem Höhepunkt des sogenannten deutschen Vormärz, hatten sich 18 einflussreiche Liberale aus dem Südwesten im „Halben Mond“ versammelt. Dort berieten sie sich über die angespannte politische Situation. Deutschland glich zu dieser Zeit einem Flickenteppich. Zwar hatte man beim Wiener Kongress 1815 den Deutschen Bund gegründet. Doch unter Führung Österreichs entwickelte sich der lose Zusammenschluss immer mehr zum Vollzugsorgan der Restauration. Die Landesfürsten taten alles, um die monarchische Legitimität aufrecht zu erhalten. Liberales, nationales und demokratisches Gedankengut, das in der Bürgerschaft immer mehr Anhänger fand, wurde mit polizeilichen und rechtlichen Mitteln unterdrückt. Politische Vereine waren verboten; die Meinungs-, Presse- und Versammlungsfreiheit stark beschnitten.

Davon ließ sich die politische Opposition allerdings nicht einschüchtern. Man traf sich heimlich und schmiedete Pläne für die Zukunft. So auch bei der Zusammenkunft in Heppenheim 1847. Zum Kreis der Teilnehmer zählten viele Politiker, die später den Gang der März-Revolution und das Werk der Frankfurter Nationalversammlung prägten (u.a. Friedrich Daniel Bassermann aus Mannheim). Wie schon die Protagonisten des Hambacher Festes in Neustadt an der Weinstraße (1832) machten sie sich für die nationale Einheit stark und forderten im sogenannten „Heppenheimer Programm“ u.a. Bürgerrechte, Pressefreiheit, Trennung von Verwaltung und Justiz, Befreiung von Frondiensten sowie kommunale Selbstverwaltung.

Theodor Heuss und Konrad Adenauer

Auf diese liberalen Grundwerte beriefen sich auch die Teilnehmer des Treffens im Jahr 1948, das unter ähnlichen Rahmenbedingungen stattfand. Deutschland lag nach dem Zweiten Weltkrieg in vielerlei Hinsicht in Trümmern. Politische Zusammenschlüsse durften nur mit Zustimmung der Besatzungsmächte gegründet werden, was dazu führte, dass sich Parteien zunächst auf der regionalen Ebene konstituierten. Gleichzeitig gab es jedoch Bestrebungen, die liberalen Landesverbände in einer gesamtdeutschen Partei zu vereinen – trotz gravierender Unterschiede in der politischen Ausrichtung. Nach einem gescheiterten Versuch im Jahr 1947, nahmen die 13 Landesverbände der westlichen Besatzungszonen 1948 einen neuen Anlauf: Sie trafen sich im „Halben Mond“ in Heppenheim und riefen dort, an historischer Stelle, am 11. Dezember die FDP ins Leben. Zum Vorsitzenden wählten sie Theodor Heuss, der 1949 erster Präsident der Bundesrepublik Deutschland wurde. Heuss lebte übrigens zwischen 1943 und 1945 mit seiner Frau Elly in Heidelberg. Dort gründete er gemeinsam mit Rudolf Agricola und Hermann Knorr die Rhein-Neckar-Zeitung, eine der ersten Tageszeitung im Nachkriegs-Deutschland. Aber das ist eine andere Rhein-Neckar-Geschichte …