… Demokratiegeschichte geschrieben wurde?

Wir gehen zurück in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts. Überall in Europa keimt liberales Gedankengut. So zum Beispiel in Frankreich, wo das Bürgertum im Juli 1830 den Bourbonen-König Karl X. stürzt und den „Bürgerkönig“ Louis Philippe inthronisiert. Aus Angst, die liberale Bewegung könne auf den Deutschen Bund überschwappen, schränken viele adlige Herrscher die Freiheitsrechte der Menschen ein. So auch in der Pfalz, die seit dem Vertrag von München (1816) zum Königreich Bayern gehört. Doch nicht nur das: Die bayerische Obrigkeit belegt die Betriebe mit hohen Zöllen und Steuern. Die vormals florierende Wirtschaft kommt immer mehr zum Erliegen.

In diesem, sowohl politisch als auch wirtschaftlich angespannten Umfeld, entwickelt sich eine Protestbewegung, an deren Spitze die beiden Publizisten Philipp Jakob Siebenpfeiffer und Johann Wirth stehen. Sie kämpfen für ein freies und geeintes Deutschland. Da politische Kundgebungen verboten sind, organisieren sie mit Gleichgesinnten ein „Volksfest“ auf dem Hambacher Schloss. Am 27. Mai 1832 zieht ein riesiger Tross zum Auftakt der Veranstaltung hinauf zur Ruine auf den Schlossberg. Unter den Demonstranten aus allen deutschen Kleinstaaten und sogar dem Ausland ist auch der Neustadter Johann Philipp Abresch. Als Symbol für Freiheit, Bürgerrechte und Toleranz schwenkt er eine schwarz-rot-goldene Fahne mit der Aufschrift „Deutschlands Wiedergeburt“ – die Geburtsstunde der deutschen Flagge, wie wir sie heute kennen. Über die vier Festtage hinweg demonstrieren bis zu 60.000 Menschen und ebnen damit – trotz vermehrter Repression – den Weg für die Deutsche Revolution 1848/49.

Tipp: Die historische Flagge kann man am Ort des Geschehens in der Dauerausstellung „Hinauf, hinauf zum Schloss!“ bewundern. Zugleich hat man vom Hambacher Schloss aus, das aufgrund der Ereignisse im Jahr 1832 als „Wiege der deutschen Demokratie“ bezeichnet wird, einen herrlichen Blick über die Metropolregion Rhein-Neckar.