… die Heimat von Amerikas erstem Millionär war?

„Daheim hast du nichts, und Daheim wird aus dir Nichts als ein armer Schlucker“ – diese Worte stammen aus der ersten Biographie über Johann Jakob Astor. Ob sie tatsächlich auch ausgesprochen wurden, oder der blühenden Fantasie des Autors Wilhelm Oertl Horn entsprangen, ist bisweilen unklar. Denkbar wäre es jedenfalls, wenn man sich die frühen Lebensjahre des ersten Millionärs der Vereinigten Staaten vor Augen führt.

Johann Jakob Astor wurde 1763 als sechstes von zwölf Kindern im nordbadischen Walldorf geboren. Sein Vater, ein armer Metzger, war kaum in der Lage, die Familie zu ernähren. Mit 16 Jahren verschlug es Johann Jakob daher nach London, wo er bei seinem Bruder unterkam. In Englands Kapitale lernte er, Musikinstrumente zu bauen und kaufte sich von seinen Ersparnissen schließlich ein Ticket für die Atlantikquerung. Im Frühjahr 1784 erreichte er New York, wo sein Bruder Johann Heinrich als Metzger arbeitete.

Zunächst verdingte sich Johann Jakob in der „Neuen Welt“ mit Gelegenheitsarbeiten. Doch er fand schnell Anschluss, weil er im Gegensatz zu vielen anderen Einwanderern der englischen Sprache mächtig war. Und mit der Heirat der Amerikanerin Sarah Todd machte er 1785 eine gute Partie: Ihre Familie war bestens mit New Yorker Kaufleuten und Reedern vernetzt. Anfangs importierte Johann Jakob Musikinstrumente, später stieg er in den Pelzhandel ein. Die Geschäfte florierten. Seine Schiffe fuhren bis nach China, wo sie wiederum Tee, Porzellan und Seide für den amerikanischen Markt luden. Mit den Gewinnen kaufte der Tycoon hektarweise Grundstücke in Manhattan.

Büste John Jacob Astor

Der Erfolg hatte allerdings seinen Preis. Die Gesundheit litt. Nach und nach überließ Johann Jakob die Geschäfte seinem zweitältesten Sohn William. Am 29. März 1848 starb er. Sein geschätztes Vermögen: mindestens 20 Millionen Dollar – nach heutigen Maßstäben rund 100 Milliarden Euro. Damit liegt er in der Forbes-Liste der reichsten Amerikaner aller Zeiten auf Platz vier. Noch heute trägt vieles, was mit Luxus in Verbindung gebracht wird, den Namen Astor. So zum Beispiel das legendäre Hotel „Waldorf Astoria“ in New York, das seine Nachkommen begründeten.